Duisburg. Die tschechische Winning Automotive übernimmt die insolvente Sona-Präzisionsschmiede in Duisburg. Die Belegschaft schrumpft.

Rettung in letzter Minute: Die Winning Group übernimmt die insolventen Sona Präzisionsschmieden in Duisburg-Wanheim, Remscheid und München. Das teilt der Investor aus dem tschechisch Brno am Dienstag mit.

Von den insgesamt rund 1200 Mitarbeitern verlieren voraussichtlich rund 240 ihren Arbeitsplatz, am Standort Wanheim werden künftig 32 Mitarbeiter weniger beschäftigt sein.

Duisburger Präzisionsschmiede mit über 100 Jahren Tradition

Aus Sona, diesen Namen trägt die Schmiede mit mehr als 100 Jahren Tradition seit dem Verkauf durch Thyssen an die indische Sona-Gruppe vor zwölf Jahren, wird die Winning BLW GmbH, wenn die Transaktion in den nächsten Wochen abgeschlossen wird. Das Unternehmen leitet dann voraussichtlich Christoph Guhe, der für Winning schon die Verhandlungen führte. Eine Auffanggesellschaft für Beschäftigte, die ihren Arbeitsplatz verlieren, sei gegründet worden, teilt der Investor mit.

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Rettung in letzter Minute: Bei einem Scheitern der Übernahme wäre die insolvente Schmiede abgewickelt worden.
Rettung in letzter Minute: Bei einem Scheitern der Übernahme wäre die insolvente Schmiede abgewickelt worden. © WAZ FotoPool | Foto: Jörg Schimmel

Voraussichtlich zwölf Kündigungen werde es am Standort Wanheim geben, befristete Arbeitsverträge werden nicht verlängert, sagt der langjährige Betriebsratsvorsitzende Mike Schraven. „Dennoch ist die Übernahme eine gute Nachricht, denn sonst wäre es hier nicht weitergegangen.“ Nachdem das Unternehmen von der Plan- in die Vollinsolvenz gerutscht war, hatte Insolvenzverwaltung Dr. Jörg Bornheimer eigentlich schon den 15. August als Datum für die Abwicklung der Schmieden gesetzt. Das Interesse von Investoren hatten dann aber den Weiterbetrieb ermöglicht.

Sona: Tarifvertrag schließt Kündigungen aus

Winning sei der einzige Interessent gewesen, der zum Erhalt aller drei Standorte bereit war. Auf der Kippe hatte zuvor das Werk München gestanden – Sona plante noch vor dem Insolvenzantrag, die Produktion an die NRW-Standorte zu verlagern. Für die Belegschaft gilt ein mit der Gewerkschaft verhandelter „Zukunftstarifvertrag“ bis Ende 2023, der weitere Kündigungen für Mitglieder der IG Metall ausschließt. Allerdings musste auch die Belegschaft in den Verhandlungen, die in den vergangenen vier Wochen konkret wurden, einige Zugeständnisse machen. Gearbeitet wird künftig 40 statt bislang 35 Stunden,Lohnerhöhungen wird es ebensowenig geben wie ein 13. Monatsgehalt.

IG Metall: Investor Winning verpflichtet sich zu Investitionen

Im Gegenzug verpflichtet sich Winning zu Investitionen in Höhe von mindestens einem Drittel des Betriebsergebnisses (Ebit), geplant sei eine deutliche Ergebnisverbesserung, teilt die IG Metall mit. „Wir werden dafür werben, in der Mitgliederabstimmung dieses Ergebnis anzunehmen“, kündigt Gewerkschaftssekretär Ünsal Baser an. „Das sind erhebliche Einschnitte für die Belegschaft, aber es gab in dieser Situation dazu keine Alternative.“