Duisburg. Wegen Zwangsprostitution und Zuhälterei steht ein 37-Jähriger vor Gericht. 2010 soll er in Duisburg eine junge Rumänin ausgebeutet haben.

Ein 37-jähriger Mann aus Baden-Württemberg soll wenig zimperlich gewesen sein, als er eine 19-jährige Rumänin dazu zwang, für ihn im Duisburger Rotlichtviertel als Prostituierte zu arbeiten. Er soll sie geschlagen und ihr die Tageseinnahmen abgenommen haben. Zehn Jahre später steht der Angeklagte wegen Zwangsprostitution und Zuhälterei vor dem Amtsgericht am König-Heinrich-Platz.

Die Geschädigte soll zuvor von anderen unter falschen Versprechungen nach Deutschland gelockt worden sein. Und musste herausfinden, dass sie hier statt eines lukrativen legalen Jobs nur die Prostitution erwartete. Der Angeklagte soll der jungen Frau im November 2010 vorgemacht haben, ihr aus dem Schlamassel heraushelfen zu wollen. Stattdessen soll er die 19-Jährige in ein Bordell an der Julius-Weber-Straße verfrachtet haben, indem er damals selbst als Security arbeitete.

Vorwurf Zwangsprostitution: Prozess in Duisburg verzögerte sich immer wieder

Doch der Prozess kam bislang nie richtig in Gang. Immer wieder konnte er nicht richtig starten, weil wichtige Zeugen fehlten. Zuletzt hatte das Amtsgericht vor drei Jahren einen Anlauf unternommen. Davor und danach kam es immer wieder zu Verzögerungen, weil andere Verfahren, in denen Angeklagte in Untersuchungshaft saßen und Fristen drängten, vorgezogen werden mussten.

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Vor diesem Hintergrund regte die Verteidigung nun an, die Anklage gegen den 37-Jährigen wegen überlanger Verfahrensdauer, die er nicht zu verantworten habe, einzustellen.

Doch der Vorsitzende und der Staatsanwalt sahen keine passenden Vorbilder in der ständigen Rechtsprechung. Der Angeklagte schwieg beim x-ten Verhandlungsversuch zu dem Vorwurf.

Videokonferenz mit Zeugin scheiterte an miserabler Qualität

Und eine Videokonferenz, mit deren Hilfe die in Rumänien ausfindig gemachte Hauptbelastungszeugin vernommen werden sollte, scheiterte kläglich. Die Bildqualität der Übertragung aus einem rumänischen Gerichtssaal erinnerte über weite Strecken an ein surrealistisches Gemälde. Und auch der Ton stieg dauernd aus.

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Immerhin sorgte dieser Kontakt dafür, dass die deutsche Justiz nun eine aktuelle Anschrift der inzwischen 29 Jahre alten Zeugin hat, und – noch wichtiger – eine Telefonnummer. Mit deren Hilfe sollen die Einzelheiten für eine Reise der Frau nach Duisburg geklärt werden. Die Zeugin erklärte sich dazu bereit, ihre Aussage in Duisburg persönlich zu machen. Das soll beim nächsten Verhandlungsversuch im Sommer 2021 geschehen.