Duisburg. Sylvia und Georg Hauke wollen ihre Körper nach dem Tod der Ausstellung „Körperwelten“ spenden. Dafür haben sie unterschiedliche Gründe.
Wer den Begriff „Körperspender“ zum ersten Mal hört, denkt womöglich an Science-Fiction und die ferne Zukunft. Tatsächlich steckt dahinter jedoch ein wissenschaftliches Verfahren, das im Rahmen der weltweit bekannten „Körperwelten“-Ausstellung von Initiator Gunther von Hagens schon heute zum Einsatz kommt. Das Prinzip: Menschen entscheiden sich zu Lebzeiten, den eigenen Körper nach ihrem Tod dem Ausstellungsteam zu überlassen. Wer sich nach seinem Ableben als geeigneter Spender erweist, landet womöglich schon einige Monate später als Exponat in einer der Ausstellungen.
Was sich im ersten Moment ungewöhnlich anhört, wird vor allem in Deutschland immer beliebter: 2020 waren hierzulande fast 18.000 Personen als Körperspender registriert. Wer sind diese Menschen, die sich gegen eine herkömmliche Bestattung und für die Spende des eigenen Körpers entscheiden? Was treibt sie in ihrem Bestreben an? Wir haben mit den Duisburger Körperspendern Sylvia Hauke und Horst Buchholz über ihre Motive und Hoffnungen gesprochen.
Duisburgerin hat sich mit ihrem Mann für Körperspende registriert
Sylvia Hauke hat die „Körperwelten“-Ausstellung zum ersten Mal in Hannover gesehen, damals aber noch nicht über eine Körperspende nachgedacht. „Vor einigen Jahren habe ich dann einen Zeitungsartikel über das Thema gelesen“, erinnert sie sich. Dadurch wurde das Interesse bei ihr und ihrem Mann geweckt. „Wir haben uns dann im Internet über die Körperspende informiert und einige Broschüren gelesen“, erzählt Hauke.
Gemeinsam mit ihrem Mann Georg hat sie sich schließlich für die Körperspende entschieden. Der Entschluss fiel ihr alles andere als leicht: „Ich hinterfrage meine Entscheidung auch heute noch ab und an“, gibt Hauke zu. Auch in ihrem Umfeld fielen die Reaktionen nicht immer positiv aus. „Wenn wir jemandem davon erzählen, herrscht im ersten Moment eigentlich immer Schweigen“, berichtet Hauke. Vor allem ihre vier Kinder waren von der Entscheidung nicht angetan.
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Dennoch ist Hauke überzeugt, mit der Körperspende die richtige Wahl getroffen zu haben. „Wir haben das Gefühl, dass etwas von uns übrig bleibt“, begründet sie ihre Entscheidung. Obwohl das Ehepaar auch über andere Bestattungsarten nachgedacht hat, ist die Körperspende für sie die beste Lösung. „Mein Mann findet die Vorstellung ganz schrecklich, in einem Sarg begraben zu werden“, sagt Hauke. Für sie selbst kommt hingegen eine Einäscherung nicht in Frage. Auf der Suche nach einer gemeinsamen Bestattungsmöglichkeit wurden die beiden schließlich auf die „Körperwelten“ aufmerksam.
Horst Buchholz möchte seinen Körper der Wissenschaft überlassen
Eine andere Motivation verfolgt der Duisburger Horst Buchholz mit seiner Körperspende. Der 62-Jährige hat mehrere chronische Krankheiten und möchte seinen Körper nach dem Tod der Wissenschaft zur Verfügung stellen. „So kann die Medizin in Zukunft vielleicht etwas für Menschen mit diesen Krankheiten tun“, hofft Buchholz. Ob sein Körper tatsächlich in die Ausstellung aufgenommen wird, ist ihm hingegen eher unwichtig.
Für die Körperspende hat sich der Rentner bereits im Jahr 2017 entschieden. Dabei spielten auch praktische Überlegungen eine Rolle: „Ich nehme zeitweise bis zu 14 Tabletten am Tag“, erzählt Buchholz. Die darin enthaltenen Stoffe sollen nach seinem Tod nicht in die Natur gelangen. Tatsächlich legen wissenschaftliche Untersuchungen nahe, dass Arzneirückstände aus menschlichen Überresten die Umwelt nachhaltig belasten können.
Aufnahme der Duisburger in die Ausstellung ist noch ungewiss
Bei der Präparierung eines Körpers für die Ausstellung werden Schadstoffe gemeinsam mit anderen Körperflüssigkeiten aus dem Leichnam herausgelöst. Anschließend wird der Körper mit einer Kunststofflösung bearbeitet und in die gewünschte Position gebracht. Dieses Verfahren zur Konservierung des menschlichen Körpers nennt sich Plastination und kann einige Monate dauern.
Ob Sylvia und Georg Hauke oder Horst Buchholz nach ihrem Ableben tatsächlich Teil der „Körperwelten“ werden, ist heute noch ungewiss: Letztendlich wird immer nur ein begrenzter Personenkreis in die Ausstellung aufgenommen. Mit ihrer Entscheidung für eine Körperspende haben die drei Duisburger aber schon zu Lebzeiten eine Entscheidung getroffen, mit der sie ihrem Umfeld definitiv in Erinnerung bleiben.
>> KÖRPERWELTEN-AUSSTELLUNG LÄUFT AKTUELL IN MÜLHEIM
- Die aktuelle „Körperwelten“-Ausstellung ist noch bis zum 22. August im Mülheimer Technikum zu Gast. Die Präparate von Gunther von Hagens sind weltweit bekannt und kontrovers diskutiert. Thematisch dreht sich in Mülheim alles um das Herz als Motor des menschlichen Lebens. Die Ausstellung ist dienstags bis freitags jeweils von 9 bis 18 Uhr geöffnet. Am Wochenende ist der Besuch zwischen 10 und 18 Uhr möglich.
- Der Eintrittspreis für Erwachsene beträgt 19 Euro. Junge Besucher zwischen 7 und 18 Jahren zahlen 13 Euro; für Kinder unter 7 Jahren ist der Eintritt frei.
- Damit die Hygiene- und Abstandsregeln eingehalten werden können, ist die Buchung eines Zeitfensters für den Besuch notwendig. Weitere Informationen zur Ticketbuchung gibt es unter: https://koerperwelten.de/stadt/muelheim-an-der-ruhr/.