Duisburg. Mit dem Preisträger für den Willhelm-Lehmbruck-Preis soll das Museum ein Kristallisationspunkt für Skulptur werden. Preisverleihung am Sonntag.
Für manchen mag das aussehen, wie H.G. Wells verrückte Zeitmaschine: Duzende Lautsprecher vieler Generationen stehen um eine alte Wurlitzer Orgel. Jede Taste lässt die Stimme des verstorbenen Leonard Cohen erklingen. Janet Cardiff and George Bures Miller haben aus allem eine Installation geschaffen, die Skulptur und Klangobjekt zugleich ist. Jetzt erhält das kanadische Künstlerpaar den Duisburger Willhelm-Lehmbruck-Preis dafür und für ihr Lebenswerk.
Und tragen damit auch den Namen Duisburg und seines prominenten Künstlers in die weite Welt – so zumindest erhoffen es sich die Kulturdezernentin Astrid Neese und Milena Karabaic vom Landesverband Rheinland. Der LVR stiftet nun zum ersten Mal den mit 10.000 Euro dotierten Preis.
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LVR-Dezernentin: „Wir zeichnen mit dem Preis auch den Mut der Künstler aus.“
Mit der Übernahme des Preisgeldes, aber auch mit dem jährlichen Zuschuss von 100.000 Euro Betriebskosten an das Lehmbruck-Museum sieht Karabaic eine „kulturpolitische Setzung“ verbunden. Es soll ein Kristallisationspunkt für das Thema Skulptur werden, betont die LVR-Kulturdezernentin: „Wir zeichnen damit auch den Mut aus, den die Künstler mit ihren Arbeiten zum Ausdruck bringen.“
Der Preis wurde 1966 erstmals in Erinnerung an Wilhelm Lehmbruck vergeben. Zuletzt ging er 2017 an die Künstlerin Rebecca Horn – nach elfjähriger Pause. Jetzt soll er aber wieder alle fünf Jahre vergeben werden, kündigt Museumsdirektorin Söke Dinkla am Mittwochnachmittag zur Live-Übertragung nach Übersee.
„The Poetry Machine“ lässt Leonard Cohens Stimme lebendig werden
Dort übrigens ist es just fünf Uhr und so meldet sich das Paar mit Morgenblässe aus dem beschaulichen Grindrod, das mitten im grünen Nirgendwo zwischen Vancouver und Calgary liegt. Seit langem beschäftigen sich Cardiff and Miller mit „Klangskulpturen“. In Münster installierten sie einen „Hörspaziergang“, indem sie Erzählungen und Klänge mit Stadterfahrungen verwoben.
Ihr letztes Werk – die Poetry Machine – verbindet nun Leonard Cohens Verse aus seinem „Book of Longing“ mit der Tastatur. Auf die von Cohens tiefer, kratziger Stimme besprochene Aufnahme stießen sie durch einen glücklichen Umstand. „Beeindruckt hat uns die Intimität der Aufnahme“, sagt Janet Cardiff. Denn denn die Gedichte sind von Cohen nicht nur in einem Rutsch fast fehlerfrei eingelesen worden, sie lassen auch sein Atmen und das Seitenblättern hören.
Die Preisverleihung an Cardiff und Miller beginnt am Sonntag, 20. September, um 11 Uhr. Im Anschluss an die Laudatio kann die „Poetry Machine“ besichtigt werden. Eintritt: 11 Euro. Info und Anmeldung: 0203 283 32 94.