Duisburg. Urlaub auf den Seychellen machen und nebenbei die beiden Impfungen erhalten – damit wirbt ein Reisebüro aus Duisburg. Die Idee stößt auf Kritik.

Mit dem Flugzeug in den Urlaub fliegen und vor Ort die beiden Corona-Impfungen erhalten – das plant der Reiseanbieter Fitreisen. Und das Sonnenklar TV-Reisebüro Duisburg-Süd wirbt dafür. Die Diskussionen darum sind groß. Einige Kunden kritisieren eine angebliche Besserstellung von Menschen, andere zeigen sich interessiert.

Das Telefon steht bei Uwe Gerste seit Donnerstag nicht mehr still: Zahlreiche Medienvertreter und sogar die israelische Botschaft wollen den Inhaber des Sonnenklar TV-Reisebüros an der Düsseldorfer Landstraße sprechen. Dabei hatte sein Geschäft nur die Ankündigung des Frankfurter Reiseveranstalters Fitreisen von Impfreisen aufgegriffen und auf Facebook gepostet. Das Unternehmen hat sich auf Wellness-Fahrten, Kuren und Gesundheitsreisen spezialisiert. Eine solche soll nun auch mit einer Impfung gegen Covid-19 verknüpft werden.

Kritik an Impfreisen: Das sagt Duisburger Reisebüro

Die Idee: Kunden könnten in Länder wie Israel, Großbritannien, auf die Seychellen oder in die Vereinigten Arabischen Emirate fliegen und erhalten vor Ort die erste Spritze. Nach einem rund dreiwöchigen Aufenthalt dann die zweite, bevor es zurück nach Deutschland geht. „Wir halten das für ein seriöses Angebot von einem Partner, mit dem wir schon lange zusammenarbeiten“, sagt Gerste. Er kennt die gängige Kritik auf die Pläne: „Niemandem wird die Impfung weggenommen. Die Reisen werden nur in Länder stattfinden, in denen die Bevölkerung durchgeimpft ist und der vorhandene Impfstoff im Überschuss vorhanden ist.“

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Voraussetzung sei, dass die jeweilige Regierung zustimme. „Das könnte eventuell eine Möglichkeit sein, um den Tourismus wieder in Schwung zu bringen“, so Gerste. Im Falle Israels könnte das schwierig werden: Am Morgen rief die Botschaft des Nahost-Staates bat, das Land Israel derzeit nicht als aktuelles Ziel für derartige Reisen zu benennen. Derzeit sei nicht ausreichend Impfstoff für Touristen vorhanden. Gerste rechnet mit einer Marktreife erst im Mai. Es müsse erst die Infrastruktur im Gastland hergestellt werden. „Details müssen mit den Medizinern vor Ort ausgemacht werden.“

Lauterbach schaltet sich in Debatte um Impfreisen ein

Reisebüro-Inhaber Gerste, früher Chef der Duisburger Marketinggesellschaft, und sein Team erhalten viel Kritik für den Post des Reisebüros. Auch SPD-Gesundheitspolitiker Karl Lauterbach schaltete sich in die Debatte ein: Im WDR forderte er, restlichen Impfstoff an diejenigen zu verteilen, die ihn am dringendsten brauchen und nicht denen zu verabreichen, die sich so eine Reise leisten können. Gerste entgegnet: „Natürlich ist Israel nicht so günstig wie etwa die Türkei. Die Impfreisen werden aber nicht teurer sein als normale Reisen in diese Länder. Lediglich die Kosten für die beiden Dosen kommen oben drauf.“

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Und: Impf-Tourismus gebe es ohnehin schon. „Manche Leute, die in NRW keinen Termin bekommen, fahren einfach nach Niedersachsen. Das ist auch Impf-Tourismus, nur innerdeutsch“, findet er. Etwa zehn Kunden hätten bereits ernsthaftes Interesse signalisiert. „Wir reden hier von einem Kontingent von wahrscheinlich ein paar hundert Plätzen. Die Problematik, dass wir zu wenig Impfstoff haben, kann und will der Veranstalter nicht lösen. Ich denke aber, dass dieses Thema in der Zukunft noch eine Rolle spielen wird.“

>>IMPFUNGEN: DER STAND IN ISRAEL, GROSSBRITANNIEN UND DEN EMIRATEN

  • Israel hat weltweit eine der höchsten Impfquoten gegen das Coronavirus, ebenso Großbritannien. Aktuell jedoch sinkt die Bereitschaft, insbesondere unter jüngeren Menschen. Auf die Seychellen darf man laut Auswärtigem Amt derzeit mit zwei nachgewiesenen Impfungen quarantänefrei einreisen, ein negativer PCR-Test ist jedoch weiterhin erforderlich.
  • In den Vereinigten Arabischen Emiraten hat bereits ein Fünftel der zehn Millionen Einwohner die erste Spritze erhalten. Ein Londoner Club aus Superreichen bietet seinen Mitgliedern Impfreisen nach Dubai an. Die Kosten: Bis zu 45 000 Euro.