Duisburg. Das Solinger Schulmodell wird unter Eltern viel diskutiert. Die Duisburger Linken legen ein Konzept für Präsenzunterricht in Kleingruppen vor.

Die Diskussion über das Solinger Schulmodell geht weiter. Neue Corona-Fallzahlen an Duisburger Schulen untermauern Oberbürgermeister Sören Links Erklärung, dass der Präsenzunterricht an den Schulen in der jetzigen Form schwierig wird. Nach gestern veröffentlichten Zahlen haben sich in der vergangenen Woche an den weiterführende Schulen 66 Schüler mit Covid-19 infiziert, an den Grundschulen waren es 13 Schüler und ein Mitarbeiter, in den Kitas waren es drei Kita-Kinder und 13 Mitarbeiter.

In den sozialen Netzwerken wird das Solinger Modell genauso diskutiert wie in der Politik. Während sich auf Facebook viele besorgte Eltern zu Wort melden und unter anderem fordern, dass „alle Oberbürgermeister aus NRW sich zusammen tun sollen“ und sich Landesschulministerin Yvonne Gebauer „entgegenstellen sollen“, schlägt die schulpolitische Sprecherin der Linken-Ratsfraktion, Barbara Laakmann, in Duisburg einen wie sie selbst sagt „unkonventionellen Weg“ vor. Er liegt zwischen bislang diskutierten Alternativen „Regelbetrieb oder verkleinerte Gruppen, sprich verkürzter Unterricht“.

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Coronabedingt gebe es „etliche Personengruppen, die zur Zeit erwerbslos sind.“ Dies seien keine ausgebildeten Lehrkräfte, „dennoch können sie, ihre Bereitschaft und eine Unterstützung durch die Schulen vorausgesetzt, Aufgaben des Anleitens und Begleitens übernehmen, vielleicht sogar mehr“, ist die Linken-Ratsfrau überzeugt.

Die Linke: Warum soll nicht ein Tontechniker bei Matheaufgaben begleiten?

Sie denkt dabei an studierende Künstler, Beschäftige aus der Veranstaltungsbranche, Beschäftigte in Sprach- und Integrationskursen oder Dozenten der Volkshochschulen. Räume seien auch vorhanden, „nicht in den Schulen, aber in Bezirksbibliotheken, Stadtteilbibliotheken, Gemeindehäusern oder auch leerstehenden Vereinslokale.“

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Die ehemalige Leiterin einer Hauptschule habe früher viel mit Seiteneinsteigern gearbeitet. In der Schule gebe es den Begriff eines „multiprofessionellen Teams“, der darauf zurückgeht, dass es eine Vielfalt an Bedürfnissen, Begabungen, sozialen Problemen und Lebensmodelle der Schüler gibt. Gefragt seien nicht nur Lehrer, sondern auch Sozialpädagogen und Erzieher. „Warum sollte ein Tontechniker bei Mathematikaufgaben nicht begleiten können“, fragt Barbara Laakmann. Die Vorstellung erfordere Phantasie. „Aber wir befinden uns in einer Krise und in Duisburg in einer sehr zugespitzten Situation, da sind Phantasie und Improvisationsvermögen dringend erforderlich“, betont Laakmann.

„Wir müssen unkonventionelle Wege gehen“

Sie sei „verblüfft“ gewesen, über die Äußerung Sören Links, dass auch Duisburg den Solingen Weg gehen wollte. Ihr sei nicht bekannt, dass es ein entsprechendes Konzept gegeben hätte. Ihr Konzept habe sie auch an die anderen Ratsfraktionen geschickt und auch die Schuldezernentin Astrid Neese kenne ihre Überlegungen. Den formellen Weg über einen Antrag im Schulausschuss will sie erst einmal nicht gehen. Der würde sich hinziehen und mit einer Zustimmung zu einer entsprechenden Beschlussvorlage rechnen die Linken auch nicht. Aber: Das Konzept soll ein Denkanstoß sein. In diesen Zeiten „müssen wir unkonventionell sein.“ Schließlich sei Schule mehr, als nur das Pauken von Kommaregeln und Matheformeln.

Distanzunterricht klappt nicht überall

Vor allem, so fordern es Eltern, müsse es „eine schnelle Lösung geben und nicht erst wenn alle Schulen wieder ganz dicht machen müssen. Denn der Distanzunterricht klappt ja auch nicht überall“, wie ein User auf Facebook schrieb. Es werde auch immer schwieriger die Quarantäne-Regelungen nachzuvollziehen. Eine Mutter berichtet: „Der Sohn muss trotz Coronafälle in der Schule und Klasse weiterhin in den Unterricht gehen. Nur der Sitznachbar muss zu Hause bleiben.“

Und ein Vater fragt die Duisburger Stadtspitze: „Warum meldet sich unser OB erst jetzt, wo das Kind in den Brunnen gefallen ist? Wie weit war Duisburg mit den Plänen für die Umsetzung des Solinger Modells? Warum zieht die Stadt es nicht durch? Wenn Gebauer dann wieder verbieten würde, hätte es medial eine andere Brisanz.“ Eine andere Userin bringt es so auf den Punkt: „Keiner hat den Mut, richtig auf den Putz zu hauen.“