Duisburg. Das Stück „Der Tod und ein Mädchen“ von Dirk Schäfer wird am Schauspiel Duisburg uraufgeführt. Es geht um ein lange verschwiegenes Verbrechen.

Zum Auftakt der Schauspielsaison hat der Schauspieler und Sänger Dirk Schäfer mit einem rasanten, energiegeladenen Jacques-Brel-Chansonabend das Duisburger Publikum begeistert. Jetzt ist er mit der Uraufführung eines Stücks zu erleben, das ein grausames Kapitel deutscher Geschichte beleuchtet: das sogenannte Euthanasie-Programm der Nationalsozialisten.

Mehr als 200.000 Menschen fielen in den 1940er Jahren diesem Massenmord zum Opfer. Einen ganz persönlichen, poetischen und lebensbejahenden Zugang zu diesem Thema sucht Dirk Schäfer in seiner neuen Musiktheaterproduktion „Der Tod und ein Mächen“, die in Koproduktion mit dem Schauspiel Duisburg im Theater entsteht und am Samstag, 2. Oktober, uraufgeführt wird.

Musikstück führt in die Familiengeschichte

Dramaturg Florian Götz hatte vorgeschlagen, Schäfer, den er aus verschiedenen Schauspiel- und Musicalrollen kannte, zum Brel-Abend nach Duisburg einzuladen. Im Gespräch mit Intendant Michael Steindl hat Schäfer dann auch über sein neues Projekt „Der Tod und ein Mädchen“ berichtet. Steindl bot die Kooperation mit Duisburg an.

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Dirk Schäfer will das Publikum auf eine zunächst märchenhaft anmutende Reise in die Welt eines Mädchens in ein böhmisches Dorf der 1940er Jahre mitnehmen. Das Mädchen ist seine fast vergessene Großcousine, auf die er bei einer Ahnenrecherche stieß. „In meiner Familie wurde sie nur ‚das Mädchen‘ genannt. Man erzählte mir, sie hätte eine Behinderung gehabt, sei von der Familie getrennt worden und zu Tode gekommen“, berichtet Schäfer. „Sofort war da der Wunsch, herauszufinden, wer genau sie war und was ihr passiert ist. Ich vermutete, dass sie im Rahmen des Euthanasie-Programms der Nationalsozialisten ermordet wurde.“

Der Tod soll nicht im Mittelpunkt stehen

Und so begann die Recherche, die den gebürtigen Aachener auf den Spuren der verlorenen Verwandten bis in die Tschechische Republik führte. In „Der Tod und ein Mädchen“ erzählt er nun in Liedern und Texten von dieser Suche, besonders aber vom Leben dieses Mädchens – von den besonders schönen und besonders schlimmen Momenten, von dem, was man weiß und dem, was man sich nur vorstellen kann.

Besonders wichtig ist dem Team dabei, den Abend nicht zur „Betroffenheitskeule“ werden zu lassen. „Es geht uns darum, das Leben und nicht den Tod in den Mittelpunkt zu stellen, die Geschichte dieses Mädchens nicht vom Ende her zu erzählen, sondern vom Anfang: von den Möglichkeiten, die jedes Leben beinhaltet“, so Ellen Dorn, die gemeinsam mit Schäfer die Regie übernimmt.

Erstklassiges Musikensemble

Wie bereits bei seiner Brel-Hommage wird er bei „Der Tod und ein Mädchen“ von einem herausragenden musikalischen Ensemble begleitet, mit dem er zum Teil schon sein vielen Jahren zusammen arbeitet: Ferdinand von Seebach (Flügel und Posaune), Wassily Dück (Akkordeon), Angela Frontera (Schlagzeug) und Wolfram Nerlich (Kontrabass).

Als musikalischer Leiter hat Ferdinand von Seebach, der unter anderem für Max Raabe, die NDR Big Band und Filme wie „Unsere Mütter, unsere Väter“ und „Die Hindenburg“ komponierte und arrangierte, auch für „Der Tod und ein Mädchen“ zahlreiche neue Titel komponiert. Ein besondere Rolle kommt Angela Frontera zu, die eigens für dieses Projekt dazu gestoßen ist: Die brasilianische Schlagzeugerin, die bereits mit Größen wie Nina Hagen und Paul Simon zusammenspielte, wird im Laufe des Abends immer wieder die Perspektive des fast vergessenen Mädchens einnehmen.

>> DATEN UND KARTEN

  • Die Uraufführungs von „Der Tod und ein Mädchen“ ist am Samstag, 2. Oktober, um 19.30 Uhr im großen Haus im Theater Duisburg. Eine zweite Vorstellung gibt es am 13. November, ebenfalls um 19.30 Uhr im Stadttheater.
  • Karten (12 bis 31 Euro) sind erhältlich über www.theater-duisburg.de, unter 0203 283 62100 sowie in der Theaterkasse am Opernplatz.
  • Der Abend „Dirk Schäfer singt Jacques Brel: Doch davon nicht genug!“ steht noch einmal am Freitag, 15. Oktober, um 19.30 Uhr auf dem Spielplan.