Duisburg. Ende Januar schließt die Real-Filiale in Duisburg-Großenbaum – und lockt jetzt mit Rabatten. Rund 75 Beschäftigte stehen vor ungewisser Zukunft.

In weniger als acht Wochen ist der Real-Supermarkt in Duisburg-Großenbaum nach über 30 Jahren Geschichte. In den vergangenen Tagen hat die SB-Warenhauskette deshalb einen „umfangreichen Ausverkauf“ gestartet. Während die Preise purzeln und Schnäppchenjäger profitieren, stehen die Mitarbeiter vor einer ungewissen Zukunft.

„Die Situation ist scheiße. Das brauchen wir nicht beschönigen“, sagt ein Real-Mitarbeiter, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen möchte. 30 Jahre war er in Großenbaum für die Kunden da, seit 20 Jahren auch als Betriebsratsvorsitzender für die Kollegen vor Ort. „Viele sind frustriert und haben mit dem Kapitel abgeschlossen.“

Real in Großenbaum: Aus ein Schock – Mitarbeiter vor ungewisser Zukunft

Die Gefühlswelt war im Sommer noch eine andere: Als im Juni die Geschäftsführung die Belegschaft im Lager zusammentrommelte und in einer Ansprache das Aus für den Standort verkündete, waren alle Mitarbeiter „schockiert“, sagt der 53-Jährige. „Keiner hat damit gerechnet“ – auch wenn er die rückläufigen Umsatzzahlen kennt. Ein Real-Sprecher hatte das Aus seinerzeit mit der „schwierigen wirtschaftlichen Lage“ und den „sehr hohen Verlusten“ begründet.

Übernimmt Globus den Real-Markt in Duisburg-Meiderich?Rund 75 Mitarbeiter zählt der Standort an der Buscher Straße. Für ein Großteil ist die Zukunft, und die Frage, was nach dem letzten Verkaufstag am 30. Januar passiert, noch völlig offen. „Etwa zehn Prozent wissen, wo es danach hingeht“. Vereinzelt haben Kollegen schon bei der Konkurrenz unterschrieben, etwa Lidl oder Edeka. Doch viele Mitarbeiter seien jenseits der Fünfzig. „In dem Alter etwas Neues zu finden, das ist nicht einfach.“

„Ich mache alles außer Handel“: Schichten bis 22 Uhr und Corona eine Belastung

„Ich mache alles außer Handel“, sollen einige Kollegen zu dem Betriebsratsvorsitzenden gesagt haben. Nicht nur, weil die Konkurrenz weniger zahlen soll, sondern auch, weil die Schichten bis 22 Uhr und jetzt Corona eine extreme Belastung waren, so der 53-Jährige. Einige Kollegen treibe die Angst vor einer Ansteckung um.

Vor Real-Zerschlagung- Sozialplan für Mitarbeiter stehtIm Februar und März sollen die Mitarbeiter weiterhin ihr volles Gehalt bekommen, so will es der Sozialplan. Auch eine Abfindung werde gezahlt, die sich am bisherigen Verdienst und an der Dauer der Betriebszugehörigkeit orientiert. Für die Beschäftigten bleibt somit noch etwas Zeit, um sich beruflich neu zu orientieren.

Kritik an ehemaliger Konzernmutter Metro

Die Zeit bei Real sei immer sehr harmonisch gewesen – auch wenn Entscheidungen der Chefetage für Unmut gesorgt haben. Vor allem unter der ehemaligen Konzernmutter Metro AG seien Fehler gemacht worden, so der Betriebsratsvorsitzende des Standortes Großenbaum. „Das war Chaos pur. Ein Konzept hat das nächste abgelöst.“

Man habe den Moment verpasst, wie die Konkurrenz in die SB-Warenhäuser zu investieren. Mittel seien vorhanden gewesen, so die Kritik des Duisburgers: 2016 hatten die rund 36.000 Real-Beschäftigen einer Kürzung bei Urlaubs- und Weihnachtsgeld zugestimmt, im Gegenzug wollte die Konzernmutter Metro in den folgenden fünf Jahren rund eine Milliarde Euro in das Filialnetz investieren.

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In Großenbaum ist die Realität vier Jahre später eine andere: Der Markt ist veraltet, die Frischetheke wurde zur Kostenersparnis bereits abgeschafft und auf der Verkaufsfläche weisen Schilder an Regalen auf Preissenkungen hin – bis am 30. Januar die Türen zufallen. „Man weist das von sich weg“, sagt der Real-Mitarbeiter. „Aber wenn der Tag bevorsteht, ist mir bestimmt zum Heulen zumute.“

>> ZUKUNFT DER SUPERMARKTKETTE REAL