Duisburg-Vierlinden. In Duisburg-Vierlinden hat die Immobilienfirma Vivawest einen Wohnkomplex modernisiert. Die Anwohner schwärmen vom Umbau, ein Manko gibt es aber.

Wer auf der Feldstraße inDuisburg-Vierlinden wohnt, wird schon von außen klar: Oreo, Wilma und Praline haben hier ihr Zuhause. Und natürlich auch die Besitzer der drei Meerschweinchen, Sven Radtke und Jasmin Breuer. „Dass die Tiere jetzt die Wiese genießen können, ist dem tollen Umbau der Häuser durch die Vivawest zu verdanken. Es ist super schön hier“, sagt der 37-Jährige.

Die drei kleinen bunten Nager hoppeln unter einem großen Sicherheitskäfig auf saftigem Grün vor dem Haus herum und fühlen sich so wohl wie ihre Besitzer. „Es ist einfach herrlich hier“, sagt der Tierliebhaber. Seit Februar 2020 wohnt das Pärchen in Vierlinden. Es ist glücklich, dass es die 4-Zimmer-Wohnung bekommen hat. Denn im Dezember kommt Nachwuchs und das Baby hat dann direkt ein Kinderzimmer.

Durch den Umbau gibt es jetzt Terrassen

Glücklich ist das Pärchen, das heiraten will, wenn Corona nicht mehr das Leben bestimmt, über den Umbau, den das Immobilienunternehmen vor einigen Jahren in Angriff genommen hat. Die alten, vergammelten Balkone wurden abgerissen, einige Stufen führen jetzt aus den unteren Wohnungen auf eine kleine Terrasse. Zum Teil ist sie plattiert, der übrige Bereich ist Wiese. Umzäunt wird die neue Idylle von kleinen Buchenhecken.

Eine Nachbarin kommt vorbei, sie ist Türkin, lacht, grüßt, fragt, ob alles ok ist und wünscht einen schönen Tag. „Hier ist die Nachbarschaft richtig in Ordnung“, freut sich Sven Radtke. „Über uns wohnt eine Frau aus Osteuropa, mit der wir uns auch gut verstehen. Es ist richtig schön hier. Wir bekommen manchmal türkische Leckereien, und als Dankeschön geben wird Kuchenstücke rüber.“

Das Einzige, was die Nachbarschaft nervt, sind die klebrigen Absonderungen der großen Linden. Das erzählen alle. „Man klebt hier am Tisch fest, jeden Tag muss man auch von den Platten die schwarze Masse entfernen. Das macht viel Arbeit und ist alles andere als angenehm“, berichtet eine Nachbarin, die schon 15 Jahre auf der Feldstraße wohnt. Als sie noch den Balkon hatte, fing eine Markise die klebrige Masse auf. Jetzt ist Dauerputzen angesagt.

Pflanzen sorgen für paradiesische Stimmung

Nach dem Umbau sei alles viel hübscher, wenn nicht auf der Terrasse zur Straße ständig alles kleben würde. Gegen die schattenspendenden Riesen haben die Bewohner nichts einzuwenden. „Hohe Bäume im Südwesten sind herrlich. Aber, wenn ich mir was wünschten könnte, hätte ich andere Laubbäume gepflanzt“, sagt Jasmin Breuer.

Monika Kämper ist eine Mieterin, die mit am längsten in der Siedlung wohnt. Sie ist 80 Jahre alt und wohnt schon seit 65 Jahren auf der Ottostraße. „Vor der Renovierung waren die Häuser hier wirklich schrecklich. Es wurde höchste Zeit“, sagt sie. Jetzt ist sie stolz, dass sich die alten Häuser in so herrlichem Glanz präsentieren. Die Zeit der Umbauarbeiten sei hart gewesen, laut und dreckig, aber es habe sich gelohnt, sagt die Duisburgerin. Sie sitzt inmitten eines kleinen, blühenden Paradieses, obwohl sie gar nicht so ein tolles Händchen für Blumen habe.

Das Quartier Feld-, Ottostraße und im Bremmenkamp in Vierlinden wurde grundlegend saniert.
Das Quartier Feld-, Ottostraße und im Bremmenkamp in Vierlinden wurde grundlegend saniert. © FUNKE Foto Services | Zoltan Leskovar

Stufen sind tägliches Training für 80-jährige Anwohnerin

Ihre Buchenhecke sprießt, der Rasen, den der Nachbar netterweise mitpflegt, wächst, Blumen in großen Töpfen bieten bunte Pracht, und der gelbe Sonnenschirm vermittelt das Gefühl von Sommer, Sonne und Urlaub. Das einzig Negative sind die Stufen, die sie jetzt von Parterre aus zur Terrasse gehen muss. Früher, als sie noch den alten Balkon hatte, war es ebenerdig. Das sei für sie angenehmer gewesen, weil sie gesundheitlich nicht mehr so gut dabei sei.

