Duisburg. Bis zu zwei Millionen Fans haben sie im Netz: Hunde können als Petfluencer Karriere machen. Warum die Vierbeiner nun in Duisburg trainierten.

Der braun weiß gepunktete Australian Shepherd mit seinen blauen Augen wartet auf Besitzerin Janina Richartz (22), bis sie das Kommando gibt. Auf los geht’s los! Auf den Viersprung. Die Duisburger Hundetrainerin Melanie Fydrich hat ein Auge auf das Duo aus Solingen. „Stell dich neben Ivy. Auf die andere Seite. Dann kann sie das Gewicht besser verlagern und steht sicherer.“ Janina Richartz reagiert und Hund Ivy (1) folgt. Die junge Aussie-Hündin ist eine von zehn Petfluencern, die jetzt bei Top-Dog-Gewinner Trouble und Besitzerin Melanie Fydrich in der Hundeschule Heinrichsen in Neumühl zu Besuch waren.

Petfluencer sind tierische Influencer, die auf Instagram, Facebook oder Youtube einen eigenen Account haben und durch Kooperationen mit Firmen zum Beispiel Futter bekommen oder auch mit Werbung richtiges Geld verdienen. Der Star ist der Hund! Bis zu zwei Millionen Nutzer verfolgen in den sozialen Netzwerken, was die Vierbeiner aus Frankfurt, Bielefeld oder Essen so treiben. Das Haustier wird zum Influencer. Jeden Tag muss der Besitzer ein perfektes Bild, das am besten mit einer Spiegelreflexkamera entstanden ist, am Computer bearbeiten und dann im Internet hochladen und die Follower füttern.

Training in Duisburg: Petfluencer kämpfen um Fans bei Instagram

Linda Köhler (35) aus Frankfurt nennt den Account ihrer Hunde „Guardianpeak“, dem mittlerweile 38.000 Menschen folgen. Sie sagt: „Ich liebe es einfach zu fotografieren und wollte nicht alles auf meiner Festplatte speichern. Da habe ich Instagram den Account angelegt, damit ich auch die Entwicklung verfolgen kann, wie ein kleines Online-Fotoalbum.“

Die Petfluencer-Besitzerin weiß aber auch: „Man muss echt dran bleiben. Wenn man länger nichts macht, dann kann man auch nicht erfolgreich sein.“ Heißt für Mensch und Hund: Fotos machen und Stories hochladen. Janina Richertz („two amazing aussies“) ist sich sicher: „Unter drei Bilder die Woche zu posten, das ist schlecht für den Algorithmus. Man muss sichtbar sein. Als ich anfing vor circa drei Jahren, war es auch noch viel einfacher, Follower zu bekommen.“

Täglich grüßt also das Murmeltier. Für Petfluencer und ihre Besitzer völlig normal.

Melanie Fydrich und Trouble zeigen, wie man den Parcours in Duisburg-Neumühl meistert.
Melanie Fydrich und Trouble zeigen, wie man den Parcours in Duisburg-Neumühl meistert. © Unbekannt | Kathrin Hänig

Bei Melanie Fydrich und Top Dog Trouble haben sich seit dem TV-Triumph auch schon über 2000 Follower bei Instagram zusammengefunden. Da kam der Hundetrainerin die Idee, Petfluencer zum Top-Dog-Workshop zu laden, damit sie einmal den Ninjadog-Parcours testen können. Dabei geht es um Balance und Teamarbeit zwischen Mensch und Tier. Border Collie Trouble hatte mit Besitzerin Melanie Fydrich Ende August die RTL-Show „Top Dog Germany“ gewonnen (wir berichteten). Das beeindruckt die Internetgemeinde, die die Sendung gesehen hatten.

Maya aus Köln hat zwei Millionen Follower

Linda Köhler mit Border Collie Sykes (3) hatte wohl die weiteste Anreise, sie kommt aus Frankfurt am Main zum Workshop nach Neumühl: „Wir haben Melanie und Trouble bei Top Dog gesehen. Das war echt ein super Auftritt, die arbeiten so toll zusammen. Klar, dass wir hierherkommen, um auch mal einen Ninjadog-Parcours zu testen und besonders schön ist, auch mal die Menschen hinter so einem Account kennenzulernen.“

Das ist wohl auch für die Hunde toll. Border Collie Sykes flirtet sichtlich mit Aussie-Dame Ivy. Da haben die Besitzerinnen dann doch auch einiges zu tun. Aber auch die verstehen sich zum Glück direkt bestens und meistern die Aufgaben im Team. Dabei filmt die eine das andere, alles natürlich für die Instagram-Story.

