Duisburg. Mahmut Özdemir hat einen weiteren Mitbewerber: Auch Duisburgs ehemaliger Stadtdirektor Jürgen C. Brandt will Chef der SPD Duisburg werden.

Im erbitterten Streit um die Führung der SPD Duisburg seien Freundschaften zerbrochen, berichtete ein Genosse beim digitalen Parteitag des Unterbezirks im Juni. Damals stimmten 104 von 183 Delegierten gegen eine Satzungsänderung, die eine Doppelspitze ermöglicht hätte – und somit auch gegen die Landtagsabgeordnete Sarah Philipp (38) und Oberbürgermeister Sören Link (45). Zwei Tage darauf zogen die beiden ihre gemeinsame Kampfkandidatur gegen den Bundestagsabgeordneten Mahmut Özdemir (34) zurück, obwohl sie bei einer umstrittenen Mitgliederbefragung eine knappe Mehrheit erhalten hatten. Am Samstag endlich wählen die Genossinnen und Genossen beim ersten Präsenzparteitag seit der Corona-Pandemie einen neuen Vorsitzenden – einen Nachfolger des Ende 2019 zurückgetretenen Ralf Jäger. Favorit Özdemir hat nun weitere Konkurrenz erhalten.

Denn auch Jürgen C. Brandt steht am Samstag in der Homberger Glückauf-Halle als Vorsitzender zur Wahl. Das hat der ehemalige Duisburger Stadtdirektor jetzt in einem Bewerbungsschreiben an die 200 Delegierten erklärt.

SPD Duisburg: Jürgen C. Brandt tritt gegen Mahmut Özdemir an

Der 66-Jährige ist in Partei und Stadt bekannt: Er war von 1990 bis 1999 Beigeordneter der Stadtverwaltung, danach unter SPD-Oberbürgermeisterin Bärbel Zieling Stadtdirektor. 2009 trat der Jurist erfolglos als OB-Kandidat gegen Adolf Sauerland an.

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In seinem Bewerbungsschreiben begründet Brandt seinen Entschluss, ihn treibe die „Sorge um, mangelnde Geschlossenheit und ungelöste Konflikte könnten unsere Erfolge als bürgernahe Partei gefährden“. So verlangten „irritierende Erlebnisse der letzten Monate“ nach „guten Lösungen“. An die Delegierten direkt schreibt er: „Ich bin mir sicher, dass Euch die momentane Lage in der Duisburger SPD genauso schmerzt wie mich.“ Ihm persönlich gehe es bei seiner Kandidatur um „Zusammenhalt und politische Zukunftsfähigkeit“. Darauf sei sein persönlicher Ehrgeiz „für die nächsten zwei Jahre beschränkt“, versichert Brandt.

Der 66-Jährige bringt sich als Übergangslösung ins Spiel: Die SPD Duisburg brauche „JETZT zuerst eine Übergangsphase zum Durchatmen, zum Neuorientieren und zur Vertrauensbildung“. Er wolle mit „Geduld, Führungsstärke und 50-jähriger Parteierfahrung“ für Meinungsaustausch und Zusammenhalt eintreten und den „solidarischen Dialog zwischen unseren Gremien neu beleben“.

Bleibt es beim Dreikampf?

Somit haben bislang drei Einzelbewerber ihre Kandidatur bekannt gemacht: Brandt, Özdemir und Dr. Norbert Fabian. Dieser hatte im Juni angekündigt, sich zur Wahl zu stellen. Der pensionierte Lehrer engagiert sich seit Mitte der 1980er-Jahre im Ortsverein Rheinhausen-Mitte.

Sollte es weitere Bewerberinnen oder Bewerber geben, dürften diese ihren Hut auch am Samstagmorgen auf dem Parteitag noch in den Ring werfen.

Das bestätigt Katja Kleegräfe, die neue Geschäftsführerin der SPD Duisburg. Der Vorsitzende müsse im ersten Wahlgang mehr als die Hälfte der Stimmen auf sich vereinen, so Kleegräfe, „im zweiten reicht die einfache Mehrheit“.

Auch zwei Stellvertreter werden gewählt

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Neu besetzt werden wie zahlreiche Vorstandsposten auch die Positionen der beiden stellvertretenden Vorsitzenden. Das waren vor dem überraschenden Rücktritt des langjährigen Vorsitzenden Ralf Jäger (60) vor fast zwei Jahren die Landtagsabgeordnete Sarah Philipp (38) und Gisela Walsken (63), Regierungspräsidentin in Köln. Sie führen die SPD seither gemeinsam kommissarisch und zählen im parteiinternen Machtkampf zu den Gegnern Özdemirs.