Duisburg. 499 Duisburger sind an/mit Corona verstorben – auch im NRW-Vergleich sehr viele. Neueste Todeszahlen zeigen eine Übersterblichkeit in Duisburg.

Die Zahl der aktiven Corona-Fälle sinkt in Duisburg seit dem 9. Januar, die Gesamtzahl der Todesopfer aber bleibt bedrückend: 499 Duisburger, 221 Frauen und 278 Männer sind seit dem 25. März an oder mit Covid-19 verstorben (siehe Infobox), die meisten von ihnen im Dezember und Januar. Grassiert das Virus in Duisburg besonders tödlich?

499 Tote – das sind deutlich mehr als in den Großstädten Nordrhein-Westfalens, die mehr Einwohner als Duisburg haben (498.686, Quelle: Statistisches Landesamt). Düsseldorf (621.877) meldet 248 (Stand jeweils: 11.2.), Köln 473 (1.087.863), Essen 415 (582.760) und Dortmund 275 (588.250). Mehr Todesopfer in Summe beklagen von den 54 kreisfreien Städten und Kreisen in NRW einzig die Kreise Recklinghausen (578/614.137 Einwohner) und Mettmann (539/485.570).

499 Duisburger Corona-Todesopfer – deutlich mehr als im NRW-Schnitt

499 Covid-Tote, das sind 100,1 Todesfälle je 100.000 Einwohner. NRW-weit beklagen anteilig mehr Todesopfer nur: Gelsenkirchen (115,9), aber auch Duisburgs direkte Nachbarn Oberhausen (112,4) und Mülheim (108,7) sowie die Dauer-Hotspots Herne (108,1) und Hagen (102,7).

Im Kreis Wesel (459.976) etwa registrierten die Behörden dagegen lediglich 39,6 Todesfälle je 100.000 Einwohner. Im NRW-Schnitt ist diese Sterbeziffer mit 66,1 deutlich niedriger als in Duisburg.

Einen ersten vorsichtigen Vergleich mit der eigenen Vergangenheit ermöglicht inzwischen auch die Gesamtzahl der Sterbefälle – aller Todesursachen – in Duisburg 2020: Nach Angaben der Stabsstelle für Wahlen und Informationslogistik sind im Vorjahr 6583 in Duisburg wohnhafte Personen gestorben.

[Alle aktuellen Entwicklungen zur Corona-Pandemie in Duisburg lesen Sie jeden Abend im Duisburg-Newsletter. Jetzt hier kostenlos für den Newsletter anmelden.]

Trotz Lockdown und Infektionsschutz mehr Tote als zuvor

6583 Tote in 365 Tagen, das sind deutlich mehr als in jedem der fünf Jahre zuvor (2019: 6106, 2018: 6412, 2017: 6140, 2016: 6297, 2015: 6307), obwohl Duisburg nach Angaben der Stadt zeitweise ein paar tausend Einwohner mehr hatte als 2020.

Die zweitmeisten Duisburger seit 2015 starben 2018. Damals gab es im Rekordsommer besonders viele Hitze- und im Frühjahr besonders viele Influenza-Opfer. Die Grippesaison 2017/18 war die tödlichste seit 30 Jahren. Von Oktober bis Jahresende 2020 war dem Gesundheitsamt übrigens nur ein Influenza-Fall gemeldet worden – ein positiver Nebeneffekt der Corona-Schutzmaßnahmen.

Der Durchschnitt für die Jahre 2015 bis 2019 liegt bei 6252,4 Toten pro Jahr – das sind 330,6 weniger als im von Infektionsschutzmaßnahmen geprägten Jahr 2020. Beim Vergleich der Monatszahlen fällt auf, dass die Übersterblichkeit 2020 einzig durch die vielen Toten im letzten Quartal entsteht – in diesen drei Monaten wurden 275 Duisburger Covid-Todesopfer erfasst.

Monatssterbezahlen dokumentieren Übersterblichkeit

Vor allem die Monatszahlen der Sterbefälle sprechen für eine deutliche Übersterblichkeit durch Covid-19. Denn von März bis Oktober erlagen laut Amtsstatistik „nur“ 83 Duisburger Covid-19. Während und nach der viel flacheren ersten Welle waren in Duisburg nur 56 Corona-Tote bis Ende Juni gezählt worden – auf deren Höhepunkt gab es am 8. April 278 aktive Corona-Fälle.

[Übersicht: Corona-Grafiken für Duisburg]

Zum Vergleich: Am 6. November, auf dem Gipfel der zweiten Welle, waren bis zu 1660 Duisburger gleichzeitig infiziert. Mit der typischen Verzögerung stiegen im Herbst die Todeszahlen dramatisch: 90 der 345 Corona-Toten 2020 wurden dem Gesundheitsamt im November gemeldet, 172 im Dezember, im Januar kamen 135 hinzu.

Vom Symptombeginn bis zum Tod dauert es im Schnitt etwa 16 bis 18 Tage. Viele der Todesopfer im Januar haben sich also noch im Dezember angesteckt.

Keine Statistik gibt es für die Zahl der schweren Krankheitsverläufe, für die Zahl der Überlebenden mit Langzeitfolgen. Hunderte Duisburger sind zwar genesen, aber nicht gesund.

>> CORONA-STERBEZIFFERN / TODESURSACHEN

Corona-Sterbeziffern zum Vergleich (Todesfälle je 100.000 Einwohner, Stand: 10. Februar): Belgien: 184,8; Sachsen: 172,4; USA: 144,4; Deutschland: 75,6; Südkorea: 2,88; Neuseeland: 0,51; China: 0,35 Tote.

■ Das Risiko, an Covid-19 zu versterben, ist bei bestimmten Vorerkrankungen höher. „Daher ist es in der Praxis häufig schwierig, zu entscheiden, inwieweit SARS-CoV-2 direkt zum Tode beigetragen hat“, erklärt das Robert Koch-Institut (RKI) zur Erfassung der Corona-Toten: „Sowohl Menschen, die unmittelbar an der Erkrankung verstorben sind (,gestorben an’), als auch Personen mit Vorerkrankungen, die mit SARS-CoV-2 infiziert waren und bei denen sich nicht abschließend nachweisen lässt, was die Todesursache war (,gestorben mit‘), werden derzeit erfasst.“

■ Nach einer Statistik des Landesbetriebs Information und Technik waren Krankheiten des Herz-Kreislaufsystems in Duisburg 2019 die häufigste Todesursache (28,8 %). Krebserkrankungen erlagen demnach 26,4 % der hier Verstorbenen, 6,9 % Krankheiten des Atmungssystems.