Duisburg. Laut Corona-Check bewerten fast 40 Prozent der Duisburger die Schutzmaßnahmen in Kitas als „nicht ausreichend“. Duisburger Familien erzählen.

An unserem Corona-Check haben über 15.000 Menschen aus dem Ruhrgebiet teilgenommen, in Duisburg haben mehr als 4100 Leserinnen und Leser die 20 Fragen zum Leben in der Pandemie schriftlich beantwortet. In einer davon wollten wir wissen, wie die Teilnehmer die in der Corona-Krise in den Kitas umgesetzten Maßnahmen bewerten. Um es vorweg zu nehmen: Fast 40 Prozent der Teilnehmer hielten die getroffenen Maßnahmen für „nicht ausreichend“.

Duisburger Eltern hätten sich früher klare Maßnahmen gewünscht

Das Ergebnis deckt sich mit den Empfindungen von Familie Hanz. Tochter Nele (5) besucht einen Kindergarten in Rahm, mitten im ersten Teil-Lockdown wurde Bruder Emil (11 Monate) geboren. „Für uns, vor allem für Nele, war das ganze Hin und Her ein Problem“, sagt Peter Hanz. „Nele ist sehr sensibel, die ständigen Veränderungen waren für sie nicht leicht. Wir hätten uns viel früher klare Maßnahmen gewünscht.“

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Familie Hanz – Papa Peter, Sohn Emil, Tochter Nele und Mama Vanessa – vor dem Kindergarten: die Gartenzwerge in Duisburg-Rahm. Für die fünfjährige Nele war das Hin und Her mit Kindergartenschließungen und Öffnungen nicht schön. Sie wäre lieber durchgehend in die Kita gegangen.      
Familie Hanz – Papa Peter, Sohn Emil, Tochter Nele und Mama Vanessa – vor dem Kindergarten: die Gartenzwerge in Duisburg-Rahm. Für die fünfjährige Nele war das Hin und Her mit Kindergartenschließungen und Öffnungen nicht schön. Sie wäre lieber durchgehend in die Kita gegangen.       © Katja Burgsmüller

Dabei ginge es gar nicht um die Wiedereingewöhnung im Kindergarten nach den verschiedenen Teil-Lockdowns mit Pandemie-Notbetrieb und eingeschränktem Regelbetrieb. „Nele geht sehr gerne zu den Gartenzwergen, aber der Wechsel zwischen heute ja, morgen nein, Freunde treffen im Kindergarten ja, nachmittags nein, hat ihr nicht gut getan“, sagt auch Mama Vanessa. „Wir haben dann einfach nicht mehr jeden Wechsel mitgemacht“, sagt der 35-jährige Familienvater.

Er betont aber gleichzeitig, dass er seine Arbeit als Softwareentwickler im Homeoffice „enorm flexibel“ gestalten kann und somit auch viel Zeit für die Unterstützung seiner Familie hat. „Die Möglichkeit hat sicher nicht jeder“, so Peter Hanz.

Arbeitszeiten auf die Kinderbetreuung ausgerichtet

Davon können Meike und Karsten Müller ein Lied singen. Die Eltern der beiden sechsjährigen Zwillinge Jakob und Johann sind Tierärzte in Rahm. Die Jungs kommen im Sommer in die Schule. Als die Kindergärten Mitte März 2020 zum ersten Mal geschlossen wurden, hatte Meike Müller noch gedacht, dass die Situation „schon irgendwie zu händeln“ wäre.

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„Wir wollten uns mit der Betreuung der Kinder abwechseln, haben das System in unserer Praxis auf feste Terminvergabe umgestellt“, sagt die 39-Jährige. „Aber das passte hinten und vorne nicht. Meine Mutter wollten wir aus der Betreuung heraushalten, also waren die Kinder auch oft mit in der Praxis. Wir haben dann sogar eine unserer Helferinnen als Betreuerin für die Jungs ,abgestellt’“, sagt die Tierärztin. „Schön war das für die Kinder sicher auch nicht immer.“

Dass dies auch nur eine zeitliche Notlösung sein konnte, war den Müllers schnell klar. „Als wir als ,systemrelevant’ eingestuft wurden, haben wir Jakob und Johann wieder in den Kindergarten geschickt.“ Und da waren die Jungs mehrere Tage sogar ganz alleine, erst nach und nach kamen weitere Kinder „systemrelevanter Eltern“ zurück zu den Gartenzwergen. Wirklich erinnern können sich die beiden aber nicht mehr daran. „Ich glaube, es war langweilig“, meint Jakob noch zu wissen.

Keine große Sorge über eine mögliche Ansteckung im Kindergarten

Seitdem waren die Zwillinge im Gegensatz zu vielen anderen Kindern durchgehend im Kindergarten. Sorgen über eine mögliche Ansteckung mit dem Coronavirus in der Kita hat sich Meike Müller nicht einmal gemacht.

„Wir haben täglich mit so vielen Menschen engen Kontakt“, sagt die Tierärztin, „das bleibt in unserem Beruf nicht aus.“ Mittlerweile ist auch die Oma der Jungs wieder mit in die Betreuung eingebunden. „Ohne die Hilfe meiner Mutter wäre das alles gar nicht möglich.“

Angst davor, dass sich Nele im Kindergarten mit dem Coronavirus infizieren könnte, hat Familie Hanz übrigens auch nicht. „Wir haben unsere persönlichen Kontakte auf ein absolutes Minimum reduziert, um zum Beispiel die Großeltern zu schützen“, sagt Peter Hanz. „Da haben wir den Kindergarten als eine Art kalkuliertes Risiko miteingeplant.“

Viel schwerwiegender empfindet Vanessa Hanz „die fehlende Normalität“ für die Kinder. „Es ist ja alles ausgefallen: kein Schwimmen, kein Singen, keine wirklichen Geburtstagsfeiern. Vielleicht hätte man vieles verhindern können, wenn es nicht immer nur einen Lockdown light gegeben hätte.“

>> CORONA-CHECK: DIE GENAUEN UMFRAGE-ERGEBNISSE

■ Im Rahmen des Corona-Checks hat diese Redaktion im März 2021 Leserinnen und Leser zu den Auswirkungen der Krise auf ihr Leben befragt. Insgesamt haben 4153 Duisburgerinnen und Duisburger an der schriftlichen Befragung teilgenommen. Die Ergebnisse sind trotz der großen Zahl der Teilnehmer nicht repräsentativ.

■ Auf die Frage „Wie bewerten Sie die in Kitas bislang getroffenen Maßnahmen in der Corona-Krise?“ mussten sich die Teilnehmern für eine von fünf Antwortmöglichkeiten zwischen 1 (zu hart) und 5 (nicht ausreichend) entscheiden. Der Duisburger Durchschnittswert (3,57) ist etwas höher als der Vergleichswert für das gesamte Ruhrgebiet (3,45).

■ Die genaue Verteilung unter den Duisburg Teilnehmern: Mit 37,4 Prozent die meisten Teilnehmer wählten Antwortmöglichkeit 5 (nicht ausreichend), 20,2 Prozent Antwort 4. Für die Mittelkategorie 3 entschieden sich 17,8 Prozent. 13,4 Prozent kreuzten beziehungsweise klickten Antwort 1 () an, 11,2 % Antwort 2.

■ Für die Maßnahmen in den Kindertagesstätten waren die meiste Zeit die NRW-Landesregierung und das Familienministerium von Minister Joachim Stamp (FDP) verantwortlich.

■ Alle Ergebnisse für alle Städte, jeweils im Vergleich zum Duisburger Ergebnis können Sie sich in diesem Artikel anzeigen lassen.