Duisburg. Mit 14 Schulen stand das Duisburger Willy-Brandt-Berufskolleg im Finale des Deutschen Schulpreises. Für die ersten Plätze reichte es nicht ganz.
Bei der Vergabe des Deutschen Schulpreises durch Bundeskanzlerin Angela Merkel hat es das Willy-Brandt-Berufskolleg (WBBK) aus Rheinhausen nicht auf die vorderen Plätze geschafft. Als Sieger durften sich Kollegium und Schüler dennoch fühlen. „Unter den 15 Nominierten für das Finale zu sein, ist eine enorme Leistung für die Schule“, lobte Wolfgang Berkemeier, der im Februar zur Jury gehörte, die das Kolleg an der Krefelder Straße bewertet hatte.
Duisburger Berufskolleg darf sich über 5.000 Euro vom Schulpreis freuen
„Ein bisschen enttäuscht bin ich schon“, bekannte auch Schulleiter Dr. Helmut Richter, der zur Erinnerung eine Plakette für die Schule von Berkemeier entgegen nahm. Schüler und Lehrer verfolgten zuvor die Entscheidung im Online-Format. Freuen darf sich die Schule auch über 5.000 Euro aus dem insgesamt mit 270.000 Euro dotierten Schulpreis. Über den Sieg und 100.000 Euro jubelte die Otfried-Preußler-Schule (Hannover), die folgenden fünf, mit jeweils 25.000 Euro dotierten Ränge gingen an die Grundschule Schuttertal, die Hardtschule Durmersheim (beide Baden-Württemberg), die Berufsbildende Schule Einbeck (Niedersachsen), die Marie-Kahle-Gesamtschule (Bonn) und das Essener Nord-Ost-Gymnasium.
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„Nuancen haben entschieden“, tröstete Juror Berkemeier, der selbst zwanzig Jahre lang ein Berufskolleg in Bielefeld leitete. Zwei Tage lang hatten sich die Fachleute ein Bild gemacht, Unterricht besucht, mit Schülern, Eltern, Lehrern und auch Ausbildungsbetrieben gesprochen. „Diese Schule kennzeichnet, dass sie mit großer Heterogenität qualifiziert umgeht. Das zeigen die Abschlüsse, die über dem Landesschnitt liegen“, nannte der Pädagoge die Qualitäten, die das WBBK ins Finale brachten. Noch im Vorjahr war die Schule in der Runde der letzten 50 ausgeschieden.
Zustand von Gebäude und Technik erschreckt Juroren
Die Qualitätsbereiche Leistung, Umgang mit Vielfalt, Unterrichtsqualität, Verantwortung, Schulklima und außerschulische Partner sowie „Schule als lernende Institution“ waren in die Bewertung eingeflossen. „Es geht nicht darum, die am besten ausgestattete Schule in den Fokus zu rücken“, zitiert Schulsprecherin Tülay Polat Fußball-Nationaltorwart Manuel Neuer, der den Wettbewerb unterstützt.
Wäre das ein Kriterium gewesen, hätte sich das Rheinhauser Kolleg die Teilnahme wohl sparen können. „Wir wollten das System Berufskolleg repräsentieren und zeigen, dass in diesem schwierigen Stadtteil mit wenigen Möglichkeiten tolle Arbeit geleistet wird“, sagt Anke Roeßing, in der erweiterten Schulleitung für Beratung zuständig. „Desolat“, beschreibt sie den Zustand von Gebäuden und Technik, der auch die Juroren erschreckte.
WBBK im Wandel: Technischer Fokus hat sich verlagert
In den vergangenen Jahren hat das WBBK sein Angebot neu ausgerichtet. Einst war es vor allem Berufsschule für den Nachwuchs bei Krupp, seit der Schließung der Hütte hat sich der technische Schwerpunkt auf den kaufmännischen Bereich verlagert. Ausgebildet werden Fachkräfte für Büro, Verwaltung und Reiseverkehr. Das Kolleg kooperiert mit der FOM Hochschule, die berufsbegleitende Studien anbietet, ebenso wie mit der Dahlingschule, Friemersheimer Förderschule mit Schwerpunkt Lernen. „Unser Anspruch ist, jeden zu fördern, wie er es braucht“, sagt Anke Roeßing. Schulabbrecher können am Berufskolleg einen neuen Anlauf für Abschluss und Ausbildung nehmen. „Da gibt es schöne Erfolgsgeschichten“, berichtet die Lehrerin.
Kollegium und Schüler hoffen auf baldige Sanierung
Nun hofft das Kollegium darauf, dass irgendwann auch die völlig maroden Toiletten saniert, Breitband-Internet und leistungsfähiges W-Lan installiert werden, damit die Schule den Anschluss nicht vollends verliert. „Wir werden die Bundesländer auch über den Digitalpakt Schule hinaus unterstützen“, hat die Bundeskanzlerin am Donnerstag in ihrer Ansprache versprochen. Kollegium und Schüler des Willy-Brandt-Berufskollegs warten darauf sehnsüchtig.
>>> STICHWORT: DEUTSCHER SCHULPREIS
- Seit 2006 vergibt die Robert Bosch-Stiftung den Deutschen Schulpreis gemeinsam mit der Heidehof-Stiftung. Kooperationspartner sind die ARD und die Zeit-Verlagsgruppe. Es ist der anspruchsvollste und höchstdotierte Preis für gute Schulen in Deutschland.
- Seit dem Start des Programms haben sich über 2000 Schulen um den Preis beworben. Wer von den 15 Finalisten nicht auf die sechs vorderen Plätze kommt, geht nicht leer aus. Neben einer Prämie in Höhe von 5000 Euro können sich die Schulen am zweijährigen Entwicklungsprogramm des Schulpreises beteiligen. Info: www.deutsches-schulportal.de.