Duisburg. Auftakt bei der Traumzeit in Duisburg: Für viele Besucher ist es das erste Festival seit Corona. So feiern sie das Comeback auf dem Campingplatz.
Ein Zelt, ein paar Klamotten, haufenweise Powerbanks und ihre Musikbox. Mehr brauchen Nemanja, Paul, Klaus, Frank und Tobias nicht, um sich eine gute Zeit zu machen. Ein anderes Ziel haben die Freunde an diesem Wochenende auf dem Traumzeit-Festival in Duisburgauch gar nicht. Dafür sind sie schließlich extra aus Münster angereist.
Nach zwei Jahren Konzertentzug wieder auf dem Campingplatz eines Festivals zu sein, ist für Nemanja ein „überragendes Gefühl“. Zwanzig bis dreißig Festivals hat er bisher schon abgehakt, schätzt er. Auf der Traumzeit ist er zum ersten Mal – eigentlich läuft dort auch nicht unbedingt seine Musik: „Aber meine Freunde fahren darauf ab.“ Er freut sich am meisten auf den Knappenchor Rheinland, der das Festival am Freitagabend eröffnet. „Das ist einfach etwas Klassisches“, schwärmt der 29-Jährige.
Im Gepäck der Fünfergruppe ist auch die obligatorische Palette Dosenbier. Einen anderen Festival-Klassiker haben sie hingegen nicht dabei: Dosenravioli vom Campingkocher. „Aus dem Alter sind wir raus“, sagt der ebenfalls 29-jährige Frank lachend. „Wir haben unsere Erfahrungen gemacht.“
Große Vorfreude auf die neue „Open Stage“ des Traumzeit Festivals
Eine Neuheit auf dem Traumzeit-Campingplatz ist die sogenannte „Open Stage“. Auf dieser Bühne stehen ausnahmsweise mal nicht die großen Stars der Musikszene im Rampenlicht. Sondern die, die es noch werden wollen. So wie Klaus, der seiner kleinen Indie-Rock-Band „See The Sign“ ihre Stimme gibt: „Ich brauche nur noch eine Gitarre und dann kann es losgehen!“
Aber auch Festivalgäste ohne Musikerfahrung oder gar Talent sind auf der offenen Bühne willkommen. Darin sieht Lara ihre Chance: „Singen kann ich eigentlich nicht. Aber ich stand mal mit Fremden zusammen auf einer Bühne vom Pangea Festival. Das war echt cool.“ Auch für sie ist es dieses Jahr ihre erste Traumzeit. Dafür hat sich die Hannoveranerin morgens um zehn Uhr auf die Reise gemacht. Mehr als sechs Stunden habe sie gebraucht – Zugverspätung inklusive. „Aber die Stimmung ist trotzdem mega“, jubelt die 24-Jährige. Das sehen Paulina und Jana genauso.
Die haben schon mehr als 15 solcher Veranstaltungen besucht – sind also ein eingespieltes Festival-Team. Nur eine Frage spaltet die jungen Damen an diesem Abend: War die Kappe des Schlagzeugers der Band Leoniden jetzt rosa oder schwarz? Den hatten sie nämlich vorhin beim Soundcheck gesehen – scheinbar mit unterschiedlicher Farbwahrnehmung. Aber solange das die einzige strittige Diskussion der Freundinnen bleibt, sollte ihrem gelungenen Festivalauftakt nichts im Weg stehen.
Entspannte Campingstimmung in der Hängematte
Ähnlich entspannt starten Lukas, Gausi, Julius und Marlon in den ersten von insgesamt drei Traumzeit-Abenden. Sie haben schließlich vorgesorgt und ihre mitgebrachte Hängematte zwischen zwei Bäume gespannt. Darin lassen die vier Recklinghäuser die Seele baumeln. Ihr Lieblingsact sind die Giant Rooks, aber eigentlich sind sie nicht nur wegen der Musik da. „Wir kennen die Traumzeit gut aus den letzten Jahren, sind jetzt zum vierten Mal hier“, erzählt der 24-jährige Julius. „Hier ist es nicht so groß, dreckig und teuer wie auf anderen Festivals“, lobt Marlon. Auch die freundschaftliche Stimmung unter den Campern hebt er hervor.
Nach zwei Jahren Pause sei das ein ungewohntes Gefühl. „Ich habe fast verlernt, ein Zelt aufzubauen“, gibt Lukas augenzwinkernd zu. „Auch das Packen hat sich surreal angefühlt. Ich werde das wohl alles erst realisieren, wenn wir nachher vor der Bühne stehen.“ Dort wartet am Freitagabend als Headliner die Band Leoniden. Den Abschluss macht an diesem ersten Festivaltag Banda Senderos. Die hat zum Warm-up fürs Traumzeit-Festival schon am Mittag bei der großen Fridays-for-Future-Veranstaltung im Essener Univiertel direkt vor dem FUNKE-Medienhaus groß aufgespielt.