Duisburg. Bis Ende Januar müssen Duisburgs Schüler daheim lernen. Vor allem die Leiter der Grundschulen sorgen sich um den Lernfortschritt der Kinder.

Die Abkehr der NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) vom Präsenzunterricht nennen die Schulformsprecher der Duisburger Gymnasien und Gesamtschulen "überraschend, aber zumindest konsequent". Ab dem kommenden Montag setzen sie ihre Konzepte für den Distanzunterricht um. Die Grundschulen fürchten um den Lernfortschritt vieler Kinder durch die neuerliche Schulschließung, der vorerst bis Ende Januar gilt.

Brennpunktschulen in Duisburg erreichen viele Schüler nicht mit Distanzunterricht

Die Entscheidung des Ministeriums sieht Haris Kondza mit gemischten Gefühlen. "Wir hatten vor Weihnachten einen deutlichen Zuwachs an Corona-Infektionen bei Schülern, Lehrern und Eltern", sagt der Leiter der Regenbogen-Grundschule in Marxloh. "Wir sehen einerseits die Gefahr für die Gesundheit, als Lehrer aber auch die Schwierigkeiten, Distanzunterricht für Grundschulen zu organisieren", so der Schulformsprecher.

Das gelte besonders für die Brennpunktschulen wie die seine. In kleinen Gruppen sollen die Kinder nun in der Schule Aufgaben abholen. "Wir erreichen damit aber nur rund die Hälfte der Kinder", ist Kondzas Erfahrung aus dem Lockdown im Frühjahr. Die Folge: "Viel Wissen kann nicht erarbeitet werden."

Gesamtschulen: Geordneter Unterrichtsbetrieb mit Einschränkungen

Gesamtschulen und Gymnasien setzen ab Montag ihre Konzepte für den Distanzunterricht um. "Wir sind jetzt nicht mehr überrascht wie im März", sieht Gesamtschul-Sprecher Bernd Beckmann (GS Meiderich) die Schulen vorbereitet auf einen "geordneten Unterrichtsbetrieb mit Einschränkungen". Auch Videokonferenzen könnten dabei genutzt werden, so Beckmann, "sie sind aber kein Ersatz für den Präsenzunterricht".

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Auf die Belastung, die drei Wochen ohne Schulbesuch auch für Schüler der weiterführenden Schulen bedeuten, verweist Christoph Haering, Sprecher der Gymnasien. "Das gilt besonders für Kinder, die daheim keine Unterstützung haben, und die Schüler der internationalen Vorbereitungsklassen." Schon in dieser Woche nutzten im Landfermann-Gymnasium zehn Schüler die Möglichkeit der Betreuung, deutlich mehr als im Frühjahr, berichtet Haering. "Wir wollen allen, die das benötigen, einen Arbeitsplatz in der Schule bieten."

Viele offene Fragen zu Klausuren und Abiturterminen

An die nächsten Wochen und Monate knüpfen sich für die Schulleiter noch viele Fragen. Was wird mit Klausuren, mit Lernstandserhebungen, Abiturprüfungen? Viele Vorschläge aus der Politik, etwa die Verschiebung der Abitur-Termine, werden derzeit diskutiert. "Wir hoffen auf Präzisierungen der Ministerin in den nächsten Tagen", sagen Beckmann und Haering.

Stadtelternschaft: Im Distanzunterricht fehlt der wichtige Kontakt zur Schule

Die Stadtelternschaft EDuS sieht die Entscheidung für den Distanzunterricht kritisch. "Wir hätten uns ein flexibles Modell mit verschiedenen Konzepten für die Grundschulen und die weiterführenden Schulen gewünscht, das bis zu den Osterferien verlässlich ist", sagt Sprecherin Melanie Maurer. "Das würde verhindern, dass wir ständig der Entwicklung hinterherlaufen." EDuS plädiere deshalb weiter für Wechselunterricht, der den Kontakt zur Schule ebenso wahre wie den Kontakt der Schüler untereinander.

Das, so Mauer, sei nicht nur für die Vermittlung des Lernstoffs wichtig. Auch die Versorgung mit Frühstück und Mittagessen durch die Schule habe für viele Kinder in Duisburg einen hohen Stellenwert. "Im Frühjahr hat es viele Fälle von Vernachlässigung gegeben."

STADT: STABILE NETZE FÜR DEN DISTANZUNTERRICHT

Flexibler Unterrichtsbeginn, zusätzliche Schulbusse: Was die Stadt Duisburg als Schulträger vorbereitet hatte, um die Kontakte an den Schulen zu organisieren, ist bis Ende Januar obsolet. "Es wäre gut gewesen, wenn man uns die Chance gegeben hätte, Modelle für einen Wechselunterricht zu erproben", sagt Schuldezernentin Astrid Neese.

Sie tauschte sich am Donnerstag mit den Schulformsprechern über die Bedürfnisse der Schulen in den kommenden Wochen aus. Netzstabilität ist da ein wichtiges Anliegen, damit der Austausch zwischen Schülern und Lehrern über die digitalen Plattformen wie IServ gewährleistet ist. Neese: "Wir sind darüber im Gespräch mit unserem Dienstleister."

Auch die Heizung und Reinigung der Schulgebäude soll bis zu Ende des Lockdowns gewährleistet werden. Um die Notbetreuung von Schülern zu gewährleisten, können die Schulen die Kräfte des Offenen Ganztags in Absprache mit den Trägern einsetzen.