Duisburg. In Duisburg hat eine anonyme Bestattung für Verwirrung gesorgt. Angehörige sind verzweifelt. Warum der Wunsch nach Anonymität unklar sein kann.

Der Tod eines geliebten Menschen ist eine schmerzliche Erfahrung. Oft wissen Angehörige auch nicht, wie sich der Verstorbene seine Bestattung vorgestellt hätte. Bei Klaus Dapper aus Duisburg war das anders. Seine Mutter hatte zu Lebzeiten eine konkrete Vorstellung – und trotzdem ist ihre Bestattung für ihn eine äußert schmerzliche Erinnerung.

99 Jahre wurde sie alt, lebte seit Jahrzehnten in München. Einmal im Monat hat er sie besucht, bis sie im Juli vergangenen Jahres verstarb. "Meine Mutter wollte verbrannt und anonym bestattet werden", sagt der Musiklehrer. Dem Wunsch wollte der 73-Jährige gerecht werden. "Ich plante, die Urne nach Duisburg überführen zu lassen, um sie hier zu bestatten." Seine Idee war es, ihren letzten Ruheplatz besuchen zu können.

Anonyme Bestattung in Duisburg: Angehörige bleiben im Ungewissen

Er hatte deshalb die Hoffnung, dass die Bestattung zwar anonym erfolgt, ihm das Begräbnisfeld oder der Friedhof später mitgeteilt wird, damit er weiterhin einen Ort der Trauer hat. So wie es vor vielen Jahren bei seinem Vater in Berlin geregelt wurde. Dort erinnert eine kleine namentliche Kennzeichnung an einem Gemeinschaftsgrabfeld an den Verstorbenen.

Doch in Duisburg ist das nicht möglich. Er weiß weder wann, noch wo seine Mutter beerdigt wurde. "Im Falle einer anonymen Bestattung impliziert anonym wirklich die komplette Unwissenheit", erklärt eine Sprecherin der Wirtschaftsbetriebe Duisburg, die für die städtischen Friedhöfe zuständig sind.

Anonyme Bestattung: War es wirklich der Wunsch?

"Der Wunsch des Verstorbenen steht immer an erste Stelle der auszuführenden Beisetzungsart", erklärt eine Sprecherin des Bundesverband Deutscher Bestatter (BDB). Friedhöfe folgen dem Wunsch des Verstorbenen. "Das ist respektvoll und angemessen, wenn auch nicht immer einfach für die Hinterbliebenen zu verkraften und zu verstehen."

Die Sprecherin schränkt aber ein: "Aber was wollte der Verstorbene wirklich? Anonym und in einen unbekannten Ort verschwinden? Oder eher seinen Angehörigen und Hinterbliebenen keine Mühe mehr bereiten?"

Ältere Menschen wollen Angehörigen nicht zur Last fallen

Denn oft sei es lediglich der Wunsch der Verstorbenen, den Angehörigen nach dem Tod nicht zur Last zu fallen. Tatsächlich hält der BDB die anonyme Form der Beisetzung für die schwierigste aller Beisetzungsformen: "Trauerbewältigung braucht in der Regel einen konkreten Ort, den die Angehörigen und Hinterbliebenen besuchen können", so die Sprecherin.

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Der konkrete Fall zeigt, so die Sprecherin des Verbandes, wie wichtig das offene Gespräch mit der Familie ist. Nur so könnten Missverständnisse über die Bestattungsform ausgeräumt werden. Denn der vermeintlich gute Wille nach Anonymität und wenig Arbeit kann für Hinterbliebene mehr belastend als entlastend sein.

Alternative Bestattungsformen ohne Pflegeaufwand

Dass es Alternativen gibt, zeigen die Wirtschaftsbetriebe: "Heute gibt es verschiedene Wahlgrabarten ohne Pflegeaufwand und mit beispielsweise stehenden Grabsteinen oder einer ebenerdigen Grabplatte." Laut dem BDB sind auch Gemeinschaftsgrabfelder zur Urnenbeisetzung eine Alternative. Die letzte Ruhestätte kann auch unter einem Baum gefunden werden, "auch hier kann eine kleine Namensplakette angebracht werden", erklärt der BDB.

Von dem beauftragten Bestattungsunternehmen hätte sich Klaus Dapper mehr Aufklärung gewünscht. Rückblickend hätte er so eine andere Entscheidung getroffen. "Dann hätte meine Mutter in München bleiben können." So bleibt ihm nur die schöne Erinnerung an die gemeinsame Zeit, aber kein Ort der Trauer.

>> BESTATTUNGSARTEN IN DUISBURG

• Nach Schätzungen des Bundesverbandes der Deutschen Bestatter wurden im vergangenen Jahr rund 70 Prozent der etwa 940.000 Gestorbenen in Deutschland verbrannt – 2010 lag der Anteil noch bei geschätzt 50 Prozent.

• Im Gegensatz zur klassischen Beerdigung im Sarg bietet die Feuerbestattung vielfältige Beisetzungsmöglichkeiten, so etwa die anonyme Bestattung, eine Baum- oder Seebestattung. Informationen zu Grabarten in Duisburg finden Interessierte auf dem Friedhofsportal www.duisburg-friedhof.de/grabarten.