Duisburg. Der MSV Duisburg spielte zum ersten Mal seit März wieder vor Zuschauern. Wie Fans und Verantwortliche das Hygienekonzept bewerten.
Es läuft die Schlussphase der Drittliga-Partie zwischen dem MSV Duisburg und dem FSV Zwickau, als Stadionsprecher Stefan Leiwen eine bemerkenswerte Zahl verkündet: „Der MSV Duisburg bedankt sich heute bei 3.462 Zuschauern.“
Über ein halbes Jahr ist vergangen, seit die Zebras zuletzt ansatzweise vor so vielen Fans gespielt haben: Rund 12.000 Anhänger verfolgten damals den 1:0-Sieg über den 1. FC Magdeburg. Es war die letzte Partie, bevor der Spielbetrieb wegen der Corona-Pandemie wochenlang unterbrochen werden musste.
Knapp sieben Monate später sind die Fans zurück – coronabedingt natürlich mit Mundschutz und Sicherheitsabstand. Karten für das erste Heimspiel der neuen Saison gab es im Laufe der Woche online zu erwerben. Das Kontingent ist stark begrenzt: Maximal 20 Prozent der Stadionkapazität darf der MSV nutzen, was bei den Zebras exakt 6.300 Tickets entspricht. Wegen der begrenzten Anzahl der Karten erhielten Mitglieder und Dauerkarteninhaber der letzten Saison den Vorzug.
Deutlich weniger Zuschauer als an normalen Spieltagen
Stadionvorplatz, eine Stunde vor dem Anpfiff: Noch merkt man nicht viel davon, dass die Zebras an diesem Tag wieder einige Tausend Fans empfangen dürfen. Die Situation ist entspannt; einige Anhänger sind auf dem Weg zu ihren Eingängen, andere versuchen noch, im Fanshop ein Ticket zu ergattern. Mit einem regulären Spieltag ist das Fanaufkommen kaum zu vergleichen. „Alles entspannt soweit“, findet auch der Ordner am Stadioneingang. Abstandsmarkierungen und Desinfektionsspender sollen hier für die nötige Hygiene sorgen.
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Im Stadion herrscht genau wie auf dem Parkplatz strikte Maskenpflicht. Der MSV bemüht sich, die Fans möglichst gleichmäßig zu verteilen: Auf allen vier Tribünen sind Plätze verfügbar, einzig der Stehplatzbereich muss verwaist bleiben. Für die Sitzplätze gibt es ein klares Konzept: Jede zweite Reihe ist gesperrt; in den übrigen Sitzreihen bleibt mindestens jeder dritte Platz unbesetzt. Stimmung kommt auf diese Weise natürlich nicht so recht auf. Das mag auch an der Abwesenheit des harten Kerns der MSV-Fans liegen: Verschiedene Ultra-Gruppen hatten vor der Partie angekündigt, Spiele unter Corona-Bedingungen nicht zu besuchen.
Fans akzeptieren das neue Hygienekonzept
„Die Stimmung passt zum Spiel“, kommentieren Carmen und Stefan Thuis den 0:0-Halbzeitstand. Trotzdem freuen sich die beiden MSV-Fans, ihren Verein nach langer Zeit wieder im Stadion unterstützen zu können: „Wir sind eigentlich immer dabei, wenn es irgendwie möglich ist.“ Darum haben die Beiden auch nicht gezögert, sich eine Karte für das erste Heimspiel zu besorgen. Das Hygienekonzept finden sie in Ordnung. „Es wäre nur schön, wenn man am Platz die Maske abziehen könnte“, findet Stefan Thuis. „Dann könnte ich vielleicht auch wieder etwas mehr vom Spiel sehen“, sagt er lachend mit Blick auf seine beschlagene Brille.
Was nach etwas mehr als 60 gespielten Minuten passiert, möchte dann aber keiner der knapp 3.500 MSV-Fans sehen: Die Gäste aus Zwickau gehen mit 1:0 in Führung. „Immer das gleiche hier!“, beschwert sich ein Fan lautstark. Es gibt also auch Dinge, die sich nicht verändert haben. Die Laune der MSV-Fans verbessert sich einige Minuten später zumindest ein wenig, als Leroy-Jacques Mickels für die Zebras zum 1:1-Endstand trifft.
MSV bewertet den Heimauftakt positiv
MSV-Pressesprecher Martin Haltermann zieht ein positives Fazit aus dem ersten Heimspiel der Saison. „Wir haben noch nicht alle Rückmeldungen gesammelt, aber dem ersten Eindruck nach hat unser Konzept sehr gut funktioniert“, sagt er. Die verhältnismäßig geringe Zuschauerzahl ist auf die neuen Umstände des Stadionbesuchs zurückzuführen, glaubt Haltermann: „Es ist eben nicht das normale Stadionerlebnis mit Bier und Bratwurst, bei dem sich nach einem Tor alle in den Armen liegen.“
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Nach Schlusspfiff leert sich das Stadion zügig; die Fans machen sich auf den Weg nach Hause. Die meisten von ihnen sind mit dem Auto angereist, die DVG hat jedoch auch genügend Sonderbusse im Einsatz, um den restlichen Zuschauern eine entspannte Abreise zu ermöglichen. In knapp zwei Wochen kommen die Fans wieder – dann empfängt der MSV in der heimischen Arena den 1. FC Saarbrücken.
>>>BUNDESWEITE TESTPHASE
Bis Ende Oktober darf der MSV im Rahmen einer bundesweiten Testphase maximal 6.300 Tickets für jedes Heimspiel verkaufen. Das entspricht genau 20 Prozent der Stadionkapazität von 31.500 Plätzen.
Das letzte Wort bei der Zulassung von Zuschauern hat die Stadt: Liegt die Sieben-Tage-Inzidenz bei mehr als 35 Corona-Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner, kann das Gesundheitsamt Geisterspiele anordnen. Aus diesem Grund wird momentan unter anderem in München und beim FC Schalke noch vor leeren Rängen gekickt.
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