Duisburg. Immer wieder werden Radfahrer in Duisburg bei Unfällen verletzt. Virtual-Reality-Brillen zeigen gefährliche Situationen aus neuer Perspektive.
Nicht wenige Radausflügler traten angesichts des Polizeiaufgebots vorsichtshalber noch einmal verstärkt in die Pedale. Am Sonntagnachmittag hatte sich eine Gruppe uniformierter Ordnungshüter direkt neben dem Radweg an der Kruppstraße im Sportpark in Stellung gebracht. Allerdings geschah das in friedlicher Absicht, wie Polizeisprecher Jonas Tepe erläuterte: „Wir führen heute stadtweit einen Aktionstag zur Fahrradsicherheit durch, wollen Rad- und Pedelec-Fahrer auf die Gefahren hinweisen, die speziell dieser Gruppe täglich im Straßenverkehr drohen.“
Auch wenn die Unfallzahlen, bei denen Radfahrer im Jahr 2020 verletzt wurden, mit 385 Fällen leicht rückläufig im Vergleich zum Vorjahr waren, bleibt auf dem Gebiet der Unfallprävention noch eine Menge zu tun. Dabei helfen sollen die Virtual-Reality-Brillen, mit denen die Duisburger Polizei im Mai ausgestattet wurde. Mithilfe dieser High-Tech-Brille werden Testpersonen auf virtuellem Wege mit gefährlichen Situationen im Straßenverkehr konfrontiert. Können diese aus mehreren Perspektiven erleben.
Pilot-Projekt: Polizei Duisburg nutzt Virtual-Reality-Brillen
Filme im 360-Grad-Format geben den Brillennutzern das Gefühl, tatsächlich der Gefahr ausgesetzt zu sein. Die Duisburger Polizei gehört zu den zehn Kreispolizeibehörden in NRW, die an dem Pilot-Projekt teilnehmen. Tanja Hering-Abels arbeitet bei der Polizei als Expertin im Bereich Unfallprävention. Sie erklärte, welche Filmeinspieler am Sonntag „auf dem Programm“ standen: „Thema sind die Gefahren, die sich beim Rechtsabbiegen von Lkw für Radfahrer ergeben. Dabei wird auch die Situation aus Sicht des Lkw-Fahrers gezeigt, der den Radfahrer aufgrund des toten Winkels oftmals gar nicht wahrnimmt.“
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Nach der Erprobungszeit der VR-Brille, die laut Tanja Hering-Abels „durchaus noch Verbesserungspotenzial“ hat, sollen noch weitere Themen in Sachen Verkehrssicherheit virtuell aufbereitet werden. Der sechsjährige Kilian Preperski, der gemeinsam mit Mutter Sabine einen kleinen Ausflug zum Wasserspielplatz gemacht hatte, durfte sich schon mal den Film-Einspieler über die Sicht von Kindern auf alltägliche Verkehrssituationen ansehen. Ein Film, der besonders „den Großen“ zu empfehlen wäre. Heike und Wolfgang Pachur hatten eine größere Tour mit ihren Pedelecs hinter sich, waren in Mülheim, am Innenhafen und nun auf dem Heimweg nach Großenbaum. Heike Pachur hatte im letzten Jahr einen Unfall mitten im Duisburger Wald: „Da ist man schon besonders sensibilisiert und fährt vorsichtig, gerade auch bei Situationen, wie sie im Film zu sehen sind.“
Polizei hat Rad- und Pedelec-Fahrer im Blick
Ehemann Wolfgang wurde am Sonntag, genauso wie seine Frau, von einem abbiegenden Lkw voll erwischt, zum Glück nur virtuell. Sein Kommentar: „Das ist schon gefährlich, da hat man als Radfahrer keine Chance. Ich hätte real wahrscheinlich vorsichtshalber angehalten, aber sowas kann natürlich passieren.“ Die Aktion der Polizei bewerten beide als „richtig und gut“, vor allen Dingen, weil man so auch mal eine andere Sichtweise erhält.
Jonas Tepe, der mit dem Aufklärungsteam bereits vormittags am Walsumer Fähranleger in gleicher Weise aktiv war, erklärte, dass an dem Aktionstag auch verstärkt auf Verkehrsverstöße der Rad- und Pedelecfahrer geachtet wurde, die falls notwendig, auch entsprechend geahndet wurden. Im Blickfeld waren auch Pkw-Halter, die ihr Fahrzeug auf Radwegen geparkt hatten und die Radfahrer so zu Ausweichmanövern zwangen und gefährdeten.
>>Polizei hält Radfahrer mit Handy an
- Die Duisburger Polizei zog am Montag Bilanz bezüglich der Radfahrer-Kontrollen. Am Sonntag wurden 81 Radfahrer und 36 Pedelec -Fahrer kontrolliert. Gravierende Mängel an den Rädern wurden nicht festgestellt.
- Allerdings wurden sechs Radler angehalten, die während der Fahrt ihr Handy in der Hand hielten. Vier radelnde Verkehrsteilnehmer waren auf der falschen Straßenseite unterwegs. Nicht ganz so erfreuliche Post bekommen in Kürze mehrere Autobesitzer, die verkehrswidrig auf Radwegen parkten.