Duisburg. Arnheim hat die Städtepartnerschaft mit Wuhan gekündigt. Deshalb hält Duisburg an seiner Verbindung zur chinesischen Metropole fest.
Arnheim hat nach 22 Jahren die Städtepartnerschaft mit Wuhan beendet. Den Bruch begründen die Niederländern mit dem Umgang Chinas mit Minderheiten im Land, wie den muslimischen Uiguren. Duisburg will an seiner 1982 begründeten Verbindung mit der Millionenmetropole festhalten – es ist die älteste deutsch-chinesische Städtepartnerschaft.
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Mit der Aufkündigung der Verbindung wolle man eine „Vorreiterrolle in Europa“ einnehmen und so andere Städte animieren, ebenso zu verfahren, bekunden die Niederländer. Für Duisburg soll der Schritt der Niederländer jedenfalls kein Vorbild sein: „Gerade in schwierigen Zeiten ist es wichtig, die zum Teil über viele Jahre hindurch gewachsenen Beziehungen beizubehalten, den Kontakt und vor allem den Dialog zwischen den Menschen und den Stadtgesellschaften zu intensivieren. Deswegen wäre es aus unserer Sicht falsch, wenn deutsche oder europäische Städte mit partnerschaftlichen Beziehungen in die Volksrepublik China diese einschränken oder auf Eis legen würde“, heißt es aus dem Rathaus.
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Im Gegensatz zu Arnheim ist Duisburg bestrebt, die Verbindung zur 10-Millionen-Metropole in Zentralchina weiter zu intensivieren. Der Saal 300 im Rathaus trägt schon lange den Namen der Partnerstadt, nach der unlängst auch eine neue Straße hinter dem Hauptbahnhof bekannt wurde.
Duisburg verfolgt mit der Partnerschaft auch handfeste wirtschaftliche Interessen
Handfeste wirtschaftliche Interessen spielen natürlich eine Rolle im Kalkül der Stadtspitze, im OB-Dezernat steht deshalb ein China-Referat vor dem Start, als neuer China-Beauftragter der Stadt hat unlängst mit Martin Teuber ein erfahrener Hafen-Manager sein Ehrenamt angetreten.
Wirtschaftlicher Natur sind auch die Wurzeln der Städtepartnerschaft – in den 1970er Jahren errichteten Duisburger Stahlunternehmen ein Kaltwalzwerk in Wuhan. Eine Güterzugverbindung sorgte in den vergangenen Jahren für wachsenden Warenverkehr zwischen China und dem Duisburger Hafen, der zu einem Knotenpunkt der „Neuen Seidenstraße“ wurde.
China-Fachmann: Duisburg hat auch 1989 an der Verbindung zu Wuhan festgehalten
„Verständnislosigkeit“ ist das Wort, mit dem Prof. Dr. Thomas Heberer seine Reaktion auf den Arnheimer Schritt beschreibt. „Partnerschaften sind nicht wetterabhängig“, sagt der Co-Direktor des Konfuzius-Instituts Metropole Ruhr. Dessen chinesischen Ko-Direktor stellt seit der Gründung die Universität Wuhan. Er erinnert an die gleiche Diskussion, die nach der blutigen Niederschlagung der Studentenproteste auf dem Tienanmen-Platz nach dem 4. Juli 1989 aufkam. „Partnerschaft ist Partnerschaft“, habe der damalige OB Jupp Krings damals betont.
Fragen der Menschenrechte muss die große Politik beantworten
Fragen der Menschenrechts in China „können weder Wuhan noch Duisburg lösen, das ist Sache der großen Politik“, sagt der renommierte China-Kenner, der am InEast-Institut der Uni Duisburg-Essen (UDE) forscht. Die Fortsetzung des Dialogs sei allerdings unabdingbar, „denn es gibt die Notwendigkeit über die Lösung von globalen Problemen wie dem Klimawandel weiterhin im Gespräch zu bleiben“. Das eröffne im Kleinen auch neue Perspektiven der Zusammenarbeit von Städten. Heberer nennt eine „Klimapartnerschaft“, die Bonn mit Chengdu pflegt: „Dabei kann man voneinander lernen.“
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Prof. Thomas Heberer: Globale Probleme nur gemeinsam mit China lösbar
Unter Druck setzen lasse sich China ohnehin nicht durch die Kündigung einer Städtepartnerschaft. „Diese Zeiten sind vorbei“, sagt Thomas Heberer, „Deutschland ist kein Entwicklungshelfer mehr“. Nichtsdestotrotz erfordere die Suche nach gemeinsamen Antworten auf viele Herausforderungen die Fortsetzung des Dialogs mit China. Das zeigte zuletzt die Corona-Pandemie, die in Wuhan ihren Anfang nahm. Thomas Heberer: „Wir müssen gemeinsam nach Antworten auf globale Fragen suchen, deshalb darf man die Tür nicht zuschlagen.“
STICHWORT: DUISBURG UND SEINE PARTNERSTÄDTE
- Außer mit Wuhan (China) verbinden Duisburg weitere Städtepartnerschaften mit Calais (Frankreich), Portsmouth (England), Gaziantep (Türkei), Perm (Russland), Vilnius (Litauen), Fort Lauderdale (USA), San Pedro Sula (Honduras) und Lomé (Togo).
- Die 1974 besiegelte Partnerschaft mit der togolesischen Hauptstadt Lomé wurde wegen der dortigen politischen Verhältnisse bereits Ende der 1980er Jahre ruhend gestellt. Versuche, die Verbindung wieder mit Leben füllen, scheiterten. „Die Stadt Duisburg beobachtet den Demokratisierungsprozess in dem westafrikanischen Staat“, heißt es auf der städtischen Homepage.