Duisburg-Homberg. Der Traum vom Zehn-Millionen-Projekt des Bundes in Duisburg-Homberg ist geplatzt. Gebaut wird nun in Niedersachsen. Das sind die Gründe.

Es hätte eine richtig große Nummer für den Duisburger Westen werden können. Homberg war ganz nah dran, Standort für eines von bundesweit vier neuen Logistikzentren des Technischen Hilfswerks (THW) für den Katastrophenschutz von Deutschland zu werden. Für den Aufbau hat der Bundestag insgesamt 42 Millionen Euro zur Verfügung gestellt. Zehn Millionen davon hätten laut THW nach Homberg fließen können.

Gemeinsam mit der Stadt und der Feuerwehr Homberg hat der Bundestagsabgeordnete Mahmut Özdemir die Idee eines Katastrophenschutzzentrums für Duisburg entwickelt.
Gemeinsam mit der Stadt und der Feuerwehr Homberg hat der Bundestagsabgeordnete Mahmut Özdemir die Idee eines Katastrophenschutzzentrums für Duisburg entwickelt. © Unbekannt | Feuerwehr

Für den Betrieb der Einrichtung zum Bevölkerungsschutz waren außerdem zusätzliche Arbeitsplätze vorgesehen. Aber daraus ist in Duisburg nichts geworden: „Leider sind wir von Besseren ausgestochen worden“, sagt der SPD-Bundestagsabgeordnete Mahmut Özdemir, der in Berlin und Duisburg dafür gebaggert hatte, dass sein Heimatort Homberg zum bundesweit wichtigen Standort für den Katastrophenschutz wird. Gebaut wird das Logistikzentrum nun allerdings nicht hier, sondern in Niedersachsen.

„Wir haben uns nichts vorzuwerfen“, sagt Mahmut Özdemir, der im September 2020 noch einem großen Wurf in Form eines Katastrophenschutzzentrums in Kooperation von Bund, Land und Stadt entgegengefiebert hatte. „Das wäre ein Meilenstein für Homberg“, hatte er damals gesagt. Acht Monate später lässt er sich eine mögliche Enttäuschung nicht anmerken, sondern analysiert den Fall nüchtern und sachlich. „Niedersachsen hatte einfach eine größere Fläche und sie war schon in öffentlicher Hand.“

Das Homberger Gelände gehört einem Bauunternehmer aus Moers

Da konnte Duisburg nicht mithalten, denn hier ist die Sache komplizierter. Konkret geht es um ein Gelände am Rheinpreußenhafen in Homberg, das dem Moerser Bauunternehmer Maas gehört. Die Stadt hatte es ihm einst verkauft, aber die Fläche zwischen PCC Stadion und Homberger Feuerwache liegt seit Jahren brach, da Maas mit seinen Plänen, hier einen Schiffsumschlagplatz mit Lagerflächen zu errichten, an der Duisburger Politik scheiterte. Sein Vorhaben, bei dem auch Güter per LKW angeliefert werden sollten, wurde von der politischen Mehrheit abgeschmettert. Stattdessen möchte die Stadt die Fläche gerne zurück kaufen und befindet sich nach eigenen Angaben in Verhandlungen mit dem Eigentümer. Die liefen für das Großprojekt aber viel zu langsam.

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Der Bund hatte für seine THW-Logistikzentren nämlich Standorte gesucht, an denen unkompliziert und vor allem schnell gehandelt werden kann. „Die Zentren sollten sofort gebaut werden“, nennt Mahmut Özdemir den Hauptgrund, warum Duisburg im Wettbewerb den Kürzeren gezogen hat. Neben dem Konkurrenten in Niedersachsen (Raum Westerstede) zählt das THW drei weitere neue Standorte in Baden-Württemberg (Raum Biberach), Bayern (Raum Aschaffenburg) und Thüringen (Raum Altenburg/Nobitz) auf.

Und Duisburg? Was wird nun aus dem Gelände am Rheinpreußenhafen? Der Fläche, von der Mahmut Özdemir trotz des gescheiterten THW-Projekts mit einem hörbaren Ausrufezeichen sagt: „Die wollen wir zurückhaben!“ Die Stadt Duisburg möchte sich zum jetzigen Zeitpunkt inhaltlich nicht zu ihren Plänen für die Brache äußern. Nur so viel: „Die Fläche befindet sich aktuell nicht im Besitz der Stadt Duisburg. Zur möglichen Entwicklung sind wir in Gesprächen mit dem Eigentümer“, sagt Sprecherin Gabi Priem.

Die Homberger Feuerwehr hat zu wenig Platz

Während sich die Stadt über die Gründe für den Kauf des Geländes noch in Schweigen hüllt, steht die rot-grüne politische Mehrheit aus dem Stadtbezirk offen dazu, dass sie trotz der verpassten Möglichkeit eines vom Bund finanzierten Projekts an ihren ursprünglichen Plänen festhält: „Die Idee eines Katastrophenschutzzentrums bleibt“, sagt der Homberger Bundespolitiker Özdemir, dem eine gemeinsame Sache mit der Feuerwehr vorschwebt.

Hier hatte er im vergangenen Jahr bei einem Besuch der Wache in Homberg in Sichtweite des brach liegenden Geländes gemeinsam mit der Freiwilligen Feuerwehr den Gedanken weiter gesponnen, wie in Homberg ein Katastrophenschutzzentrum entstehen könnte, von dem nicht nur die Stadt profitieren würde. „Wir sind eine halbe Millionen-Stadt und spielen für den Katastrophenschutz in der Region eine wichtige Rolle.“

Die Vision war ein mit Hilfe von Bundesmitteln umgesetztes Gemeinschaftsprojekt, das neben dem Logistikzentrum des THW auch der aktuell unter Platzmangel leidenden Homberger Feuerwehr einen Ort geboten hätte. Außerdem wären hier in Homberg sämtliche Fäden zusammengelaufen, die in Ernstfällen wie der aktuellen Corona-Pandemie eine Rolle spielen.

Was ist mit den Altlasten auf dem Gelände am Homberger Rheinpreußenhafen?

Die Tatsache, wie schlecht die Stadt zu Beginn der Pandemie aufgestellt war, so Özdemir, würde zeigen, dass ein solches Zentrum unerlässlich sei. Duisburg brauche einen zentralen Ort, an dem Vorräte und logistische Kompetenz gebündelt sind. „Dass wir zu Beginn nicht mal ausreichend Mund-Nasen-Schutz vorrätig hatten, um die zu schützen, die für uns den Kopf hinhalten müssen, ist schlicht inakzeptabel.“

Wie realistisch ist es in einer Stadt mit klammem Haushalt, dass ein solches Konzept auch nach der verpassten Chance auf zehn Millionen Euro vom Bund umgesetzt wird? Mahmut Özdemir gibt sich optimistisch. Er hält das Projekt für realisierbar: „Ich werden mich in Berlin weiterhin für eine gemeinsame Lösung von Bund, Land und Kommune in Sachen Katastrophenschutz in und für Duisburg einsetzen.“

Derweil arbeitet die Stadt im Hintergrund daran, dass die Fläche, auf der es früher Kohlehalden des Bergbaus gab, wieder in ihren Besitz übergeht. Die Antwort auf unsere Frage, in welchem Zustand das Gelände ist und ob nach dem Rückkauf Kosten für eine Altlastensanierung auf Duisburg zukommen könnten, steht noch aus.