Das Problem schildern auch andere ältere Nachbarn. „Aber ich nehme das jetzt als tägliches Training“, sagt Monika Kämper. Ihr ist der Stolz auf das neue Gesicht der Siedlung anzusehen. Dann zählt sie auf, was Vivawest alles erneuert hat. „Eigentlich alles“, sagt sie. Die Innenelektrik, die Fenster, die man jetzt ganz leicht putzen könne, die Türen außen, mit hellen Rollläden kann man jetzt die Fenster verdunkeln. Alles sieht super gepflegt, hell und ansprechend aus.

„Die Handwerker hier, das war eine ganz tolle Truppe“, schwärmt die 80-Jährige. Die Männer hätten schnell gearbeitet und seien ausgesprochen freundlich gewesen. Und auch sie betont, wie super gut die Nachbarschaftsbeziehungen klappen.

Was der Portfoliomanager der Vivawest zur Quartiersgestaltung sagt

Über einen neuen Ansatz zur Quartiersgestaltung sprach NRZ-Reporterin Eva Arndt mit Tilo Butermann, Portfoliomanager beim Immobilienunternehmen Vivawest, unter anderem zuständig für Quartiersentwicklung.

Das Projekt „Glückauf Nachbarn – Modellquartier Integration“, das in Duisburg-Vierlinden zum Tragen kam, ist maßgeblich von Ihrem Unternehmen entwickelt worden. Welche Ideen sind in das Projekt eingeflossen?

Unser Ziel war es, auf der Grundlage eines Beispielquartiers einen theoretischen Werkzeugkasten zu schaffen, mit dem sowohl die baulichen als auch die sozialen Herausforderungen im Rahmen einer ganzheitlichen Quartiersentwicklung zu gestalten sind. In Vierlinden wurde damals die Frage an uns herangetragen, ob wir Flüchtlinge aufnehmen können. Das hat uns darin bestärkt, Vierlinden als Beispielquartier für die Integrationsfrage zu nehmen. Es ging aber nicht nur um das Aufnehmen von Geflüchteten, sondern um nachhaltige und integrative Quartiersentwicklung. Neben Migration haben wir weitere Aspekte der Demografie, aber auch Bildung, Religion, soziale Struktur und Barrierefreiheit berücksichtigt. Wir haben Fachleute beauftragt, die mit der Region nichts zu tun hatten und frei von Zwängen die besten Ideen entwickeln konnten.

Wie hat sich schließlich die Umsetzung gestaltet?

Wir haben im Rahmen des Projektes „Glückauf Nachbarn“ 2016 die Bewohnerinnen und Bewohner mit einbezogen, Workshops gemacht und uns angehört, was sie selbst für ihr Quartier möchten. Da ging es manchmal um eher kleine Anforderungen. In einer Quartiersentwicklung muss man immer eine Menge unterschiedlicher Wünsche und Vorstellungen berücksichtigen. So wünschten sich die Jüngeren, die gerne dort wohnen, dass auch von außen die Wohngegend positiv wahrgenommen wird.

Welche Bilanz können Sie ziehen?

Es ist noch längst nicht alles fertig. Wir haben einen ersten Modernisierungsabschnitt mit 154 Wohnungen in 2020 fertiggestellt. Ein zweiter Abschnitt mit 90 Wohnungen befindet sich im Bau. Wir haben von den Anwohnern sehr positive Reaktionen. Aber der Mehrwert des Projektes „Glückauf Nachbarn“ geht über Vierlinden hinaus und zeigt sich bei vielen Quartiersentwicklungen von Vivawest. Ein Quartier ist für uns mehr als die Summe seiner Wohnungen und Gebäude. Es geht auch immer um Identifikation der Bewohner mit dem Quartier. Da uns das bewusst ist, versuchen wir bei Modernisierungen, Elemente einzubringen, die die Vergangenheit mit der Zukunft verbinden. Im Ruhrgebiet ist die Vergangenheit eng mit dem Bergbau verbunden. Wir versuchen etwa, mit Hilfe von Fassadenkunst eine Verbindung zwischen Vergangenheit und Zukunft herzustellen. In der Quartiersentwicklung gehen wir nicht zuletzt seit dem Projekt „Glückauf Nachbarn“ neue Wege.