Duisburg. Beim Traumzeit-Festival kamen Gaye Su Akyol mit den Panzerknackern, die Giant Rooks mit Lichtgewitter. So lief Tag 2 im Landschaftspark Duisburg.
Tag 2 des Traumzeit-Festivals hat den Duisburger Landschaftspark zum Vibrieren gebracht. Bei allerbestem Spätsommerwetter verausgabten sich die Sängerinnen und Sänger ebenso wie ihr Publikum. Auch wenn Corona trotz 3G hartnäckig das Festival nervt.
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Wegen positiver Tests fallen Bands aus, auch die Vertreter der Vertreter, die herbeiorganisiert werden, müssen teilweise kurzfristig absagen. Wie gut, dass Festivalleiter Frank Jebavy eine musikalische Tochter hat, die sich binnen einer halben Stunde vorbereitet und spontan ein wunderschönes Piano-Solo auf die Hochofenbühne zaubert: Stina Holmquist hat gerade erst den KuK-Award in Essen gewonnen. In Duisburg legt sie viel Emotion in ihre Songs, die das Publikum dankbar annimmt.
Jason Pollux bieten Kunst auf Kassette
Sanft machen auch Sir Simon & Burkini Beach weiter. Die zwei, die eigentlich Konkurrenten sind, singen gemeinsam ihre Balladen über die Liebe und deren Ende. Mit mehr Verve und Elektronik gehen Jason Pollux an den Start. In der Gießhalle vertreten die Wittener Swuutscher sehr würdig. Dass sie ihre neue Scheibe sogar als Kassette auf den Markt bringen, machte allerdings Staunen.
Mit Rikas stürmt eine typische Traumzeit-Band die Bühne: Mit Schnurrbart und schlecht sitzenden 70er-Jahre-Anzügen erinnern sie ein wenig an die Parcels und machen aus ihrem Konzert eine Messe. Halleluja, ihr Gute-Laune-Pop hat hohes Mitsingpotenzial, bei dem keiner still stehen kann. Kontrastreich dazu Anne Taylor, die richtig rockig kann und zum kräftigen Haare schütteln verleitet.
Mit etwas Abstand lässt sich dazu aber auch wunderbar ein Wein in der Lounge trinken, die zentraler Magnet für Stärkung oder Unterhaltung Suchende ist. Zaungäste, die zumindest auf die Hochofenbühne einen Blick erhaschen und die Musik genießen, hätten sich wohl eine Durchreiche von der Cocktail-Ambulanz gewünscht.
Babylon Berlin und die Panzerknacker mit Gaye Su Akyol
Gaye Su Akyol, die ihre Band wie die Panzerknacker verkleidet hatte, zaubert eine Spur Babylon Berlin in die Gießhalle. Die türkische Sängerin kam in schwarzen Hotpants und Beinen, die bis zum Himmel in silbernen Stiefeln steckten. Darüber ein bodenlanges Cape, das sie zur Superwoman machte. Ihr basslastiger Pop überrascht mit Folkloreelementen und Punk-Attitüde, beim Traumzeit trifft sie auf textsichere Mitsänger.
„Ich will euch von Duisburg aus mit in den Himmel nehmen“, versprach sie auf Englisch. So mystisch und geheimnisvoll, wie sie sich gibt, hätte es wohl auch das Schloss von Graf Dracula sein können.
Giant Rooks in Siegerlaune
Die seit zwei Jahren als Headliner angekündigten Giant Rooks können nach langer Vorfreude endlich ihren Budenzauber entfachen. Man merkt ihnen an, dass sie in diesem Sommer schon 25 Konzerte spielen durften. Ihr Sound perfekt, der Klang wie aus dem Tonstudio. Und die Fans: Dankbare Mitsinger, Selfieposer, Herzchenzeiger und Schlagstöcke-Sammler. Radiohits wie „Watershed“ werden generationenübergreifend gefeiert. Sänger Frederik Rabe ist ein Multitalent an Gitarre, Percussion, Klavier, die Stimme mit enormer Frequenz. In Siegerpose erklimmt er am Ende das Klavier. Zurecht.
Die Veranstaltungstechniker hatten offenbar sämtliche Lager geräumt, alle Utensilien entstaubt und eine gigantische Lichtshow entfesselt. Was man vom Landschaftspark leider nicht sagen konnte: Die Schornsteine und viele Hüttenwerksbauten blieben erstaunlich dunkel.
>>TRAUMZEIT AM TAG 3
- Am Sonntag spielen Fortuna Ehrenfeld, Bukahara, das Kaiserquartett, Luise Weidehaas und als Topact Provinz.
- Restkarten gibt es unter https://www.traumzeit-festival.de/