Duisburg. Zur Saisoneröffnung nach der Corona-Zwangspause ließ die Rheinoper Lieder der „Comedian Harmonists“ aufführen. So schlugen sich die Opernsänger.

An den anderen Theatern der Region waren in den vergangenen Jahren immer wieder Abende mit Liedern der „Comedian Harmonists“ zu sehen. Dass die Deutsche Oper am Rhein, deren Kernkompetenz auf ganz anderem Gebiet liegt, nun solch ein Programm herausbringt, ist natürlich der Corona-Pandemie geschuldet, in der von den Bühnen kleine Formate gesucht werden. Bewusst hat das Musiktheater die Saison in Duisburg am Freitagabend mit einem unterhaltsamen Stück eröffnet.

Zu Beginn der Vorstellung begrüßt der neue Operndirektor Marwin Wendt in Vertretung von Generalintendant Christoph Meyer das Publikum, das mit ausreichenden Abständen im Saal verteilt ist: „Es war eine lange Durststrecke für alle Mitarbeiter des Hauses.“ Die Premiere nennt er „einen glücklichen Tag, der ein Wiederbeginn mit einem wunderbaren Ensemblestück ist!“

„Comedian Harmonists“ in Duisburg: Stimmen verschmelzen nicht optimal

Musikalisch beginnt der Abend mit dem schwungvollen „Wochenend und Sonnenschein“: Pianist Patrick Francis Chestnut, der federnd und pfiffig musiziert, ist im Zentrum der Bühne positioniert. Die fünf Sänger im Frack stehen leicht halbkreisförmig auf Höhe des Portals, sodass auch der Sicherheitsabstand zu den Zuschauern in der ersten Reihe gewahrt bleibt und selbst diese unerreichbar für die Aerosole der fünf Sänger sind.

Tenor Cornel Frey (Ari).
Tenor Cornel Frey (Ari). © Deutsche Oper am Rhein | Hans Jörg Michel

Da die fünf Herren über die ganze Breite der Bühne verteilt stehen, verschmelzen die Stimmen nicht so optimal, wie es bei einer räumlich engeren Positionierung der Fall wäre. Jeder Sänger ist klar herauszuhören: Im Zentrum der Bühne steht Tenor Cornel Frey, der mit einer federleicht-mühelosen Höhe glänzt und immer ein kleines Augenzwinkern in die Texte legt.

Rechts von ihm steht der lyrische Tenor Luis Fernando Piedra, links Bassist Günes Gürle. Beide Interpreten müssten in den schnellen Passagen noch an ihrer Textverständlichkeit arbeiten. Die Außenpositionen sind mit Bariton Dmitri Vargin, der seine Soli mit sanftem Schmelz singt, und dem stimmlich flinken Tenor Florian Simson besetzt.

Auch interessant

Ein Hit der „Comedian Harmonists“ folgt hier auf den nächsten, Ohrwurm jagt Ohrwurm: Nach dem hymnischen „Ein Freund, ein guter Freund“, stimmt das Ensemble direkt das idyllisch-verträumte „Guter Mond“ an. Unter den 15 Liedern, die hier erklingen, dürfen natürlich auch „Veronika, der Lenz ist da“ und „Mein kleiner grüner Kaktus“ nicht fehlen.

Bravo-Rufe nach 75-minütiger Vorstellung

Die fünf Opernsänger zeigen sich auf dem ungewohnten Terrain erstaunlich stilsicher, so dass der Swing der Musik und der Witz der Texte gut rüberkommt.

Ein echter Knaller ist der „Creole Love Call“ mit seinen Instrumentalimitationen. Zwischen den Gesangsblöcken erzählt Moderator Dirk Weiler die Geschichte der „Comedian Harmonists“, angefangen vom Vorsingen im Jahr 1927, über die großen Erfolge im In- und Ausland mit 150 Auftritten im Jahr, bis zur Zwangsauflösung durch die Nazis. Drei der Mitglieder hatten nämlich jüdische Wurzeln.

Auch interessant

Die Spielleitung der Produktion liegt in den Händen von Esther Mertel, die aber wenig zu tun hat, weil die Sänger auf festen Positionen stehen müssen. Michail Matys, in der Ära von Ballettchef Youri Vamos ein prägender Tänzer und jetzt Leiter der Statisterie, hat den Sängern dezente Tanzeinlagen, Armbewegungen und Posen beigebracht. Für die stimmungsvolle Beleuchtung sorgen Volker Weinhart und Thomas Tanagorski.

Das verantwortliche Team dieser Produktion präsentiert sich beim Schlussbeifall jedoch nicht dem Publikum. Die fünf Sänger und der Pianist Patrick Francis Chestnut erhalten am Ende der 75-minütigen Vorstellung jedoch großen Beifall und viele Bravo-Rufe. Als Zugabe gibt es noch einmal die „Schöne Isabella“.