Duisburg. Die Jungen Liberalen haben vor dem Konfuzius-Institut in Duisburg demonstriert. Ihr Vorwurf: Kritische Themen zu China würden unterbunden.
Mit einer Demonstration vor dem Duisburger Konfuzius-Institut haben die Jungen Liberalen NRW am Donnerstag gegen dessen Umgang mit China-kritischen Themen protestiert. Sie werfen der Einrichtung vor, Inhalte zu der Tibet- oder Hongkong-Politik des Landes zu unterdrücken und die freie Lehre zugunsten der chinesischen Führung zu behindern. Das Konfuzius-Institut weist die Vorwürfe zurück: Die Kritik basiere auf Missverständnissen.
Das Duisburger Konfuzius-Institut ist eines von 19 in ganz Deutschland und vier in Nordrhein-Westfalen. Die Einrichtung steht als selbstständiger, eingetragener Verein für kulturellen, sprachlichen und gesellschaftlichen Austausch zwischen Studierenden der Universität Duisburg-Essen und der Partneruniversität in Wuhan. Finanziert wird sie zum Teil durch die chinesische Regierung.
Liberale protestieren in Duisburg gegen Konfuzius-Institute
Die Jungen Liberalen (Julis) sehen darin jedoch eine Einflussnahme durch den Staat auf die Inhalte des Programms. Sie sprechen von einem Werkzeug der Propaganda der Kommunistischen Partei. Ein gutes Dutzend junger FDP-Anhänger aus dem ganzen Bundesland – pandemiebedingt nicht mehr – hat sich am Donnerstag vor dem Duisburger Konfuzius-Institut am Tectrum versammelt. Sie halten Plakate mit den Aufschriften „Tibet und Taiwan sind keine Tabus“ sowie „Verletzungen von Menschenrechten klar ansprechen“ in die Höhe.
Anna Neumann, stellvertretende NRW-Landesvorsitzende der Julis, spricht in diesem Zusammenhang unter anderem die Unterdrückung der Uiguren durch China an, ebenso den Umgang mit Taiwan und Hongkong. „Nur wenn diese Themen in den Konfuzius-Instituten offen angesprochen werden, wird man dem wissenschaftlichen Anspruch gerecht“, sagt sie.
Demo in Duisburg: „Wir lehnen Konfuzius-Institute nicht generell ab“
Neumanns Amtskollege Tim Schütz stellt klar: „Wir lehnen Konfuzius-Institute nicht generell ab. Es ist sinnvoll, dass sich Geschäftsleute hier auf ihre Reise nach China vorbereiten können oder dass Sprachkurse angeboten werden. Doch es darf nicht sein, dass in Seminaren Themen unterschlagen werden oder bestimmte Referenten nicht sprechen dürfen – in Deutschland muss alles diskutiert werden können.“
Die Institute würden als Propagandamittel der chinesischen Regierung missbraucht. Nicht nur vor dem Duisburger Konfuzius-Institut, auch in Städten wie Bonn und Berlin finden an diesem 10. Dezember, dem Tag der Menschenrechte, Demonstrationen der Liberalen statt.
Kritik: Konfuzius Institut sieht sich als „Sündenbock“
Die Konfuzius-Institute werden häufig mit derlei Vorwürfen konfrontiert, insbesondere aus den Reihen der FDP. Thomas Heberer, einer der drei Direktoren der Duisburger Einrichtung, kennt die Argumente der Gegner daher längst. „Niemand hat bisher jedoch Belege für die angebliche Unterdrückung kritischer Themen vorgebracht. Weder die Bundesregierung, noch der Bundestag haben jemals eine Einflussnahme Chinas auf unser Programm feststellen können“, rechtfertigt er.
Die Kritik basiere auf Missverständnissen. „Die kritische Lehre können wir schon allein deshalb nicht unterbinden, weil wir hier gar keine Forschung betreiben. Wir sind kein wissenschaftliches Institut, sondern ein selbstständiger Verein, der Forschungsergebnisse in die Gesellschaft trägt“, unterstreicht der ehrenamtlich arbeitende Heberer. „Man kann China halt nicht direkt kritisieren oder gar sanktionieren, also werden die Institute zum Sündenbock für die chinesische Politik gemacht.“
Konfuzius-Institut möchte auf Mail reagieren
Tibet und Taiwan seien eben keine Tabuthemen. „Das ist nur eine Frage der Finanzierung. Für eine Veranstaltung zu den Menschenrechten in China zahlt die Regierung natürlich kein Geld. Da müssen wir uns andere Partner suchen.“ Jedes der 19 Institute setze zudem eigene Themenschwerpunkte: „In Stralsund liegt der beispielsweise bei Medizin – wieso sollten die etwas zu Tibet machen?“
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Eine pauschale Kritik verbiete sich daher.„Wir hatten sogar einen Abend zu diesem Thema in Planung, der musste wegen Corona aber ausfallen“, so Heberer weiter, der auch gegenüber den jungen Aktivisten für einen Dialog offen steht. „Die Julis haben am Mittwoch eine Mail geschrieben, dass sie gerne unsere Arbeit kennenlernen möchten. Ich wünsche mir, das hätten sie vorher getan.“
>>VIER KONFUZIUS-INSTITUTE IN NRW
- Konfuzius-Institute gibt es in beinahe jedem Land der Welt, insgesamt sind es mehr als 500. In Deutschland existieren derzeit 19, davon vier in Nordrhein-Westfalen. Neben Duisburg sind Bonn, Düsseldorf und Paderborn Standorte.
- Hochschulen und Städte stellen Räume und Personal zur Verfügung, Projektmittel können bei der chinesischen Stiftung „The Chinese International Education Foundation“, Trägerin aller Konfuzius-Institute, beantragt werden.
- Die meisten Institute sind eingetragene Vereine und als An-Institute einer deutschen Universität verbunden. Die Finanzierung erfolgt über deutsche und chinesische Partner. So ist es auch am Duisburger Standort, der 2009 durch eine Kooperation der Städte Duisburg und Wuhan und deren Universitäten ins Leben gerufen wurde.