Duisburg. Der Künstler Eugen Schilke stellt sein Projekt „Total Recall“ im Kunstraum SG1 in der Duisburger Innenstadt aus. Erinnerungen an seine Ankunft.

Viele Wege führen zu Kunstwerken. Einer davon ist, sie aus der eigenen Biografie zu entwickeln. Ein Künstler, der dabei ganz konsequent vorgeht, wird jetzt im Kunstraum SG1 an der Schmalen Gasse 1 in Duisburg vorgestellt.

Die Kunstraum-Betreiberinnen Luise Hoyer und Stacey Blatt haben Eugen Schilke eingeladen, der in Duisburg und Moers lebt und arbeitet. 2019 wurde er von der Bürgerstiftung für ein Stipendium als Duisburger Stadtteil-Historiker ausgewählt. Schon da war sein Thema das „Papageienhaus“, ein ehemaliges Heim für Gastarbeiter, Kriegsflüchtlinge und Aussiedler in Meiderich.

Das gelbe „Papageienhaus“ in Duisburg-Meiderich

In diesem Haus wurde der 1984 im russischen Tscheljabinsk geborene Eugen Schilke mit seinen Eltern 1994 als Spätaussiedler untergebracht. Die Familie hat in einem kleinen, L-förmigen Raum gelebt. Mit den Erinnerungen daran, die sich offenbar tief eingebrannt haben, arbeitet Schilke, der Kunst in Braunschweig studiert hat, seit Jahren mit ganz unterschiedlichen Mitteln.

„Total Recall“ heißt das Projekt, das Schilke jetzt in den Kunstraum gebracht hat. Eine Wand des drei geteilten Raums hat er gelb gestrichen – eine Erinnerung an die Farbe des im Stadtteil als „Papageienhaus“ bekannten Gebäudes, das längst abgerissen worden ist. Vor dieser Wand liegt eine graue, massiv wirkende Skulptur aus Knete, einem Material, das der Künstler gerne nutzt, um seine Gedanken zu formen. Hier entspricht die Form der Skulptur den Maßen des Raums im Wohnheim.

Der Künstler gräbt im Schutt

Eugen Schilke mit der Skulptur aus Knete nach den Maßen des einstigen Wohnheimraums.
Eugen Schilke mit der Skulptur aus Knete nach den Maßen des einstigen Wohnheimraums. © FUNKE Foto Services | Tanja Pickartz

Auf der gegenüberliegenden Wand zeigt ein Video den Künstler beim Graben. Dort, wo das Haus einst stand, arbeitet er sich mühsam mit dem Spaten in den Boden, in den hier wegen des vielen Schutts kaum etwas abzutragen ist: Die Suche und das Bergen von Erinnerungen übersetzt Schilke hier in körperlich anstrengende Arbeit.

Schließlich gibt es einen Einblick in die Entstehung des Projekts, eine Dokumentation aus Zeichnungen, Fotos oder Zeitungsartikel. „Total Recall ist ein Gedanke, eine Idee, eine Möglichkeit, ein Prozess, ein Zyklus ohne Anfang und Ende“, erläutert Eugen Schilke. Thematisiert werden Herkunft, Heimat, Kindheit, Gelesenes, Gesehenes und Erinnertes ganz unsentimental. „Total Recall unterliegt dem Prinzip, auf biografische und örtliche Tatsachen Bezug zu nehmen und sie fiktiv weiterzudenken.“

Die Ausstellung bleibt bis zum 21. Juli, geöffnet montags von 17 bis 20 Uhr, www.sg1-kunstraum.de.