Duisburg. Die Zahl der Corona-Patienten in den Duisburger Kliniken ist im August sprunghaft gestiegen. Welche Altersgruppen am stärksten betroffen sind.

Der letzte Corona-Patient sei soeben entlassen worden, berichtete Dr. Wolfgang Lepper, Chefarzt von Kardiologie und Intensivmedizin der Helios St. Johannes Klinik, Anfang Juli bei der Einweihung des Neubaus in Hamborn. Inzwischen ist die Erleichterung der Duisburger Ärztinnen und Ärzte in Besorgnis umgeschlagen.

Denn im August wurden in den Duisburger Kliniken wieder insgesamt 212 Patientinnen und Patienten mit schweren Verläufen einer Corona-Infektion stationär behandelt werden, davon 34 auf der Intensivstation. Wenig überraschend ist, was alle Krankenhäuser übereinstimmend berichten: „Die Patienten sind zum weit überwiegenden Teil nicht oder nicht vollständig geimpft.“

Und: Dominierend ist die Altersklasse zwischen 30 und 50 Jahren, das Durchschnittsalter liegt deutlich unter dem der dritten Welle im Frühjahr.

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Helios Kliniken Duisburg hatten die meisten Fälle im August

„Spitzenreiter“ bei den Fallzahlen sind erneut die Helios Kliniken Duisburg (St. Johannes Hamborn und Marienkrankenhaus Hochfeld) mit 62 Covid-Patienten im August, davon zwölf auf der Intensivstation. „Darunter sind drei Geimpfte, einer nur mit der ersten Dosis, und keine Genesenen“, so Helios-Sprecherin Kathrin Gießelmann.

Es gebe nach nur sechs Covid-Patienten im Juli einen „sprunghaften Anstieg“ und „deutlich mehr jüngere Covid-Patienten“. Der Altersdurchschnitt lag bei etwa 39 Jahren, Kinder und Jugendliche seien aber nur vereinzelt stationär aufgenommen worden.

Viele Ungeimpfte zwischen 30 und 55 Jahren in stationärer Behandlung

Noch im Januar lag der Altersschnitt bei 62, im Mai bei 55 Jahren. „Die Ausprägung der Erkrankung ist bei den insgesamt jüngeren Patienten vergleichbar mit der dritten Welle. Da sie jedoch in der Regel weniger Begleiterkrankungen haben, ist eine Behandlung auf der Intensivstation im Moment eher die Ausnahme“, so die Sprecherin, die aber betont: „Diese schweren Verläufe sehen wir aktuell ausschließlich bei ungeimpften Patienten.“

In der August-Statistik folgen die Helios-Kliniken Rhein-Ruhr (St. Anna/Huckingen und Homberg) mit 34 Patienten (davon fünf auf der Intensivstation) und die Sana Kliniken mit 32 (6). Das Evangelische Klinikum Niederrhein (Fahrner Krankenhaus und Bethesda) zählte 30 Covid-Patienten (8), bei den Johannitern in Rheinhausen waren es 20 (3).

„Das Alter der Patienten lag zwischen 30 und 50 Jahren, die meisten Patienten waren nicht geimpft“, berichtet Sana-Sprecherin Ute Kozber. Es gebe zwar weiterhin Patienten aus allen Altersgruppen, „eine Häufung findet sich aber im Spektrum zwischen 36 und 55 Jahren“, sagt Stefan Wlach, Sprecher des Ev. Klinikums.

Johanniter: Altersdurchschnitt der Covid-Patienten vor dem Sommer noch über 70

„Die meisten Betroffenen waren nicht oder unvollständig geimpft“, bilanziert Dr. Karlheinz Lüdtke, Chefarzt Anästhesie und Intensivmedizin bei den Johannitern den Status seiner 20 Patienten (3 davon Intensiv) im August. Im Juni und Juli hatte auch die Klinik am Kreuzacker keine Corona-Patienten.

Nur einen „Impfdurchbruch“ habe es gegeben, so Lüdtke, bei einer betagten Patientin mit zahlreichen Vorerkrankungen. Die meisten Infizierten seien zwischen 60 und 70 Jahre alt gewesen, aber auch eine 28-Jährige habe auf der Intensivstation gelegen, so der Chefarzt. Auch er spricht von einem „absoluten Wandel“: Vor dem Sommer habe der Altersdurchschnitt über 70 gelegen.

Zwischen zwei und drei Wochen verbringen die auf der Normalstation behandelten Corona-Patienten, mindestens vier bis sechs Wochen ringen Intensiv-Patienten um ihre Genesung. Was erwarten die Ärzte? „Mit zunehmender Lockerung können weitere Fälle kommen“, ahnt Dr. Karlheinz Lüdtke, „wir halten deshalb weiter Betten vor.“

>> KLINIKEN: BISLANG KAUM NEUE SYMPTOME DURCH DELTA

  • Die hochansteckende Delta-Variante des Covid-19-Erregers dominiert als Ursache für die Infektion. Eine wesentliche Veränderung bei den Symptomen und dem Verlauf der Krankheit stellen die Duisburger Kliniken aber entweder noch nicht fest oder sie haben die Daten bislang noch nicht ausgewertet. Lediglich die Sana Klinken berichten von vermehrt auftretenden gastrointestinalen Symptome wie Durchfällen und Leberwertveränderungen.
  • „Bei den ungeimpften Patienten sehen wir ähnlich schwere Verläufe wie im vergangenen Jahr“, berichtet Johanniter-Chefarzt Karlheinz-Lüdtke. Dagegen bestätige seine Erfahrung, dass Geimpfte im Falle einer Infektion auf einen milden Verlauf hoffen dürfen.