Duisburg. Zum Schutz vor Angriffen werden in Duisburg Postboten für den richtigen Umgang mit Hunden geschult. Diese Tipps gab ihnen ein Experte.

Der große Schäferhund schaltet in diesem Moment um, wirkt plötzlich angriffslustig. Ein kurzes Zucken, dann stürzt er sich auf das Paket in den Händen des Postboten. Von der Lieferung sind danach nur noch einige Fetzen übrig – dem Zusteller aber ist nichts passiert.

Was zunächst nach einer unerfreulichen Begegnung am Gartenzaun klingt, ist tatsächlich Teil eines Hundetrainings für Postzusteller in Duisburg. „Nutzt das Paket als Barriere!“, rät der erfahrene Hundetrainer Michael Pfaff den Post-Mitarbeitern im Nachgang der Übung. Sein Tipp: Im Falle eines Angriffes biete die Lieferung oft den besten und naheliegendsten Schutz.

1831 Angriffe von Hunden auf Zusteller hat die Post im Jahr 2020 registriert. Ein Tipp von Hundetrainer Michael Pfaff: Oftmals biete die Lieferung den besten Schutz.
1831 Angriffe von Hunden auf Zusteller hat die Post im Jahr 2020 registriert. Ein Tipp von Hundetrainer Michael Pfaff: Oftmals biete die Lieferung den besten Schutz. © FUNKE Foto Services | Tanja Pickartz

Hundetraining in Duisburg: Post nennt Zahl für bundesweite Angriffe

Hundeangriffe auf Postboten sind in Deutschland zwar eher die Ausnahme, kommen aber durchaus vor: 2020 wurden bundesweit 1831 Fälle erfasst. Oft waren die erlittenen Verletzungen so schwer, dass die betroffenen Zusteller einen oder sogar mehrere Tage ausfielen.

Grund genug für die Deutsche Post, ihre Mitarbeiter im Umgang mit Hunden zu schulen – auch wenn in erster Linie die Besitzer für das Verhalten ihres Vierbeiners verantwortlich sind, wie das Unternehmen unterstreicht.

Was aber können Postboten tun, um das Risiko eines Angriffes so gering wie möglich zu halten? „Das Wichtigste ist, dass die Teilnehmer lernen, Hunde zu ignorieren“, meint Michael Pfaff. Wer Augenkontakt vermeidet und eine entspannte Körperhaltung einnimmt, sendet in den Augen des Hundetrainers die richtigen Signale aus. „Zusteller, die Hunde ignorieren, werden erfahrungsgemäß am seltensten gebissen“, so Pfaff.

Hundetrainer: Tiere nicht mit Leckerlis beschwichtigen

Ein weiterer Ratschlag: „Anstelle des Kunden einfach mal den Hund beobachten.“ Oft zeige der nämlich ganz deutlich, wenn er sich in Gegenwart eines Fremden unwohl fühlt. So kann sich ein bevorstehender Angriff zum Beispiel durch Knurren oder eine angespannte Körperhaltung ankündigen. „Da kann man oft relativ schnell erkennen, ob ein Hund wirklich aggressiv ist und beißen will“, meint Michael Pfaff.

Hundetrainer Michael Pfaff hat in Duisburg Postboten trainiert.
Hundetrainer Michael Pfaff hat in Duisburg Postboten trainiert. © FUNKE Foto Services | Tanja Pickartz

Wovon der Hundetrainer ausdrücklich abrät, ist das Beschwichtigen mit Leckerlis. „So schafft man beim Hund eine Erwartungshaltung“, erklärt er. Wenn dann einmal ein Zusteller ohne etwas zu fressen vorbeikommt, ist die Enttäuschung beim Hund umso größer.

Seminarteilnehmerin ist im Berufsalltag schon angegriffen worden

Viele Teilnehmer des Trainings haben im Arbeitsalltag selbst bereits schlechte Erfahrungen mit Hunden gemacht. „Ich persönlich bin auch schon mal gebissen worden“, erzählt Zustellerin Manuela Wawrock. Ernsthaft verletzt hat sie sich dabei zum Glück nicht. Dennoch konnte sie aus dem Hundetraining einiges für ihren Berufsalltag mitnehmen. Die wichtigste Erkenntnis: „Dass man bei einem Angriff nicht wegrennt, sondern langsam rückwärts zurückläuft.“

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Auch wenn die Boten nach dem Hundetraining nun für die Praxis gerüstet sind: Eine Garantie für einen unfallfreien Arbeitsalltag kann es nicht geben. Das weiß auch Hundetrainer Michael Pfaff. „Alle wollen, dass ihr gesund nach Hause kommt“, sagt er den Teilnehmern am Ende des Seminars. Im Zweifel könne es daher angebracht sein, ein Paket nicht persönlich zuzustellen. „Macht die Paketübergabe so, dass ihr euch wohlfühlt – nicht so, wie es von anderen erwartet wird.“

>> Hundetrainings werden in ganz Deutschland durchgeführt

  • Um die mehr als 100.000 Brief- und Paketzusteller auf den richtigen Umgang mit Hunden vorzubereiten, bietet die Deutsche Post seit einigen Jahren bundesweit entsprechende Schulungen an. Ziel der Hundetrainings ist es, den Zustellern Mut und Vertrauen im Umgang mit den Vierbeinern zu vermitteln.
  • Auf diese Weise soll die Zahl der Hundeangriffe auf Postzusteller gesenkt werden. Das Hundetraining ist Teil eines Gesundheitsvorsorgeprogrammes der Post.