Duisburg. Bausünden haben in den 70er Jahren viele Städte begangen, auch Duisburg. Moderne Stadtplanung muss Mensch und Umwelt in den Vordergrund stellen.
Prunk- und kunstvolle Gebäude, die vor hunderten von Jahren entstanden sind, kann man in vielen Städten bewundern. Sie sind immer eine Attraktion für Touristen. Aber auch eine Heimat für die Bewohner, die ein hübsches Umfeld und ein gemütliches Zuhause haben.
Natürlich können nicht alle Kommunen mit solchen Schätzen punkten. Im Gegenteil: Bausünden haben in den 70er Jahren viele Städte begangen. Da ist Duisburg keine Ausnahme. Zum Glück fällt bald der nächste Weiße Riese in Hochheide. Eine gnadenlos unmenschliche Architektur.
Das Ruhrgebiet ist ohnehin nicht vorne dabei, wenn es um historische Stadtkerne und wertvolle Gebäude geht, die erhalten wurden. In dieser Region hat die Industrialisierung eine riesige Rolle in der Stadtentwicklung gespielt und auf ewige Zeiten ihren Fußabdruck hinterlassen.
Von unschätzbarem Wert
Gerade in der damaligen Zeit ist eine Industriekultur entstanden, die heute als wertvolles Zeitzeugnis angesehen wird. Denkmale, die die Vergangenheit mit der Zukunft verbinden, heute noch genutzt werden – nur eben anders. Auch Zechensiedlungen, die man als Einheit erhalten konnte und hohe Hallen, die geliebte Veranstaltungs- oder Arbeitsorte wurden, sind von unschätzbarem Wert.
Auch Architektur ist einem Wandel unterzogen. Doch die (Fach-)leute, die mit Weitsicht in Sachen Stadt- und Raumplanung glänzen, sind eher rar. Oder werden nicht gehört. Einer der wenigen, die schlimmste Fehler verhindert und Neues erschaffen haben, ist Professor Karl Ganser, mittlerweile 83 Jahre alt. Als Geschäftsführer der Internationalen Bauausstellung Emscherpark hat er Ende der 80er Jahre mit klugen Mitstreitern gezeigt, was sich aus verbrauchtem Raum gestalten lässt.
Karl Gansers Meisterstück
Relikte der Industrie wurden zu identitätsstiftenden Räumen. Ganser verhinderte den Abriss der Essener Zeche Zollverein, des Oberhausener Gasometers und des Stahlwerks Duisburg-Meiderich, heute das Kernstück des Landschaftsparks Duisburg-Nord.
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Gelernt haben Entscheider in den Städten aus Gansers Meisterstück aber nur bedingt. Seit den 90er Jahren sind weiter unglaubliche Fehlentscheidungen getroffen worden. Es waren und sind Politiker, Stadtplaner und Investoren schnell mit dem Plädoyer für einen Abriss dabei. Endlich anders zu denken, alte Bausubstanz zu erhalten, wo es geht, ist immer noch nicht der Normalfall.
Hoher Flächenverbrauch muss beendet werden
Es muss – vor allem mit Blick auf den Klimaschutz – der immer noch zu hohe Flächenverbrauch beendet werden. Dabei geht es nicht um Radikallösungen, sondern um kluge, zukunftsweisende Entscheidungen. Für Stadtplaner müssen Mensch und Umwelt im Vordergrund stehen. Abreißen und profitabel neu bauen, darf nicht mehr Leitlinie sein.
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Die Wohnungsgesellschaft Vivawest macht vor, dass das geht. Die alte Siedlung in Vierlinden ist zu einem Vorzeigeobjekt umgestaltet worden, in dem die Menschen gerne leben. Kluge Ideen sind bei Stadtplanung gefragt, um endlich andere Wege zu gehen.