Duisburg-Wanheimerort. Die Gründer von „Pottwatch“ lassen ihre Kollektionen von einem Uhrmacher in Duisburg-Wanheimerort fertigen. Es sind echte Liebhaberstücke.
Es war wohl nur eine Frage der Zeit, dass sich die Oberhausener Jason Sell, Damian te Heesen, Lucas Heinen und der Duisburger Patrick Engemann über den Weg laufen. Erstere sind Ideengeber und Gründer von „Pottwatch“, einer Uhr, die zeitgemäß an die Vergangenheit des Ruhrgebiets erinnert. Patrick Engemann ist Uhrmacher-Meister und betreibt in Wanheimerort die Werkstatt „Zeitpunkt“. Nach kurzer Internetrecherche fanden die Vier vor ein paar Jahren zusammen. Jede Uhr enthält ein Stück Kohle.
Das Trio aus der Nachbarstadt kennt sich schon seit Kindertagen und spielt noch immer gemeinsam Basketball im Verein. Damian te Heesen, 28, ist gelernter Grafikdesigner. Jason Sell, 27, hat BWL studiert, Lucas Heinen, 27, einen Master in „International Management“. Als feststand, dass im Ruhrgebiet die letzte Zeche dicht macht, wollten sie an die Ära erinnern. „Wir kamen eines Tages auf die Idee, eine Uhr rauszubringen, die an die Vergangenheit erinnert, immer, wenn man sie anschaut, aber auch die Zeit überdauert.“
Fachmann aus Duisburg gab technische Tipps
Aus den Plänen wurden Entwürfe. Um das Projekt zu finanzieren, starteten sie 2019 eine erste Crowdfunding-Kampagne – und trafen offenbar einen Nerv. „Innerhalb einer halben Stunde hatten wir mehr als 20.000 zusammen. Insgesamt waren es mehr als 120.000 Euro Startkapital“, blickt Lucas Heinen zurück. „Wir haben dann von der RAG die letzten 100 Kilo Kohle bekommen. Ein bisschen steckt in jedem Exemplar drin“, erklärt Jason Sell. Damian te Heesen machte Vorschläge, wie die Uhr aussehen könnte. Doch als es um die Fertigung der Chronometer ging, musste ein Fachmann entwickeln.
„Irgendwann habe ich einen Anruf bekommen. Und weil ich mein Wissen gerne weiter gebe, haben wir uns getroffen“, erinnert sich Patrick Engemann. Der gebürtige Duisburger war schon immer gerne Bastler, bevor er sich nach dem Abi entschied, eine Lehre zum Uhrmacher zu machen. „Mich fasziniert die Technik. Mechanische Uhren haben sich ja eigentlich seit Jahrhunderten nicht verändert.“ Seine erste eigene Uhr bekam er nicht etwa als Kind geschenkt, sondern kaufte sie sich von seinem Taschengeld. „Eine Junghans für 110 Mark.“ Zwar besitzt Patrick Engemann auch eine Smartwatch, doch die Klassiker mag er am liebsten.
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Um sich einen Namen zu machen, sprach Engemann zunächst Juweliere an, erledigte für sie den fortan den Kundenservice und reparierte Chronometer. Doch auch der kreative und technische Prozess, ein Modell selbst zu entwickeln, gefällt ihm. Sein Meisterstück war eine Tischuhr, „gefertigt aus einem Messingblock und Rädern, entstanden mit Schweiß und Präzision.“
Besuch unter Tage bringt Geschichte der Kumpel näher
Gemeinsam mit den „Pottwatch“-Gründern überlegte er, wie man in die Uhren ein Stückchen Kohle integrieren kann, ohne dass es zu technischen Komplikationen kommt. Der Clou: Das feine schwarze Material wird von einem Glas verschlossen. Doch auch die Details sind ebenso raffiniert wie durchdacht. Auf der Krone findet sich, ganz klein, Schlägel und Eisen. Da keiner von ihnen unter Tage malocht hat, krochen die Jung-Unternehmer durch einen Ausbildungsschacht und ließen sich von älteren Kumpeln von der Arbeit berichten.
In Duisburg fügt Patrick Engemann die Einzelteile zusammen. Nur ein paar hundert Meter Luftlinie entfernt befindet sich ein weiterer Kooperationspartner. „Regenbogen“ übernimmt den Versand der Bestellungen. Bei „Rebo Chic“ kann man die Uhren kaufen. Außerdem beispielsweise auf Zollverein und im Centro.
Für die Kollektion „Metropolis“ haben sie sich etwas Neues einfallen lassen. Auf der Vorderseite ist der Verlauf der Ruhr abgebildet. „Die Kollektion ist eine Hommage an die Ruhr dar, die sinnbildlich für erfolgreichen Wandel steht“, betont Lucas Heinen. Wer mehr Technik-Details erfahren möchte: „Ein analoges Schweizer Quarzwerk treibt die beiden Zeiger mühelos über den Verlauf der Ruhr.“
>> Neue Crowdfunding-Kampagne unterstützt Baumpflanzaktion im Ruhrgebiet
- Aktuell läuft wieder eine Crowdfunding-Kampagne. „Für uns ist das gutes Marketing im Internet“, erklärt Damian te Heesen. Doch sie wollen nicht nur an den Strukturwandel erinnern, sondern ihn auch gestalten.
- Wer sich an der Finanzierung der neuen Uhren beteiligt, unterstützt deshalb gleichzeitig ein Projekt des Regionalverband Ruhr. Fünf Millionen Bäume fürs Ruhrgebiet sollen neu gepflanzt werden.