Duisburg. Das Kampagnen-Boot von Greenpeace kreuzt auf dem Duisburger Rheinabschnitt, um zu untersuchen, wie viel Mikroplastik sich im Wasser befindet.

Das Aktionsschiff Beluga II der Umweltorganisation Greenpeace schippert zwischen Duisburg-Ruhrort und -Homberg über den Rhein. An Kilometer 782 lassen die Aktivisten ein feines Netz zu Wasser, den so genannten Manta-Trawler. Bei laufender Fahrt verfangen sich kleinste Verschmutzungen. Diese werden später abgefüllt und deren chemische Zusammensetzung analysiert. Greenpeace will bis Anfang Oktober zwischen Duisburg und Koblenz Wasserproben entnehmen. Duisburg war bei einer vorherigen Fahrt den Umweltschützern schon einmal dadurch aufgefallen, dass sich hier besonders viele Kügelchen Mikroplastik fanden. So werden übrigens Teilchen genannt, die kleiner als fünf Millimeter im Durchmesser sind.

Schiff ankert an der Duisburger Mercatorinsel

Daniela Herrmann untersucht unter Deck die Wasserproben. Einige Partikel lassen sich nur unter dem Horoskop begutachten.
Daniela Herrmann untersucht unter Deck die Wasserproben. Einige Partikel lassen sich nur unter dem Horoskop begutachten. © FFS | Foto: Michael Dahlke

Im Bauch des rund 33 Meter langen Forschungsschiffes befindet sich ein Labor, in dem die Wasserproben direkt untersucht werden können. Einige Stoffe werden nur unter dem Mikroskop sichtbar. Daniela Herrmann lugt hindurch. Die Umweltwissenschaftlerin ist Teil des kleines Greenpeace-Teams – wegen Corona sind nur vier Mann und sie an Deck. Eine muntere Kreuzfahrt ist es nicht. „Heute war ich so gut wie die ganze Zeit im Labor“, erklärt sie.

Sie weiß: Binnengewässer spielen bei der Verbreitung von Plastikpartikeln eine wichtige Rolle – über Flüsse werden die kleinsten Teile in die Meere gespült. Schuld daran können zum Beispiel Klärwerke sein, in denen sich die Reststoffe von Peelings und Seifen sammeln. Oder Plastik-Pellets, die beim Verladen ins Wasser gelangen. „Inzwischen lassen sich Plastikpartikel in Muscheln und Fischen nachweisen und der Müll landet so direkt wieder auf dem Teller“, sagt die 27-Jährige.

Mikroplastik verursacht zahlreiche ökologische Schäden, der gesundheitliche Einfluss auf Lebewesen beschäftigt die Forschung. Partikel wurden bisher unter anderem in Schnee, Lebensmitteln oder Trinkwasser nachgewiesen.

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Greenpeace betonte, Wasserorganismen könnten diese Partikel mit Nahrung verwechseln und verschlucken. Gefährliche Chemikalien, die sich an die Partikel anlagerten, gelangen so in die Nahrungskette. Bei ersten zehn Stichproben auf dem Rhein 2019 habe die Crew der Beluga II jedes Mal Mikroplastik gefunden. Im Vorfeld dieser Route wurde genau recherchiert, an welchen Stellen die Proben genommen werden sollen.Der Rhein sei wie viele andere Gewässer weltweit stark mit Mikroplastik verschmutzt, wissen die Greenpeace-Aktivisten, deren Arbeit mit Spendengeldern finanziert wird. „Wir wollen mit der aktuellen Expedition unsere Recherchen erweitern und auch Sedimentproben nehmen. Wir gehen den Ursachen auf den Grund“, betont Daniela Herrmann.

Kleiner Mannschaft wegen Corona

Mit ihrem Boot sind die Forscher weitestgehend autark. Neben dem Labor befinden sich Kisten mit Nahrungsmittel, „Schnuckerkram“ genauso wie Nudeln, Milch oder andere Lebensmittel. Eigentlich sollte die Tour auf dem Rhein schon im Frühjahr stattfinden, doch im Corona-Jahr hat sich alles verschoben.

Übrigens: Alleine fünf Tage hat die Beluga II gebraucht, um von Hamburg nach Duisburg zu fahren. Das Boot hat schon viele Greenpeace-Kampagnen begleitet – das Labor befindet sich in einem Container unter Deck, und kann bei Bedarf auch in ein Kommunikationszentrum umgebaut werden. Auf Infotouren wird der Laderaum als Ausstellungs- und Vortragsraum, aber auch für Filmvorführungen und Pressekonferenzen genutzt.

Von Duisburg geht’s anschließend Richtung Düsseldorf und Köln.