Duisburg. Der Impfmarathon in der Duisburger Mercator-Apotheke ist stadtweit einmalig. Viele Impfwillige, meist Jüngere, fürchten die Delta-Variante.
Ute Nurlu wirkt gelöst. Sie hat sich gerade, am Samstagnachmittag, in der Mercator-Apotheke in der Duisburger City zum zweiten Mal impfen und ihren vollständigen Corona-Schutz anschließend digital erfassen lassen. Sie gehört zu den hunderten Duisburgern, die an der Premiere des stadtweit einmaligen privaten Impfmarathons teilnehmen.
Apotheker Rachid Bouylmani, der die Apotheke an der Mercatorstraße in unmittelbarer Nähe des Hauptbahnhofs seit April betreibt, hat den dreitägigen Impfmarathon gemeinsam mit dem im selben Haus praktizierenden Facharzt Dr. Mahmoud Hasoumi ins Leben gerufen. 1200 Impfdosen stehen von Freitag bis Sonntag, 9. bis 11. Juli, für die Großaktion bereit, die Impfwilligen haben die Wahl, mit welchem Wirkstoff sie sich impfen lassen wollen. „Solange der Vorrat es hergibt“, schränkt Rachid Bouylmani ein.
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600 Dosen Biontech, 500 von Astrazeneca und 100 des Herstellers Johnson & Johnson sind für die Impfaktion eingelagert. „Seit kurzem gibt es ja genug Impfstoff, auch für die Arztpraxen“, erklärt Apotheker Bouylmani.
Auch aus diesem Grund schien es ihm und seinem Mitstreiter sinnvoll, Impfen ohne großen Aufwand zu ermöglichen. „Doktor Hasoumi war nach einem kurzen Gespräch sofort dazu bereit, impft selbst und hat auch das entsprechend geschulte Personal vor Ort. Ich konnte die Räumlichkeiten und auch mein Personal beisteuern“, so der Pharmazeut, der in Recklinghausen lebt. Die nötige Erfahrung mit der Organisation ist ebenfalls vorhanden, denn immerhin betreibt er in seiner Apotheke bereits ein gut funktionierendes Corona-Testzentrum.
Keine Anmeldung beim Duisburger Impfmarathon, aber einen Corona-Test vor Ort
Das ist auch bei der Impfmarathon-Premiere beteiligt. Direkt nach der Anmeldung steht für alle Interessierten erstmal ein Corona-Test an, nachdem eine langfristige Terminfestlegung mit der aufgehobenen Priorisierung weggefallen ist. So soll ausgeschlossen werden, dass sich jemand, der mit dem Virus infiziert ist, in die kleine Impfstraße in der Apotheke einreiht.
Ute Nurlu hat sich informiert und weiß, dass jetzt für sie der komplette Impfschutz erst nach zwei Wochen vorhanden ist. Die Duissernerin hat aber ganz bewusst ihre Zweitimpfung vorgezogen und ihren eigentlichen Termin abgesagt, weil sie so schnell wie möglich vor einer Infektion sicher sein will: „Demnächst kann ich wieder, wie früher, am öffentlichen Leben teilhaben, wieder meine Enkel besuchen und mit meinen Freundinnen ausgehen“, freut sie sich nach der Spritze. Die Erleichterung ist der 66-Jährigen anzumerken, als sie nach einer knappen halben Stunde die Mercator-Apotheke wieder verlässt: „Ich fühl mich richtig gut.“
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Dr. Mahmoud Hasoumi ist mit der Resonanz bis zum Samstag zufrieden: „Am Freitag lief es anfangs schleppend, aber mittlerweile ist die Frequenz relativ stabil, heute Morgen waren allein schon mehr als zweihundert Leute hier“, so der Arzt für Innere Medizin und Kardiologie. Dagegen ist am Sonntagnachmittag, kurz vor Ende des Marathons längst klar, dass die Organisatoren das Ziel verpassen, rund 1000 Dosen zu verimpfen – letztlich sind es nur gut 400 geworden. „Das ist ein ernüchterndes Ergebnis“, räumt Apotheker Rachid Bouylmani ein, „ich bin aber trotzdem zufrieden.“ Zumal bei den Teilnehmern die Organisation mit der kleinen Impfstraße sehr gut angekommen sei.
Die Angst vor der Delta-Variante ist für viele Duisburger der Impfauslöser
Einen wichtigen Grund, warum sich gut 400 Duisburger dazu entschließen, sich impfen zu lassen, hat der Mediziner Hasoumi bei der dreitägigen Aktion schnell ausgemacht: „Die Angst vor der Delta-Variante ist bei vielen der Auslöser, sich nun doch vor Corona zu schützen.“
Auch das „zu Unrecht“ in Verruf gekommene Astrazeneca-Vakzin wird von vielen Duisburgern am Wochenende ganz bewusst gewählt, wie Rachid Bouylmani festgestellt hat: „Das wird speziell für die Erstimpfung genommen, um später beim zweiten Termin mit dem Biontech-Wirkstoff einen noch besseren Schutz zu erlangen.“
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Pragmatischer dagegen geht der Duisburger Mohamed Ahmad seinen Impfschutz an. Er hat sich vorher über das Auswahlmöglichkeiten in der Mercator-Apotheke schlau gemacht. Er wohnt „kurz um die Ecke“ und ist am Samstag „einfach mal eben vorbeigekommen“, um spontan an der unkomplizierten Aktion teilzunehmen. Der bisher ungeschützte 29-Jährige hat sich aber nicht für die Kreuzimpfung entschieden, sondern für das Vakzin „Johnson & Johnson“, das auch die Stadt Duisburg bei ihren Großaktionen verwendet. Der Grund ist einleuchtend: „Da reicht eine Impfung.“
Apotheker Bouylmani, der für den Einkauf der Wirkstoffe zuständig ist, macht sich übrigens keine großen Sorgen, weil der Andrang nicht groß genug war, dass auch nur annähernd der komplette Vorrat verimpft werden kann: „Biontech ist entsprechend gekühlt einen Monat, die beiden anderen Impfstoffe drei Monate haltbar.“
>> WEITERE IMPFAKTIONEN IN DUISBURGS CITY SOLLEN FOLGEN
● Die meisten der rund 400 Impfwilligen kamen, um eine Erstimpfung zu bekommen und waren geschätzt um die 30 Jahre oder jünger. Einige Teenager, begleitet von ihren Eltern, haben sich auch impfen lassen, denn die Aktion war für alle Interessenten ab 12 Jahren gedacht. Wobei die Ständige Impfkommission (STIKO) bisher eine Empfehlung für Kinder und Jugendliche im entsprechenden Alter nur bei einem besonderem Risiko, bei bestimmten Vorerkrankungen, ausgesprochen hat.
● Der Impfmarathon der Mercator-Apotheke, so viel steht bereits fest, soll nicht einmalig bleiben. Es gibt schon einen weiteren Termin: Fest eingeplant ist das Wochenende vom 20. bis 22. August, damit alle diesmal Erstgeimpften auch ihre zweite Dosis bekommen. Ob die Impfaktion angesichts der vielen übriggeblieben Dosen sogar schon am kommenden Wochenende wiederholt wird, entscheiden die Organisatoren bis Montagmorgen.