Duisburg. Zur Bundestagswahl macht Prof. Dr. Achim Goerres eine Umfrage in Duisburg. Deshalb geht der Politikwissenschaftler mit dem Klapprad auf Tour.

Bis zur Bundestagswahl am 26. September ist es noch ein Weilchen hin, doch Achim Goerres hält sie schon jetzt auf Trab. Der Professor für Politikwissenschaften an der Universität Duisburg-Essen (UDE) arbeitet mit seinem Team an einer Umfrage zur Wahl unter Duisburger Bürgern. Längst nicht jeder, der schriftlich eingeladen wurde, macht da bereitwillig mit. Deshalb ist auch der Professor selbst in diesen Tagen mit seinem alten Klapprad in der Stadt unterwegs, um bei Hausbesuchen für die Beteiligung zu werben.

Achim Goerres ist Empiriker, die Ergebnisse seiner Forschung beruhen oft auf der Auswertung von Umfragen, statistischen Daten, der Erhebung von repräsentativen Stichproben der Bevölkerung. Damit geht er gesellschaftlichen Entwicklungen, bestimmten Verhaltensweisen und eben auch der Frage auf den Grund: Wie und wann fällen Bürger ihre Wahlentscheidung?

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Duisburger Politikwissenschaftler forschen vor der Haustür der Universität

Zur Wahlstudie, an der er zusammen mit seinen Kollegen Priv. Doz. Dr. Sabrina Mayer (UDE) und Dennis Spies (Uni Düsseldorf) arbeitet, macht Goerres die Umfrage „Menschen in Duisburg“. Dass Forschungsgebiet vor der eigenen Haustür zu wählen, liegt für den Politikwissenschaftler auf der Hand. „Die Stadt hat eine bunte Bevölkerung, viele Wahlberechtigte haben eine Migrationsgeschichte. Das ist ideal, um verschiedene Gruppen zu untersuchen.“

Auch Dr. Sabrina Mayer war 2016 bereits an der Migrantenwahlstudie für die Uni Duisburg-Essen beteiligt.
Auch Dr. Sabrina Mayer war 2016 bereits an der Migrantenwahlstudie für die Uni Duisburg-Essen beteiligt. © Ute Gabriel / Funke Foto Services

Die Phase vor dem Urnengang sei „besonders spannend“, sagt Goerres. „Welche Bedeutung hat sie für das, was die Leute denken, wie reagieren sie auf Nachrichten, auf die Entwicklung der Corona-Pandemie? Welchen Einfluss hat der Wahlkampf vor Ort auf ihre Entscheidung – auch das wollen wir beobachten.“ Spannende Erkenntnis sollen am Ende stehen – wie schon bei der Migranten-Wahlstudie der Politikwissenschaftler vor einigen Jahren.

Team benötigt 1500 Teilnehmer für Umfrage

Rund 1500 wahlberechtigte deutsche Staatsbürger benötigt das Team, um anschließend verwertbare Aussagen treffen zu können. Eine mehrfache Zahl von Duisburgern, ausgewählt per Zufallsstichprobe aus dem Melderegister, hat das Team angeschrieben und gebeten, für die Umfrage und die Wissenschaft ein wenig ihrer Zeit zu opfern. „Wir wollen mit ihnen in der Zeit bis zur Wahl drei Telefon-Interviews mit einer Dauer von jeweils maximal 30 Minuten führen“, erklärt Prof. Goerres.

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Mit Rad, Roller und zu Fuß zum Hausbesuch bei den Teilnehmern

Bislang reicht der Rücklauf noch nicht aus. „Viele haben noch nicht reagiert oder den Brief einfach weggeworfen“, sagt er. Mehr als fünf Euro „Belohnung“ kann der Professor trotz der Förderung der Studie durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft nicht anbieten: „Dann wären wir pleite.“

Der Knochen kommt nicht zum Hund – deshalb lädt der Professor in diesen Tagen sein altes Klapprad in sein Auto, fährt in den Stadt-Norden oder -Süden und radelt dann die Adressen seiner Probanden ab. „Natürlich unter Beachtung der Abstandsregeln“, wie er betont, bittet nicht nur er im kurzem Plausch über den Gartenzaun um Beteiligung an der Studie. Mit Goerres sind 17 weitere Studierende und Doktoranden seiner Arbeitsgruppe ebenso wie Projektmanager Jonas Elis zu Fuß, mit Rad oder Roller unterwegs. Für alle gilt: Keine Angst vor zwielichtigen Haustürgeschäften – die wollen nur forschen.

WAHLFORSCHER: ANGESCHRIEBENE BITTE MELDEN BIS ENDE APRIL

  • Aus statistischen Gründen muss das Team von Professor Dr. Achim Goerres auf die per Zufallsstichprobe ausgewählten Duisburger setzen. Freiwillige außerhalb dieser Gruppe können sich deshalb nicht beteiligen.
  • Die Wissenschaftler bitten deshalb all jene Wahlberechtigten, die per Brief eine Bitte zur Teilnahme an der Umfrage erhalten haben, sich bis möglichst Ende April zu melden und für drei Telefon-Interviews bis zur Bundestagswahl am 26. September zur Verfügung zu stehen.