Der Petfluencer-Star an diesem Wochenende ist die fünfjährige Maya, eine flauschig weiße Samojede-Hündin aus Köln. Sie hat zwei Millionen Fans auf Instagram und einen eigenen Youtube-Kanal. Besitzerin Lingli Ye (26) hat eigentlich Wirtschaftsinformatik studiert, wollte im IT-Bereich arbeiten und hat dann 2017 den Instagram-Account erstellt. „Ich wollte einfach festhalten, wie sie wächst. 2017 ging es dann auf einmal ab und wir bekamen immer mehr Follower.“ Die Fotos beschriftet sie auf Englisch. „Damit erreichen wir dann nicht nur deutsches Publikum“, sagt Lingli Ye.

Duisburger Hund spielte schon im „Tatort“ mit

Auf Youtube lädt sie zusätzlich Videos der Hündin hoch. Es gibt einen etwas bizarr anmutenden Trend, der unheimlich gut bei vielen Menschen ankommt. Zur Entspannung schauen sie sich Videos von Hunden an, die etwas essen und dabei schmatzen: ASMR. Das begeistert vor allem das koreanische und amerikanische Publikum. Ob Lingli Ye davon leben kann? „Ja, mittlerweile schon. Wir kommen viel rum und haben etliche Kooperationen. Es geht viel um Hundefutter, aber auch Staubsauger, die gut bei Tierhaaren sind. Für jedes angeklickte Youtube-Video gibt’s Geld.“ Sie und Maya machen das also hauptberuflich.

So ähnlich sieht es auch bei Sabine Wichert (55) aus Walsum aus. Ihre beiden Hunde haben den Account „Fiete und Pandora Filmstars“ (6298 Follower) und wie der Name es schon verrät, sind die Hunde Kameraprofis. Terrier Fiete drehte vor kurzem noch mit Axel Prahl im Münster-Tatort. Momentan ist Fiete sogar mit Christoph Maria Herbst im Kinofilm „Es ist nur eine Phase, Hase“ auf großer Leinwand zu sehen. „Das bisher Tollste aber war bisher eine Werbung für Mercedes. Da haben wir einige Tage in Budapest verbracht“, erzählt Frauchen Sabine Wichert, die Frührentnerin ist. Sie hat nach schwerer Krankheit und zwei Jahren im Rollstuhl dank ihrer Hunde wieder auf die Beine gefunden. „Für den Ninja-Parcous bin ich nicht schnell genug, das ist klar, aber für Fiete ist das hier alles ein riesiger Spaß.“

Gastgeberin ist nach Treffen zufrieden

So geht es auch der Essenerin Anne Marie Lamers (23) mit Nala (3). Der Old English Bulldog Mix überrascht mit seinen Sprüngen auf die Hindernisse. Besitzerin Anne Marie hat aber auch die Leckerlies in Sichtweite. Die Diplom-Juristin arbeitet als Rechtsreferentin am Gericht. „Der Instagram-Account ist ein Hobby. Aber wir bekommen darüber zum Beispiel das Futter für Nala. Das ist eine Kooperation.“ Der Account „Pawfriend Nala“ hat 3800 Follower und dort berichten die Zwei natürlich auch vom Petfluencer-Treffen in Duisburg. „Wir haben viele neue Menschen und Hunde kennengelernt, sind als Team mehr zusammengewachsen und haben vielleicht auch ein neues Hobby entdeckt.“

Auch Gastgeberin Melanie Fydrich ist mit ihrer Petfluencer-Premiere zufrieden: „Trouble ist ja selber ein kleiner Star und ihr macht es total viel Spaß, wenn alle ihr zuschauen, wenn sie die Übungen vormacht.“

>>Das sind Petfluencer

  • Petfluencer (aus dem Englischen von „Pet“ für Haustier, vermischt mit „Influencer“, also dem Beeinflussenden) müssen ihre Follower bei Laune halten und jeden Tag ein Bild posten.
  • Posts mit englischen Bildunterschriften erreichen mehr Follower.