Duisburg. Was wusste der Ehemann von Mine O. aus Duisburg über die Affären seiner Ehefrau? Einer der Liebhaber sagte vor Gericht aus und traf auf Ercan E.

Affären, Streit, Eifersucht und Gewalt bestimmten offenbar seit Jahren die Ehe zwischen Mine O. (26) und Ercan E.. Die traurige Eskalation: Am Abend des 7. September 2019 erwürgte der Kaßlerfelder seine Ehefrau und Mutter des gemeinsamen Sohnes im Schlafzimmer ihrer Wohnung. Das hatte der Familienvater bereits zum Prozessauftakt gestanden. Am dritten Verhandlungstag standen nun die Affären seiner toten Ehefrau im Mittelpunkt.

Mindestens zwei Liebhaber soll die 26-Jährige gehabt haben. Der 29-Jährige Ali K. berichtete bei seiner Befragung, dass er Mine O. vor Jahren in einer Shisha-Bar in Hagen kennengelernt habe. Es war demnach der Anfang eines Verhältnisses, das der Karosseriebauer zwischenzeitlich unterbrach, als er 2012 seine jetzige Frau kennenlernte, heiratete und Vater wurde.

Später habe es jedoch wieder Kontakt zwischen den beiden gegeben. Zunächst über Kurznachrichte, dann auch wieder körperlich. „Wir hatten Geschlechtsverkehr. Ich wusste zu diesem Zeitpunkt, dass sie verheiratet war und ein Kind hatte“, erklärte der 29-Jährige auf Nachfrage der Richters.

Prozess um Tod von Mine O. in Duisburg: Ehemann würdigt Nebenbuhler keines Blickes

Ercan E. würdigte seinen Nebenbuhler am Montagvormittag von der Anklagebank aus keines Blickes. Er suchte stattdessen immer wieder Augenkontakt zu einem älteren Paar im Besucherraum oder blickte wie versteinert zu Boden.

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Am Tattag habe er mit Mine O. per Telefon über ein Treffen am gleichen Abend gesprochen, erzählte derweil Ali K.. Das Angebot habe er jedoch abgelehnt, weil die 26-Jährige später noch mit einem anderen Mann verabredet gewesen sein soll. „Ich wollte kein Lückenfüller sein“, sagte Ali K..

Der „Gentleman“ bleibt weiter der große Unbekannte

Dieser andere Mann, den Mine O. nach Angaben von Freundinnen den „Gentleman“ nannte, blieb auch am dritten Verhandlungstag der große Unbekannte. Zum dritten Mal hatte ihn das Gericht geladen, zum dritten Mal fehlte er. Er warte in der Türkei auf eine Zahn-OP, schrieb Mustapha Ö. in einer E-Mail an das Gericht.

Den Koffer mit der Leiche von Mine O. vergrub Ercan E. in einem Waldstück in Duisburg-Untermeiderich.
Den Koffer mit der Leiche von Mine O. vergrub Ercan E. in einem Waldstück in Duisburg-Untermeiderich. © Polizei Duisburg

Deshalb musste kurzfristig die Ermittlerin im Gerichtssaal erscheinen, die Mustapha Ö. am 30. Oktober 2019 eingehend befragt hatte. Damals hatte die Polizei noch die Hoffnung, die junge Mutter lebend zu finden.

Mine O. hatte seit Sommer 2018 eine Affäre mit einem Bochumer

Die Kripo-Beamtin skizzierte am Montag also die Beziehung zwischen Mine O. und dem Bochumer: Etwa dreimal im Monat sei die Duisburgerin seit Sommer 2018 mit dem Zug zu ihrem Liebhaber gefahren. 20 Minuten vor ihrer Ankunft habe sie sich immer per Kurznachricht gemeldet. Oft sei sie auch über Nacht geblieben. Mustapha Ö. habe die Beziehung als „locker“ beschrieben.

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Unklar blieb am dritten Prozesstag, ob Ercan E. etwas von dem Verhältnis seiner Frau wusste. Am 1. September soll Mine O. den Hund ihrer Liebhabers aus Bochum für einen Tag mit nach Duisburg genommen haben. Ihr Mann habe sich gewundert, dass das Tier auf türkische Kommandos hörte und sei misstrauisch geworden, hieß es in übereinstimmenden Aussagen. Mine O. erklärte Ercan E. daraufhin offenbar, dass der Hund einer Freundin gehöre, deren Partner in der Türkei lebe.

Gutachter: Ercan E. voll schuldfähig

Ob ihr Mann diese Ausrede wenige Tage vor der Tat glaubte, ist eines der großen Fragezeichen in dem Prozess, der nun auf die Zielgerade einbiegt. Ein Gutachter erklärte Ercan E. nach Erkenntnissen aus zwei Gesprächen im Juli für voll schuldfähig. Mit einem Urteil wird aller Voraussicht nach am 5. Oktober gerechnet.

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