Duisburg. Die Redaktion hat sich die die häufig wechselnden Benzinpreise in Duisburg genauer angeschaut. Zu welchen Uhrzeiten Autofahrer günstig tanken.

Horst Musielak fühlt sich schamlos „abgezockt“. Der Buchholzer ist verärgert über die Preisgestaltung der Mineralölkonzerne. Ihm ist ein Rätsel, warum sich die Benzinpreise innerhalb von wenigen Stunden um bis zu 10 Cent pro Liter verändern – eine Erfahrung, die wohl schon viele Autofahrer gemacht haben. Außerdem glaubt der Rentner, dass die Spritpreise im Duisburger Norden generell niedriger sind als im Süden. Die Redaktion hat dazu im Stadtgebiet recherchiert und sich die Preisgestaltung der Konzerne von einem Experten des ADAC Nordrhein erklären lassen.

Je nach Uhrzeit kann der Spritpreis – wie hier bei Diesel – schon mal um...
Je nach Uhrzeit kann der Spritpreis – wie hier bei Diesel – schon mal um... © Poley

Musielak wundert sich, dass das aus seiner Sicht nicht nachvollziehbare Auf und Ab der Preise von der Öffentlichkeit stillschweigend hingenommen wird: „Ich bin ja nun schon über 80 und erinnere mich gut daran, dass es früher zu D-Mark-Zeiten schon bei einer Erhöhung von ein- oder zwei Pfennigen große Diskussionen gab.“ Er ergänzt: „Der Preis richtete sich doch immer nach dem Rohölpreis, da sind die Tagesschwankungen für mich einfach unerklärbar und ärgerlich.“

Testfahrt in Duisburg: Spritpreise verändern sich innerhalb weniger Stunden

Die Redaktion schaut sich die Spritpreisentwicklung genauer an. Bei einer Testfahrt durch Duisburg ist tatsächlich festzustellen, dass die Benzin- und Dieselpreise sich im Laufe weniger Stunden verändern, manchmal direkt um mehrere Cent. Ein Nord-Süd-Gefälle ist dabei aber nicht auszumachen. Dieser Eindruck kann aber entstehen, wenn man zu einer noch günstigen Tankzeit sich im Duisburger Norden aufhält und bei der Rückkehr in die südlichen Stadtteile gerade eine neue Preiserhöhungsrunde eingeläutet wurde.

...11 Cent pro Liter in Duisburg schwanken.
...11 Cent pro Liter in Duisburg schwanken. © Poley

Diese Wahrnehmung bestätigte ADAC-Kommunikationschef Thomas Müther: „Die Tankstellenketten bewerten mit computergestützten Systemen jeden einzelnen Standort individuell. Eine wichtige Komponente bei der Preisbildung ist die Konkurrenzsituation vor Ort. Günstiger ist es immer dort, wo mehrere Tankstellen im nahen Umkreis um Kunden werben“, so Müther. „Hat eine Tankstelle ein Alleinstellungsmerkmal, kann man von einem höheren Preis ausgehen.“

So entwickeln sich demnach sogenannte Preisrunden, bei denen die Konzerne versuchen, höhere Preise durchzusetzen. Gelingt das nicht, gehen die Preise wieder zurück. Zum Glück müssen die Tankwarte nicht mehr wie früher bei Preisänderungen auf die Leiter klettern, auch wenn das bei den häufig wechselnden Preisen – mehr als 20 Änderungen am Tag – gut für die Fitness wäre.

Benzinpreisentwicklung: ADAC den Tagesverlauf analysiert

Der ADAC hat den Tagesverlauf in Sachen Benzinpreisentwicklung analysiert und gibt Empfehlungen, wann man günstig tanken kann. Thomas Müther: „Am günstigsten tankt man in der Regel abends zwischen 18 und 22 Uhr, besonders teuer ist es am frühen Morgen zwischen 5 und 8 Uhr, der Unterschied kann im Tagesverlauf durchaus mehr als 10 Cent betragen.“ Das kann man auf den verschiedenen Benzinpreis-Portalen im Internet – zum Beispiel auf www.benzinpreis-aktuell.de gut nachvollziehen.

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Auf diese Weise war zu beobachten, dass an einem Tag in der ersten Februarwoche an einer Markentankstelle der Preis für einen Liter Superbenzin morgens früh um 5 Uhr mit 1,529 Euro startete, ab 8.30 Uhr in zwei Schritten gesenkt wurde, um 9 Uhr 1,419 Euro kostete und um 10 Uhr 1,489 Euro. Um 11.45, 15.10 und 18 Uhr zahlten Autofahrer und Co. bei zwischenzeitlichen Preiserhöhungen nur 1,409 Euro, um 22 Uhr dann wieder 1,489 Euro. Dabei kommt es durchaus dazu, dass die Preise beim selben Konzern - abhängig vom Standort - zur gleichen Zeit unterschiedlich sind.

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Die in der Regel günstigeren Freien Tankstellen sollen ihre Preise nach dem gleichen Muster steuern. Von der zentral gesteuerten Benzinpreisachterbahn hat der Pächter laut ADAC nichts. Für ihn falle fest nur ein Cent pro Liter ab: „Haupteinnahmequelle ist der Verkauf von Artikeln im Tankstellen-Shop.“ Die Konzerne verdienen laut Thomas Müther 1 bis 5 Cent pro Liter, der überwiegende Teil des Benzinpreises bestimmen demnach Steuern und Abgaben.

>> ADAC NENNT GRÜNDE FÜR DIE GESTIEGENEN BENZINPREISE

• Thomas Müther vom ADAC nennt Gründe für den in den vergangenen Wochen festzustellenden Anstieg der Benzinpreise. „Hauptgrund für die aktuelle Verteuerung ist der jüngste Anstieg des Rohölpreises, der mit derzeit rund 61 Dollar fast auf dem Niveau von Januar 2020 liegt“, so Müther.

• Hinzu komme, dass die Einführung der CO2-Abgabe den Benzinpreis um 7 Cent pro Liter verteuert habe. „Zudem gilt jetzt wieder der Mehrwertsteuersatz von 19 Prozent, was weitere 3 Cent pro Liter ausmacht“, sagt Müther. „Im Vergleich zu Dezember ist der Liter Super E10 im Januar im Durchschnitt 12 Cent teurer geworden.“