Duisburg. Als die Polizei in Duisburg einen Stalker stellen will, löst sich ein Schuss aus dessen Waffe. Der Schütze stirbt, zwei Beamte sind verletzt. Ob sich der Mann umbringen wollte, oder sich der Schuss selbst löste, müssen die Ermittler nun klären.
Ein milder Herbsttag. Entspannt bummelten die Besucher am Samstagnachmittag auf der Duisburger Königsstraße an den Schaufenstern entlang. In der Neckarstraße, höchstens 150 Meter entfernt, spielte sich unterdessen ein blutiges Beziehungsdrama ab. Dabei kam ein Mann, ein sogenannter Stalker, durch seine eigene Kugel ums Leben. Das Projektil verletzte zudem zwei Polizisten schwer.
Zuerst sah alles nach einem Routineeinsatz aus. Die Polizei wurde gerufen, um eine Frau vor einem ehemaligen Bekannten zu schützen, der sie auf offener Straße lautstark bedrohte. Der 27-jährige Stalker hatte die gleichaltrige Frau am Samstagnachmittag abgepasst und massiv bedrängt. „Es gab wohl ziemlichen Stress”, formulierte die zuständige Staatsanwältin Hülser.
Mann starb noch am Tatort
Die Polizisten versuchten, den bewaffneten Stalker von seinem Opfer fernzuhalten. „Es kam offenbar zu einem tierischen Gerangel”, erklärt die Staatsanwältin. Schließlich konnten die Polizeibeamten den renitenten Mann am Boden fixieren. Allerdings gelang es dem Stalker, seine Waffe aus dem Hosenbund zu ziehen. Ein Schuss löste sich.
Das Projektil traf ihn selbst in den Kopf, durchschlug anschließend die Hand des 49-jährigen Polizeikommissars, der neben dem Mann kniete, und verletzte auch noch die 32-jährige Polizeikommissarin, die sich über den Stalker gebeugt hatte. Obwohl die Beamtin eine kugelsichere Weste trug, wurde sie schwer verletzt. Vermutlich ist die Munition seitlich an der Weste vorbei in ihren Oberkörper eingedrungen. Der Stalker starb noch am Tatort.
Die beiden Polizisten sind außer Lebensgefahr, stehen aber noch unter Schock. Aus den Dienstwaffen der Beamten ist kein Schuss abgefeuert worden. Ob sich der Schuss unbeabsichtigt gelöst hat oder ob sich der Mann umbringen wollte, ist noch unklar. „Es liegt noch vieles im Reich der Spekulationen. Wir stehen noch am Anfang unserer Ermittlungen. Die Obduktion läuft, das ballistische Gutachten ist noch nicht abgeschlossen. Und die beiden beteiligten Polizisten konnten noch nicht vernommen werden”, so die Staatsanwältin.
Großräumig abgesperrt
Bis in die späten Abendstunden war die Straße, eine begehrte Adresse im angesagten „Wasserviertel” am Rande der Innenstadt, am Samstag großräumig abgesperrt. Spuren mussten gesichert werden. „Es war ein unheimliches Polizeiaufgebot hier, man kam nicht mehr durch”, erzählt eine Anwohnerin. Eine Nachbarin, die ihre Dogge ausgeführt hatte, durfte erst nach Stunden wieder ins Haus.
Am Tag danach ist in der Straße wieder Ruhe eingekehrt. Nichts deutet mehr auf das Blutbad des vergangenen Abends hin. Hundehalter sind die einzigen, die am Sonntagmorgen auf der Straße anzutreffen sind. Ihre Gespräche drehen sich natürlich um die Schießerei und die Beziehungsgeschichte dahinter. Klar, man habe ab und zu etwas von den Streitereien mitbekommen - aber schließlich fetze sich jeder mal. Eigentlich habe die junge Frau ganz unauffällig hier gelebt, sie sei berufstätig und gehe morgens aus dem Haus.
Spekulationen
Es kursieren Spekulationen um die Zahl der abgegebenen Schüsse. Wurde tatsächlich nur eine Kugel abgeschossen oder doch mehrere? Die männlichen Nachbarn analysieren, wie ein Geschoss gleich mehrere Menschen treffen konnte.
Was genau hinter den tragischen Ereignissen steckt, wird sich erst in den nächsten Tagen herausstellen.