Duisburg. Der Anstieg der Coronafälle überrascht Duisburger Krankenhäuser nicht: Umgang mit Corona gehöre zum Klinikalltag. Sorge macht „Hygiene-Müdigkeit“.

Die Krankenhäuser in Duisburg sehen sich gut vorbereitet auf das, was zu erwarten war: die Zunahme von Corona-Infektionen und Covid-19-Patienten im Herbst und Winter. Bei sieben Patienten auf Intensivstationen, von denen vier beatmet werden, stößt laut Intensivregister keine Klinik an ihre Kapazitätsgrenzen.

Die Sorge gilt vielmehr einer spürbaren „Hygiene-Müdigkeit in der Bevölkerung“ angesichts der kalten Jahreszeit, so Sandra Kalkmann vom Johanniter-Krankenhaus. Auch deshalb hat die Klinik in Rheinhausen bereits im August wieder ein weitgehendes Besuchsverbot eingeführt (wir berichteten). Besucher dürfen „nur noch bei medizinischer oder ethisch-humanitärer Indikation ins Krankenhaus“. Die meisten Angehörigen und Patienten hätten für diese Regelung Verständnis, sagt Sandra Kalkmann.

Umgang mit Corona ist in Duisburger Kliniken Routine geworden

Seit März ist der Umgang mit Corona auch in den Duisburger Kliniken zur Routine geworden. Die Lage bei den Schutzmaterialien hat sich entspannt, zum Klinikalltag gehören neben Besucherregelungen auch Mitarbeiterschulungen, Organisation und Abläufe wurden der Pandemie angepasst und viele Erfahrungen mit der Krankheit gemacht.

Im Johanniter-Krankenhaus, wo Corona-Patienten „nur vereinzelt“ stationär behandelt werden, habe man sehr unterschiedliche Krankheitsverläufe beobachtet, die Genesung hänge von vielen Faktoren ab. Entscheidend seien nach bisherigem Wissensstand wohl die Vorerkrankungen. Es habe sich auch heraus gestellt, dass es sinnvoll sei, bestimmte Medikamente bereits beim Auftreten von ersten Hinweisen auf Covid-19 zu geben.

Corona-Zahlen steigen auch, weil mehr getestet wird

Zahlen, die auf Reiserückkehrer und Familienfeiern ohne Schutzmaßnahmen zurückzuführen seien, werde inzwischen auch deutlich mehr getestet, weist Sebastian Toups, kaufmännischer Leiter des Krankenhauses St. Anna in Huckingen, darauf hin, dass die Fallzahlen anders gedeutet werden müssten als zu Beginn der Pandemie. In den Duisburger Malteser-Häusern besteht neuerdings auch die Möglichkeit, in dringenden Fällen einen Covid-19-Schnelltest zu machen.

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Jeder Patient werde auf Corona getestet, Notfallpatienten so lange auf einer Isolierstation untergebracht, bis ein negatives Testergebnis vorliege. Besucher müssen registriert werden, ein Sicherheitsdienst regele den Zutritt ins Krankenhaus. Kapazitätsengpässe habe es bislang nicht gegeben, vorsorglich seien zusätzliche Plätze für beatmete Patienten geschaffen worden, so Toups.

Dr. Stefan Alexander Simon, Leitender Arzt für Hygiene im Evangelischen Klinikum Niederrhein.
Dr. Stefan Alexander Simon, Leitender Arzt für Hygiene im Evangelischen Klinikum Niederrhein. © FUNKE Foto Services | Tanja Pickartz

Während das Sana-Klinikum in Wanheimerort noch keinen Anstieg von Covid-19-Patienten verzeichnet, meldet das Evangelische Krankenhaus Nord mehr Verdachtsfälle und positive Fälle. „Unsere Versorgungskapazität ist aber noch lange nicht erreicht“, so Dr. Stefan Alexander Simon, Hygienearzt im Hamborner Krankenhaus. Und er sagt mit Blick auf eine „zweite Welle“: „Wir haben uns so gut wie möglich darauf vorbereitet und werden der Sache erst einmal rational entgegen treten.“

Mehr Patienten verzeichnet auch das Helios St. Johannes Klinikum in Hamborn. „Wir sind auch weiterhin auf einen möglichen Anstieg schwer verlaufender Covid-19-Infektionen vorbereitet“, so Klinik-Sprecher Valentin Riemer. Intensivkapazitäten für schwer erkrankte Covid-19-Patienten würden unverändert frei gehalten. Inzwischen wisse man sehr viel mehr über den Krankheitsverlauf, die Sicherheits- und Behandlungskonzepte seien Teil der Klinikroutine geworden. „Dabei gleicht kein Fall dem anderen“, so Riemer.

Einig sind sich die Krankenhäuser in ihren Appellen an die Verantwortung, die Menschen aller Altersgruppen für das Infektionsgeschehen tragen. Es hänge von jedem Einzelnen ab, die Hygiene- und Abstandsregeln einzuhalten.

>>DAS INTENSIVREGISTER SORGT FÜR DEN ÜBERBLICK

  • Einen täglichen Überblick über die Entwicklung der Corona-Pandemie gibt das Intensivregister der Deutschen interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI). Es erfasst die Behandlungskapazitäten von etwa 1.160 Akut-Krankenhäusern mit Intensivstationen und rund 30.000 Betten in Deutschland.
  • Wegen der Corona-Pandemie sind die Krankenhäuser seit Mitte April täglich bis 12 Uhr dazu verpflichtet, ihre aktuellen Belegungszahlen zu melden, um mögliche Engpässe in der intensivmedizinischen Versorgung zu überblicken und entsprechend zu handeln. So soll überprüft werden, ob und wie stark das Coronavirus das deutsche Gesundheitssystem belastet.
  • Am 13. Oktober um 15 Uhr wurden laut DIVI-Intensivregister in Duisburg sieben Covid-19-Patienten auf Intensivstationen behandelt, davon zwei beatmet. Von den insgesamt 267 Intensivbetten in Duisburg waren 188 belegt, 2,62 Prozent der Gesamtzahl von Covid-19-Patienten. Die Duisburger Krankenhäuser nennen öffentlich keine Zahlen über ihre aktuellen Fälle.