Duisburg. Christoph Urban ist ab Dezember Superintendent des Evangelischen Kirchenkreises in Duisburg. Mit den Nachbarn will er Strukturreformen anstoßen.

Drei Stunden lang ist Dr. Christoph Urban am Montag von Konz nach Duisburg gefahren, um sich vorzustellen. Den Weg aus der Moselgemeinde, wo er noch Pfarrer ist, wird der 42-Jährige in den nächsten Monaten noch häufig zurücklegen, bis der Umzug mit Frau Anna und drei Kindern organisiert ist. Nach seiner Wahl zum ersten hauptamtlichen Superintendenten des Evangelischen Kirchenkreises tritt der Theologe am 1. Dezember die Nachfolge von Armin Schneider an, der nach 16 Jahren im Amt in den Ruhestand geht.

Neuer Duisburger Superintendent hat drei Jahre Erfahrung in einem Kirchenkreis

„Eine skurrile Situation“ nennt Urban die virtuelle Synode am Freitag, die sich mit einem deutlichen Votum (58:26 Stimmen) für ihn aussprach. Auch Rainer Kaspers, Pfarrer der Auferstehungsgemeinde im Stadtsüden, hatte sich beworben. Was gab den Ausschlag? „Er hat eine überzeugende Rede gehalten“, findet Armin Schneider. Möglich auch, dass sich die Synodalen einen Mann von außen wünschten, der in den nächsten acht Jahren mit frischem Blick die Herausforderungen angeht. Die dreijährige Erfahrung im Kirchenkreis Tier, die Urban mitbringt, auch sie mag eine Rolle gespielt haben.

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Inhaltlich waren die Unterschiede in den Reden der beiden Kandidaten überschaubar: Den Einsatz für die Schwächsten der Gesellschaft, die klare Positionierung der Ev. Kirche in politischen Fragen, einen Schulterschluss mit anderen Konfessionen und die Anpassung der kirchlichen Strukturen an sinkende Mitgliederzahlen und den daraus resultierenden Schwund an Finanzkraft formulierten beide auf ihre Art.

Kirchenkreis-Grenzen sollen mit denen der Stadt identisch sein

Konkreter wurde Christoph Urban in seiner Agenda. „Den Kirchenkreis groß denken“ hatte er den letzten Punkt überschrieben und damit einen Gedanken aus dem Bericht seines Vorgängers für die Sommersynode des vergangenen Jahres aufgegriffen.

Die Grenzen des Ev. Kirchenkreises müssten mit denen der Stadt identisch sein, lautet dieser. Zwar schlossen sich vor 16 Jahren die rechtsrheinischen Kirchenkreise Nord und Süd zusammen, die linksrheinischen Gemeinden gehören aber zum Kirchenkreis Moers, Walsum zu Dinslaken.

Landeskirche soll einen Struktur-Prozess moderieren

„Ich möchte einen von der Landeskirche moderierten Prozess initiieren“, kündigt Urban an. Duisburg müsse neben Essen, findet er, als westliches Drehkreuz des Ruhrgebiets und Schnittstelle zum Niederrhein, im Zentrum künftiger Veränderungsprozesse stehen: „Ansonsten kommt es bei der Suche nach Kooperationspartnern zu Schieflagen, der Kirchenkreis wird zu einem Fusionskandidaten – das kann es jetzt nicht sein.“ Duisburg dürfe sich mit seinen 15 Gemeinden und 64.000 Mitgliedern nicht unter Wert verkaufen.

Schwierige Gespräche mit Kirchenkreisen Moers und Dinslaken

„Ich bin sicher, dass ein Gesprächsangebot nicht abgelehnt wird“, sagt er in Richtung Moers und Dinslaken. Eine Vergrößerung werde „so einfach nicht zu machen sein“, ahnt Armin Schneider. Die Abtrennung der Duisburger Teile sei schließlich für die Nachbarn und die Gemeinde mit Verlusten verbunden, die Sehnsucht des Stadtwestens nach einem rheinübergreifenden Zusammenschluss nicht ausgeprägt. Dabei: Kooperationen im gemeinsamen Schulreferat und der Telefonseelsorge sind bereits gelebter Alltag.

Möglich auch, dass der finanzielle Druck es erfordert, gleich über eine Gebietsreform nachzudenken, die alle drei Kirchenkreise umfasst. „Wir werden Synergieeffekte heben müssen“, betont Armin Schneider. Das zu verhandeln, wird Aufgabe seines Nachfolger. Es wird mindestens seine erste achtjährige Amtszeit bis zur Umsetzung vergehen, das sind sich beide einig.

>>> EINFÜHRUNG UND VERABSCHIEDUNG: NOCH KEIN TERMIN WEGEN CORONA

  • Der 1. Dezember ist der erste Arbeitstag von Dr. Christoph Urban als Superintendent. Er kann sich hauptamtlich auf diese Aufgabe konzentrieren, sein Vorgänger war außerdem noch als Krankenhauspfarrer tätig.
  • Wann die offizielle Einführung von Christoph Urban stattfindet und der damit verbundene Abschied von Armin Schneider, bei der viele Gäste dabeisein wollen, hängt von der Entwicklung der Corona-Pandemie ab. „Ich möchte nicht, dass von meiner Verabschiedung eine neue Infektionskette ausgeht“, sagte der scheidende Amtsinhaber am Montag.