Duisburg. Eine Duisburger Familie ist nach Angaben von Freunden aus Kabul ausgeflogen worden. Sie hatten auch die Stadt Duisburg um Hilfe gebeten.
Auch eine Duisburger Familie saß seit der Machtübernahme der Taliban in Kabul fest und hat verzweifelt versucht, über den Flughafen der afghanischen Hauptstadt zu entkommen: ein 24-Jähriger mit seiner Ehefrau, dessen Bruder sowie die Eltern der beiden Männer. Sie alle sollen die Flucht vor den militant-islamistischen Taliban geschafft haben und am Donnerstagmorgen in Frankfurt gelandet sein.
Das berichtet Moussa Fakhro, der mit dem 24-Jährigen nach eigenen Angaben in einem Essener Callcenter zusammenarbeitet und mit ihm befreundet ist. Auch der nach letzten Informationen mit seiner Familie weiterhin in Kabul festsitzende Essener Isa Ataie arbeitet in diesem Unternehmen. Ein Bruder des 24 Jahre alten Deutsch-Afghanen aus Duisburg habe am frühen Donnerstagmorgen einem anderen Kollegen in einer Whatsapp-Nachricht geschrieben, „dass die Familie sicher in Frankfurt gelandet ist“, sagte Fakhro im Gespräch mit unserer Redaktion am Donnerstagnachmittag.
Duisburger Familie in Kabul: Ehefrau hat nur afghanische Staatsbürgerschaft
Die Brüder und ihre Eltern sind deutsche Staatsbürger, die junge Ehefrau besitze dagegen die afghanische Staatsbürgerschaft, so Fakhro. Dennoch sollen nach seinem Kenntnisstand alle Fünf von der Bundeswehr ausgeflogen worden sein. Er und unsere Redaktion hatten bislang jedoch keine Gelegenheit, die Angaben von der Familie selbst bestätigen zu lassen. Das Auswärtige Amt ließ eine Anfrage unserer Redaktion bislang unbeantwortet.
Fakhro selbst hatte vor der mutmaßlich guten Rettungsnachricht vom Donnerstagmorgen seit Dienstag nichts mehr von seinem Freund und dessen Lieben gehört. In einer Sprachnachricht hätten sie vom dramatischen Chaos am Flughafen berichtet: „Soldaten schießen überall rum und lassen uns nicht rein gehen.“ Im Hintergrund der Aufnahme sei ein Schusswechsel zu hören gewesen.
Duisburger OB-Büro übermittelte Ausweisdaten ans Auswärtige Amt
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Fakhro hatte am Mittwoch auch die Stadt Duisburg um Unterstützung gebeten. Die Verwaltung und das Büro des Oberbürgermeisters konnten tatsächlich helfen und dem Auswärtigen Amt sowie Außenminister Heiko Maas noch am selben Tag die Ausweisdaten der vier Duisburger übermitteln. Sören Link mailte ein offizielles Schreiben an Maas. Das berichtete Stadtsprecherin Anja Kopka auf Anfrage.
Evakuierung: Bundeswehr hat 900 Menschen ausgeflogen
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Nach dem chaotischen Start ist der Evakuierungseinsatz der Bundeswehr zwar angelaufen. Militärmaschinen pendeln zwischen Kabul und der usbekischen Hauptstadt Taschkent. Zwei Maschinen mit Geretteten erreichten in der Nacht zu Donnerstag den Frankfurter Flughafen – unter ihnen offenbar auch die Duisburger.
Nach Angaben aus Militärkreisen sind bisher insgesamt mehr als 900 Menschen, darunter auch afghanische Ortskräfte, in Sicherheit und außer Landes gebracht worden. Die Lage am Flughafen droht jedoch zu eskalieren. Soldaten drängen Menschen mit Gewalt und Schüssen zurück. Auch Deutsche sind noch im Land.