Duisburg. Das Studio-Orchester spielt ein Serenadenkonzert unter Corona-Bedingungen in Walsum. Funke sprang trotz Abstand von der Bühne über.
Eigentlich sollte das Serenadenkonzert des Studio-Orchesters in der Hamborner Abteikirche stattfinden. Dort ist der Platz jedoch recht begrenzt und das Orchester hätte zwei Konzerte spielen müssen. Kurzfristig wurde die Veranstaltung deshalb in die Walsumer Stadthalle verlegt.
Das Publikum sitzt im Saal weit verteilt. Jede zweite Reihe ist gesperrt. Zwischen jeder Besuchergruppe sind zudem zwei Plätze freigehalten. Ähnlich groß sind auch die Freiräume zwischen den Musikern auf der Bühne. Das Orchester tritt deshalb auch nicht in kompletter Besetzung auf, sondern in wechselnden kammermusikalischen Kombinationen.
Studio-Orchester in der Stadthalle Walsum: Konzerteröffnung mit Händel
Eröffnet wird das einstündige Konzert mit einem Satz aus dem Harfen-Konzert von Georg Friedrich Händel. Die Harfenistin Manou Liebert, die mit großer musikalischer Präsenz aufspielt, sitzt im Zentrum der Bühne und wird gerade einmal von fünf Streichern begleitet, die im weiten Kreis um sie herum positioniert sind. Während die Cellistin sehr selbstbewusst musiziert, agieren die anderen Streicher zu zurückhaltend.
In den „Four Old Tunes“ von Gordon Jacob ist das Holzbläser-Quartett des Orchesters zu erleben. Flötist Jan Stoll, Oboistin Ghislaine Valera und Kristina Gartzen an der Klarinette sowie Dorit Isselhorst am Fagott musizieren die munteren Stücke punktgenau und sehr pointiert. Jede Musikerin weiß hier um ihre solistische Verantwortung und ist mit viel Begeisterung und Spielwitz bei der Sache.
Concerto grosso von Karl Jenkins: 16 Streicher auf der Bühne
Die größte Orchesterbesetzung des Konzertes ist in den Werken von Karl Jenkins und Astor Piazzolla zu hören, die dann auch von Dirigentin Cecilia Castagneto geleitet werden. 16 Streicher sind dann auf der Bühne positioniert. Jeder Musik hat sein eigenes Notenpult. Das Concerto grosso von Karl Jenkins ist eine gelungene Mischung aus den barocken Klängen eines Antonio Vivaldi und einem zeitgenössischen Minimalismus. Manchmal schleicht sich in diese gut hörbare Musik auch eine ruhige Sachlichkeit ein.
Das ruhige Largo des Concertos wird mit der nötigen Spannung interpretiert, welche die weit gestreckten Melodien plastisch formt. Überraschend ist dann aber, dass im finalen Vivace die rhythmischen Repetitionen bald ins Leere laufen, und die Musik nur noch eine Form ohne Inhalt zu sein scheint.
Stadthalle Walsum überzeugt als Konzertort – langanhaltender Beifall
Wesentlich besser gelingen da die Kompositionen von Astor Piazzolla, der den Tango zur musikalischen Kunstform erhoben hat. „Libertango“ wird unter dem Dirigat von Cecilia Castagneto in der Rhythmik und Dynamik sehr ausgefeilt musiziert. Anfangs spielen nur Celli und Kontrabass die nachdenkliche Melodie, während Violinen und Bratschen gezupfte und gestrichene Begleitmuster spielen. Trotz des zahlenmäßigen Übergewichts der hohen Streicher ist der Klang aber gut ausbalanciert.
In maximaler Orchesterbesetzung steht das Studio-Orchester schließlich bei Piazzollas „Fuga y misterio“ auf der Bühne. Zu den Streichern gesellen sich nun auch noch drei Holzbläser, Harfe und Schlagzeug. Besonders die vertrackte Fuge wird punktgenau gemeistert. Vom Publikum gibt es langanhaltenden Beifall. Mit diesem Programm und der Wahl des Konzertortes hat das Studio-Orchester gezeigt, wie man auch während der Corona-Pandemie ein abwechslungsreiches Programm auf die Beine stellen kann.