Duisburg. Der Duisburger Kabarettist Wolfgang Trepper serviert sein „Dinner for DU“ online per Live-Stream. Warum es diesmal vergleichsweise mild schmeckt.

Eigentlich wollte Wolfgang Trepper sein „Dinner for DU“ in diesem Jahr nicht servieren – so ohne Publikum. Jetzt hat er es online doch getan. Bei „einer vierstelligen Zahl von Besuchern“ konnte der Duisburger am Samstagabend zufrieden zurückblicken auf die Premiere seines kabarettistischen Jahresrückblicks. Einzelne meldeten via Facebook zwar technische Probleme, der Großteil freute sich über das digitale Wiedersehen.

Begonnen hat der Livestream mit einem Blick ins Studio von AVT Events in Neukirchen-Vluyn. Vier Kameras richten ihre Blicke auf den erstmal leeren Tisch, dahinter „Fenster“ zum Rhein mit Industriekulisse. Kurz nach 20 Uhr erklingt die Eurovisionshymne – nicht unberechtigt, denn diesmal kann Trepper auch Zuschauer aus Österreich und der Schweiz, aus Dänemark und den Niederlanden begrüßen.

Duisburger erinnert an vergessene Aufreger

Bayern hat verloren, der MSV gewonnen, eigentlich „ein schöner Tag“ für den Fußballfan. Ist es die lange, zermürbende Bühnen-Abstinenz, die den Abend vergleichsweise milde macht? Dem Solo ohne Saalpublikum geben eingespieltes Gemurmel, Lacher und Applaus ein wenig Live-Atmosphäre. Da kann sich Trepper nicht so in Rage reden. „Eine wirklich komische Zeit“ nennt er das Jahr 2020. Tatsächlich hat man ja schon fast vergessen, was war, bevor Trump und der Corona-Tsunami alle anderen Themen überschwemmt haben.

Haben sich die Deutschen tatsächlich Anfang 2020 noch über Bons beim Bäcker aufgeregt? Ein Jahr, das mit dem Brand des Affenhauses in Krefeld beginnt, konnte ja nix werden, sagt Trepper. Er erinnert an das brennende Australien, den Brexit und den „ekelhaften Virus … Rassismus“, an Aufregung über „Upskirting“ (Frauen unterm Rock fotografieren) und an den Sturm auf den Reichstag aus „Langeweile im Nazi-Keller“. „Ein Scheißjahr 2020“, auf das das Wahljahr 2021 folgt. 16 Jahre mit Angela Merkel, jetzt Habeck, Baerbock, Laschet, Scholz? Treppers Antwort: „Die Deutschen wollen Kohl!“

Aufreger weichen sanfter Nachdenklichkeit

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Das „geliebte Duisburg“ spielt im Rückblick des Duisburgers keine Rolle, bis auf eine Gratulation an OB Link zur Geburt von Tochter Mathilde. Dafür geht es mit Trepper nach Hause, zur Familie mit Partnerin Ulrike und Tochter Emma, die von ihren Lehrern mit „Online-Unterrichtskram“ wie Nachsingen von Disney-Songs versorgt wird. „Verarscht werden doch die Kinder!“

Er schildert, wie man als Familie gemeinsam überlegt, „was wir nicht machen können“. Oder wie er zum Einkauf geschickt wird und auf der Suche nach Mehl eine Tierheilpraktikerin mit selbst gehäkelter Maske trifft. Noch vor der Pause weicht das Ärgern und Aufregen und Schimpfen sanfter Nachdenklichkeit mit einem Gedicht von Lothar Zenetti, das von Konstantin Wecker und Reinhard Mey vertont worden ist: „Was keiner wagt...“

Nach der Pause im Gespräch mit der toten Oma

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Die Pause kann das weibliche Publikum diesmal ohne Schlangestehen vor dem Damenklo verbringen, tatsächlich zeigt der Bildschirm die leere Kulisse mit der Einblendung „20 Minuten Pause“. Zum Neustart widmete sich Trepper Lieblingsthemen wie der Schlagerwelt (Michael Wendler, Xavier Naidoo, Heino, Helene Fischer, deren Hit „Atemlos“ plötzlich einen neue Schwere bekommt) und dem „Qualitätsfernsehen“ (Lauterbach-Specials, Silvestershow mit Jörg Pilawa, Jan Hofers Krawatte und ganz besonders „The Masked Singer“, für ihn eine Art Muppet-Show).

Bevor dann ironisch auf 2022 geblickt wird – mit Kanzler Söder, Bundestrainer Hoeneß und Trepper als Traumschiff-Kapitän – wird der Duisburger noch mal sehr still. Dann lauscht er bei Kaffee und Kuchen seiner toten Oma, die zwei Kriege überlebt hat und zwei Männer beerdigen musste, die alles getan hat, um ihre Familie durchzubringen und für die eine Wohnung mit Kohleheizung Luxus war.

Kann sich der Enkel da noch beklagen über den „Pandemie-Scheiß“ mit Maskentragen, geschlossenen Kneipen und Entbehrungen wie Ostern ohne Ostsee-Urlaub? Trepper verbreitet lieber Zuversicht: „Wir sehen uns wieder – von Angesicht zu Angesicht.“

KABARETTIST SAMMELT FÜR SCHULE IN MALAWI

  • Und ganz zum Schluss bittet Wolfgang Trepper um Spenden für den Bau einer Schule in Malawi, der fast abgeschlossen ist – inklusive Brunnen. In dem ostafrikanischen Land haben 35 Prozent der Schulpflichtigen gar keine Schule.
  • Besonders in ländlichen Distrikten fehlt es an Gebäuden oder die Kinder müssen lange Wege zurücklegen. Die Schule entsteht im Süden des Landes, im Ort Bwanaisa für 200 Schüler – 50 Schüler pro Klassenraum sind Standard.