Duisburg. Mit den spektakulär gut aufgelegten Leoniden startete das Traumzeit-Festival in Duisburg in seine erste Herbst-Edition. So war der erste Tag.

Das Traumzeit-Festival hat als eines der ersten großen Live-Events wieder Bands auf Bühnen geholt und Musikfans im Landschaftspark Duisburg zum Tanzen und Mitsingen gebracht.

Glückliche Gesichter, wohin man schaut. Überhaupt: Gesichter! Ohne Maske! Nach der langen, coronabedingten Durststrecke war schon das ein Genuss.

Der inzwischen über 90 Jahre alte Knappenchor Rheinland eröffnete das Festival nach zweijähriger Zwangspause, das zum ersten Mal in seiner Geschichte zum Herbstanfang stattfindet. Kulturdezernentin Astrid Neese, die den Bergleuten einen Schnaps ausgab, dankte Festivalleiter Frank Jebavy und seinem Team, das nach Veröffentlichung der aktuellen Coronaschutzverordnung Mitte August in Windeseile das Programm für drei Tage zusammengestellt hatte.

Leoniden aus Kiel machen den ersten Festivaltag zum Fest

Da mangels anderer Festivals oder Konzertreihen kaum ausländische Bands durch Deutschland touren, sind es in diesem Jahr die Lokalmatadore, die das Rennen machen. Und da landete Booker Markus Kalbitzer gleich am ersten Abend einen Treffer: Die Leoniden aus Kiel haben ein kolossales Feuerwerk abgefackelt. Mit großer Spielfreude, sattem Sound und Entertainment pur begeisterten sie die Fans.

Das Publikum ist glücklich, Bierdusche inklusive. Es hüpft und springt, tanzt und singt, rennt im Kreis um den Sänger, der sich mitten in die Menschenmenge wagt, oder lässt sich in zwei Hälften teilen zu einer „Wall of Love“. Welch ein Spektakel!

Neue Hochofenbühne für Entdeckungen gut

Walking on River, vor einigen Jahren noch auf der Umsonst-und-draußen-Bühne am Start, gelang der Sprung auf die Hauptbühne mühelos. Dass bei aller Euphorie der Dortmunder nicht jeder Ton sitzt, nimmt das Publikum gelassen. Pianist Finn Ronsdorf hat es hingegen schwer, die riesige Gießhalle zu füllen. Sein extravaganter Broadwaysound wäre in anderem Ambiente vermutlich besser zur Geltung gekommen.

Die Gruppe Vintage Neon eröffnete noch vor dem Knappenchor das Traumzeitfestival im Landschaftspark Duisburg-Nord.
Die Gruppe Vintage Neon eröffnete noch vor dem Knappenchor das Traumzeitfestival im Landschaftspark Duisburg-Nord. © FUNKE Foto Services | Martin Möller

Rechts von der Kraftzentrale entpuppte sich die neue Hochofenbühne schon am Freitag zum Ort für Entdeckungen. Etwa mit Vintage Neon, deren Sängerin Flo Rock-, Pop- und Elektro-Elemente zu einem partytauglichen Sound zusammenfügte. Mädchengruppen mit Glitzersteinchen im Gesicht tanzten dazu den Macarena – ausgelassen sein, Quatsch machen, das wurde an diesem Abend ausgiebig nachgeholt.

Über 800 Gäste auf dem Campingplatz im Landschaftspark Duisburg

Toll auch die Stimmung auf dem Campingplatz, der mit über 800 Übernachtungsgästen sogar voller als in den Vorjahren war. Bei bestem Spätsommerwetter genießen die Besucher die Atmosphäre, erste Bierdosen werden zischend aufgezogen, Kinder springen herum.

Auf dem Gelände war der Senior mit Rollator ebenso unterwegs wie das Baby mit überdimensionalen Ohrenschützern. Das Traumzeit ist eben auch ein Familienfest. Auf den Bühnen sind der Klimastreik und die Bundestagswahl Thema und die Bands machen recht unverhohlen deutlich, welche Präferenzen sie haben. Auf den Punkt bringt es Leoniden-Sänger Jakob Amr: „Wir sind soziale Wesen, wir sollten uns auf eine Welt einigen können, die uns allen gefällt.“

>>KONZERTE UNTER CORONABEDINGUNGEN

- Coronabedingt ist es seit dem furiosen Konzert von Frank Turner 2019, der damals mit einer mitreißenden Show das Festival beendet hatte, leider still gewesen. 2020 wurde abgesagt, 2021 geht nun statt im Juni im September über die Bühne.

- Die Rahmenbedingungen wurden verändert: Alle Konzerte sind Open-air, 3G ist die Eintrittsbedingung, auf eine Umsonst-und-draußen-Bühne wurde verzichtet. Sie soll im kommenden Jahr aber wieder fester Bestandteil sein.

- Samstag und Sonntag geht es weiter, dann unter anderem mit den Giant Rooks, Fortuna Ehrenfeld, Bukahara und Provinz.