Duisburg. Der Impfstopp für Astrazeneca in der Corona-Krise hat die Mitarbeiter in Duisburgs Impfzentrum schockiert. Warum Dosen vernichtet werden mussten.

In der vergangenen Woche lief alles rund im Impfzentrum: 650 Impfdosen von Biontech/Pfizer für die Über-80-Jährigen und rund 650 von Astrazeneca für die priorisierten Berufsgruppen wurden täglich von 8 bis 20 Uhr verimpft – manchmal 1400 Dosen an bis zu elf Impfstraßen im Zwei-Schicht-Betrieb. Bis die Vollbremsung aus Berlin das Duisburger Corona-Zentrum erschütterte.

Das Stoppsignal für den Impfstoff von Astrazeneca am Montagnachmittag „war der Super-GAU, wir waren alle total schockiert“, schildert Impfärztin Maria Retz die Reaktionen ihrer Kollegen und Kolleginnen der Nachmittagsschicht. Die erste Nachricht über das abrupte Aus kam „so gegen 15.30 Uhr“ – von den Besuchern des Impfzentrums über Push-Nachrichten auf deren Handys.

Corona-Krise in Duisburg: Impfzentrum musste die Wartenden wegschicken

Zunächst habe man den Meldungen nicht geglaubt, aber eine Kollegin habe dann sofort mit der Kassenärztlichen Vereinigung in Düsseldorf telefoniert, so Retz. „Innerhalb von zehn Minuten kam die Bestätigung.“

Gegen 16 Uhr seien die Impfstraßen, an denen der Astrazeneca-Stoff injiziert wurde, geschlossen und den bereits wartenden Impflingen gesagt worden, dass es nicht weitergehe.

Während das Impfen an den Biontech-Straßen fortgesetzt wurde und noch Reste dieses Stoffes den Über-65-Jährigen mit beruflichen Indikationen gespritzt wurden, habe sich der Krisenstab zusammengesetzt, um über das weitere Vorgehen zu beraten. Im Hintergrund die Sorge, „dass alle, die Astrazeneca bekommen haben, ja durchdrehen.“

Der Sicherheitsdienst wurde informiert und beauftragt, die ankommenden Menschen nach Hause zu schicken. „Es sei denn, sie hätten medizinische Probleme.“ Kopfschmerzen und Grippe-Symptome seien nach der Impfung mit Astrazeneca normal, darüber hinaus komme kaum etwas vor.

Auch die mobilen Teams in Duisburg sind vorerst ausgebremst

Die städtische Termin-Koordinierungsstelle habe dann sofort per E-Mail allen, die Termine bis einschließlich Donnerstag, 18. März, hatten, abgesagt: 1950 Duisburger, die jetzt auf einen neuen Termin warten müssen. „Wir versuchen Ersatz zu bekommen, vor allem für das mobile Impfen.“

Denn auch die Teams, die wöchentlich zu rund 40 Einrichtungen unterwegs sind, um 100 bis 400 Menschen vor Ort zu Impfen, etwa in Behinderten-Werkstätten, waren bislang ausschließlich mit Astrazeneca unterwegs.

Bis zum 31. März waren alle Termine im Impfzentrum ausgebucht, sagt Maria Retz. Nach den Beschäftigten im medizinischen Bereich, also in Krankenhäusern und Arztpraxen, in Seniorenheimen oder der Rehabilitation, waren seit dem 9. März auch die Polizeibeamten an der Reihe. „Gut organisiert“, wie Maria Retz sagt, denn zuerst werden die Polizisten zum Impfen geschickt, die häufig Kontakt zu Menschen haben.

Tränen der Enttäuschung: 41 Impfdosen von Astrazeneca weggeworfen

„Bis zu 1400 Impfungen hatten wir pro Tag, heute waren es 650“, schilderte Maria Retz die Lage am Dienstag, dem Tag danach. Alle Mitarbeiter des Impfzentrums seien hochmotiviert und hätten jetzt das Gefühl: „Das darf doch nicht wahr sein.“

Nach dem Schock über den Stopp seien ihr dann sogar kurz die Tränen gekommen, gesteht Maria Retz: 41 Impfdosen musste sie wegwerfen. Von den 50 Astrazeneca-Dosen, die jeweils vor Beginn einer vollen Stunde aufgezogen werden, waren erst neun verimpft, als das Aus kam.

>> CORONA-KRISE: DUISBURGER CHEFARZT REAGIERT BESORGT

  • Auch Prof. Markus Schmidt, ärztlicher Direktor der Sana-Kliniken Duisburg, war „entsetzt“, als er die Nachricht vom Impfstopp für Astrazeneca bekam. Man habe für diesen „guten Impfstoff viel Überzeugungsarbeit geleistet“.
  • Nebenwirkungen müssten Ernst genommen werden, aber bislang kämen statistisch auf 500.000 Einwohner Duisburgs zwei Fälle ernster Nebenwirkungen. „Aber wie viele schwere Verläufe verhindern wir mit der Impfung?“