Duisburg. In keiner deutschen Großstadt ist die Corona-Befallsrate so hoch wie in Duisburg. Aktuell gibt es mehrere große Ausbrüche in Seniorenheimen.


In Duisburg ist die Wirkung der verschärften Infektionsschutzmaßnahmen an den

Corona-Fallzahlen
(noch?) nicht ablesbar. Im Gegenteil: Mit

299,8 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner
erreichte die

Sieben-Tage-Inzidenz
am Sonntag gar einen

neuen Höchstwert
. Und der Langzeitvergleich mithilfe der vom Robert Koch-Institut (RKI) aufbereiteten Amtsstatistiken zeigt das dramatische Ausmaß der epidemiologischen Lage: In ganz Deutschland verzeichnete seit Februar keine Großstadt so viele Fälle pro 100.000 Einwohner wie der Dauer-Hotspot Duisburg.


Die

Befallsrate
hier lag bis Sonntag, 15. November, laut RKI bei

1746,2 labordiagnostisch bestätigten Fällen pro 100.000
Einwohner. Das Institut errechnet diese kumulative Inzidenz mit

8708 positiven Befunden
und 498.686 Einwohnern. Rechnet man pro Befund eine in Duisburg wohnhafte Person, haben sich bereits etwa 1,74 Prozent der Duisburger angesteckt.



Covid-19 in Duisburg: Mehrere größere Ausbrüche in Senioreneinrichtungen



Corona- Darum hat Duisburg mehr Fälle als andere Städte
Das sind inzwischen deutlich mehr Infizierte als in den Kreisen, die durch große Ausbrüche aufgefallen waren. Der Kreis

Gütersloh
registrierte bislang insgesamt 1583,8 Fälle pro 100.000 Einwohner; der erste deutsche Hotspot, der Kreis

Heinsberg
„nur“ 1389,9. Bundesweit verzeichneten bis Mitte November nur noch Augsburg, Frankfurt, Herne und München (siehe Tabelle) sowie einige Berliner Bezirke mehr als 1500 Fälle pro 100.000 Einwohner.


Derart gewaltige Ausbrüche wie in Gütersloh und Heinsberg gab es in Duisburg nicht, dafür das ganze Jahr über

etliche kleine und mittelschwere (wir berichteten).
Auch aktuell hat das Gesundheitsamt mehrere neue Infektionsherde entdeckt: Es gebe in mehreren

Senioreneinrichtungen größere Ausbrüche
mit jeweils 20 bis 30 Infizierten, berichtet Stadtsprecherin Anja Kopka.


Zwischen Donnerstag- und Sonntagabend wurden dem Gesundheitsamt 681 labortechnisch bestätigte Neuinfektionen gemeldet. Die Zahl der Todesfälle ist in diesem Zeitraum um sieben auf 123 gestiegen. Etwa die Hälfte der Duisburger Todesopfer lebte in Seniorenheimen.



Stadtsprecherin: aktuell keine Häufungen in Stadtteilen


Die Ausbrüche in den Seniorenzentren beeinflussten auch die

Inzidenzwerte einzelner Stadtteile
, Schwerpunkte in den Vierteln aber gebe es nicht, so Kopka: „Die Inzidenzwerte sind in allen Stadtteilen hoch.“ Anfang November hatte die Verwaltung

erstmals Fallhäufungen in Hochfeld und im Duisburger Norden bestätigt,
davon ist zurzeit jedoch keine Rede mehr.


Unbestritten ist die soziale Komponente des Virus. „Menschen, die beengt leben und vielleicht weniger wissen über das Virus, stecken sich eher an“, hatte etwa Virologe Prof. Ulf Dittmer von der Uniklinik Essen

unserer Redaktion jüngst allgemein erklärt.
Insofern seien „auch Städte mit sozial schwächeren Stadtteilen stärker gefährdet“. Integrationshelfer aus Duisburg haben jüngst berichtet,

wie Armut und Sprachbarrieren das Infektionsrisiko erhöhen.

Gleichwohl ist Duisburg nicht die einzige deutsche Großstadt mit Armuts- und Integrationsproblemen. Und umgekehrt sind bundes- und europaweit auch viele Regionen mit weniger Neu-Zuwanderern stark von SARS-CoV-2 befallen. Solche vereinfachenden Erklärungsansätze greifen viel zu kurz. Warum aber gibt es anhaltend auffällig viele Infektionen in Duisburg?





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Auf diese Frage an den Corona-Krisenstab antwortet ebenfalls Anja Kopka: „Die Debatte ist müßig. Wir konzentrieren nach wie vor unsere gesamte Kraft in die Bekämpfung der Pandemie. Bei einem exponentiellen Wachstum wirken sich kleine Unterschiede in den Zahlen binnen Wochen massiv aus. Umso mehr appellieren wir an jeden Einzelnen: Den Kampf gegen die Pandemie gewinnen wir nicht im Gesundheitsamt oder bei der Feuerwehr – sondern letztlich nur alle zusammen, durch Mitwirkung jedes einzelnen Bürgers.“

„Wichtigster Schlüssel: Kontaktreduzierung und Verantwortungsübernahme“


Wie die Stadtverwaltung das Virus im Rahmen ihres kommunalen Handlungsspielraumes bremsen kann? „Wir erwarten gespannt die Ergebnisse der

Bund-Länder-Konferenz
“, sagte Kopka am Montag – bevor feststand, dass die Länder weitere Verschärfungen auf die nächste Ministerpräsidentenkonferenz am 23. November vertagen wollen.




In Duisburg hatten Vertreter von Stadt, Schulen, Lehrergewerkschaften und Stadtelternschaft EDuS vorigen Donnerstag bei einem kommunalen

„Schulgipfel“
beschlossen,

Unterrichtsbeginn und -ende an den weiterführenden Schulen im Laufe dieser Woche zu entzerren.
So soll mit Hilfe der DVG das Gedränge an den Bushaltestellen verhindert werden (wir berichteten).


Die Duisburger Fallzahlen bieten aktuell wenig Grund zur Hoffnung, dass

Gastronomie-Schließungen
(seit 2. November) und

Maskenpflicht auf Einkaufsstraßen
(seit 22. Oktober) wirken – zumal die meisten Infektionsketten weiterhin bei privaten Treffen ihren Lauf nehmen. Drum sagt Kopka zwar, die Maskenpflicht habe sich „als sinnvolles Mittel zur Eindämmung erwiesen“, aber auch: „Der wichtigste Schlüssel zum Erfolg ist allerdings die Kontaktreduzierung und die Verantwortungsübernahme jedes Einzelnen.“