Duisburg. Wer ein Haus in Duisburg kaufen möchte, merkt schnell: Der Markt ist aktuell leer gefegt. Makler Axel Quester erklärt, wo ein Blick lohnt.

Axel Quester und seine Frau betreiben in Duisburg seit vielen Jahren ein Maklerbüro und haben den Markt im Blick. Der stellvertretender Vorsitzender des Immobilienverbands Deutschland erklärt im Interview, wo er noch Entwicklungspotenzial sieht. Was auf den Markt kommt, ist schnell wieder weg.

Herr Quester, wie viele Häuser aus Neuenkamp haben Sie gerade im Portfolio?

Im Augenblick keins, aber ich finde trotzdem, dass der Stadtteil einen Blick wert ist. Vieles, was in Neuenkamp verkauft wird, kommt gar nicht an den Markt und wird in der Nachbarschaft gehandelt. In Neuenkamp gibt es natürlich „Zugezogene“, aber vor allem kaufen Neuenkamper.

Wie festgelegt sind Haus- und Wohnungskäufer bei der Auswahl der Stadtteile?

Bei den Eigentumswohnungen sind vor allem die Lagen rund um die Innenstadt, also Neudorf, Duissern, Wasserviertel, Innenhafen und Altstadt beliebt. Da spielt sicherlich auch eine gute Anbindung eine Rolle. Ansonsten lässt sich feststellen, dass der Rhein eine Grenze darstellt. Wer eine Wohnung oder ein Haus sucht, überlegt sich ganz genau, wo sich seine Arbeitsstelle befindet und ob er deshalb über den Rhein fährt. Das ist auch ein Ergebnis der vielen Brückenbaustellen. Neuenkamp in Rheinnähe als rechtsrheinischer Stadtteil hat den Vorteil strategisch günstig zur A 40 Brücke zu liegen, ist also für Menschen, die über den Rhein pendeln, attraktiver als andere rechtsrheinische Stadtteile.

Viele Kaufangebote finde ich momentan nicht, wenn ich mich nach einem Häuschen in Duisburg umschaue.

Das stimmt. Was auf den Markt kommt, ist schnell wieder weg. Das hat sich in den vergangenen Jahren sehr verändert. Die Vermarktungszeiten haben sich stark verkürzt von durchschnittlich 6,8 Monaten noch vor fünf Jahren auf jetzt 2,7 Monate. Vieles wird auch „Off Market“ verkauft, erscheint also nicht mehr in den großen Immobilienportalen, sondern wird an vorgemerkte Kunden vermittelt.

Immobilienpreise haben sich in Duisburg moderater entwickelt

Wie haben sich die Preise entwickelt?

Sie sind gestiegen, aber immer noch moderater als in umliegenden Städten. In Duisburg sind die Preise in den letzten fünf Jahren stetig angezogen. Für Düsseldorfer Käufer ist der Duisburger Markt dennoch überaus attraktiv. Ein gebrauchtes Reihenhaus in einfacher Wohnlage kostet in Duisburg im Durchschnitt rund 175.000 Euro, in guten Lagen bis 310.000 Euro. Ein frei stehendes Einfamilienhaus in einer erstklassigen Einfamilienhauslage kostet in Duisburg rund 690.000 Euro. Letzteres ist nicht unbedingt der typische Markt. Nachfrageschwerpunkt bei uns sind gebrauchte Doppelhaushälften in guten Wohnlagen mit größeren Grundstücken. Das gebrauchte Einfamilienhaus hat gegenüber dem Neubau oft den Vorteil, dass in der Vergangenheit Grundstücke großzügiger geschnitten wurden.

Mit dem Mercatorquartier oder Sechs-Seen-Wedau wird es größere Neubaugebiete in Duisburg geben.

Das schadet nicht. Wir brauchen auch Menschen, die aus anderen Städten nach Duisburg ziehen, damit unsere Stadt nicht noch stärker schrumpft und wir Angebote wie Kindergärten, Schulen, Bibliotheken oder Theater in Frage stellen müssen. Zum anderen brauchen wir kaufkräftige Neu-Duisburger, die hier ihr Geld ausgeben, den Sportvereinen beitreten, sich am kulturellen Leben beteiligen und bürgerliches Engagement zeigen. Nur allein eine Stadt mit attraktiven Arbeitsplätzen zu sein reicht nicht, wir brauchen auch attraktiven Wohnraum, sonst wird weiter in Duisburg gearbeitet und in andren Städten gewohnt.

Bis der erste Spatenstich im Mercatorquartier oder bei den anderen Projekten erfolgt, dürfte es noch dauern. Was raten sie denjenigen, die jetzt aktuell suchen?

Immobiliensuchende haben immer auch einen zeitlichen Rahmen. Junge Familien suchen das Eigenheim mit Garten, solange die Kinder klein sind. Senioren suchen die barrierefreie Wohnung zeitnah, wenn die ersten Malessen auftreten und das bisherige Eigenheim zur Last wird. Neu-Duisburger wollen möglichst schnell das lästige Pendeln vom altem Wohnort nach Duisburg beenden und nah der neuen Arbeit ein Haus finden. Nur die wenigsten Käufer werden einen Neubau erwerben. Trotz aller neuen Projekte wird der Gebrauchtmarkt weiter der zahlenmäßig bedeutendere Markt sein. Wer gebrauchte Immobilien sucht, sollte sich nicht zu sehr festlegen und einschränken, sondern immer auch einen Plan B und Plan C haben. Das heißt nicht nur in einer Lage suchen, nicht sich auf eine einzige Größe, eine Baujahrsgruppe festlegen und die Suche etwas offener gestallten.