Duisburg. Freundinnen von Mine O. aus Duisburg haben im Totschlag-Prozess gegen ihren Ehemann ausgesagt. Sie berichteten von ihren Affären und Schlägen.

Wie war die Ehe zwischen Ercan E. (29) und Mine O. (26)? Dieser Frage ist das Duisburger Schwurgericht am zweiten Prozesstag zum Tod der jungen Mutter nachgegangen. Zwei Freundinnen von Mine O. sagten aus. Deren angeklagter Ehemann wirke im Vergleich zum Auftakt vor einer Woche verändert.

Zum Prozessauftakt hatte Ercan E. gestanden, seine Frau nach einem Streit im Schlafzimmer erwürgt zu haben, und unter Tränen gesagt: „Ich bereue, dass ich meinem Sohn die Mutter genommen habe.“ Sieben Tage später nahm er erneut auf der Anklagebank Platz.

Prozess zum Tod von Mine O. aus Duisburg: „Mine hat fröhlich gewirkt“

Dabei wirkte er gefestigter als beim Auftakt, bei dem er mehrfach in Tränen ausgebrochen war. Er ging sich durch seinen Dreitagebart, blickte durch den Gerichtssaal und wirkte teilweise distanziert, als er die Schilderung zweier Freundinnen seiner toten Frau hörte.

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Gemeinsam mit ihrer Schwester war eine 25 Jahre alte Düsseldorferin mit Mine O. am Tattag, dem 7. September, in Belgien gewesen. „Mine hat dabei fröhlich gewirkt. Im Auto hat sie mir aber auch von einem Streit am Vorabend erzählt“, berichtete die junge Frau, die Arzthelferin Mine O. 2015 während der gemeinsamen Ausbildung kennenlernte.

Ercan E. soll Mine O. mit Eisenstange geschlagen haben

In vertraulichen Gesprächen habe Mine O. ihr von Gewalt in der Ehe erzählt. Sogar mit einer Eisenstange habe ihr Mann sie einmal geschlagen und anschließend eingesperrt. „Das war aber in der Zeit, bevor wir uns kennengelernt haben“, schränkte die 25-Jährige ein. Es habe jedoch oft Streit zwischen Mine O. und Ercan E. gegeben. Ein gemeinsamer Urlaub in der Türkei im Sommer 2019 habe die Beziehung vorerst retten sollen.

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Ercan E. hatte dem Gerichtspsychiater vor dem Prozess von einer Ehe ohne Intimität berichtet. Von Affären seiner Frau will er erst nach deren Tod erfahren haben. Das Verhältnis zu einem Mann aus Bochum habe seit etwa einem Jahr bestanden, schätzen die Freundinnen. Fast jedes Wochenende soll sie bei ihm verbracht haben. Sie habe den Liebhaber immer als „Gentleman“ und Ercan E. als „Bauern“ bezeichnet, berichtete eine 24 Jahre alte Studentin. Diese hatte Mine O. in einer psychiatrischen Tagesklinik kennengelernt, in der beide behandelt wurden.

Mine O. soll Kontakt zu „mehreren Männern“ gehabt haben

Eigentlich sollte nicht nur über den Geliebten aus Bochum geredet werden, er sollte auch aussagen. Beim Prozessauftakt hatte er unentschuldigt gefehlt, am Dienstag war er verhindert, da er nach seinen Angaben nach einem Corona-Test nicht rechtzeitig aus der Türkei ausreisen konnte.

Mine O. aus Duisburg wurde am 7. September in der gemeinsamen Wohnung in Duisburg-Kaßlerfeld von ihrem Ehemann getötet.
Mine O. aus Duisburg wurde am 7. September in der gemeinsamen Wohnung in Duisburg-Kaßlerfeld von ihrem Ehemann getötet. © Polizei Duisburg

Er soll nicht der einzige Seitensprung von Mine O. gewesen sein. „Sie hatte Kontakt zu mehreren Männern“, erklärte ihre Freundin. Eine Scheidung sei immer wieder ein Thema gewesen. „Sie hat immer wieder überlegt, die Ehe zu beenden. Aber da waren ja noch Gefühle und auch der Kleine“, sagte die Zeugin.

Staatsanwaltschaft wirft Ercan E. Totschlag vor

Im Prozess zum Tod der jungen Mutter hat die Kammer drei weitere Verhandlungstage angesetzt. Am 28. September sollen jetzt zwei Männer aussagen, die ein Verhältnis zu Mine O. gehabt haben sollen – auch der „Gentleman“ aus Bochum.

Die Staatsanwaltschaft wirft Ercan E in der Anklage Totschlag vor, geht von einer Tat im Affekt aus. Die Familie der Kaßlerfelderin tritt als Nebenkläger auf. Die beiden Brüder und der Vater verfolgten die ersten beiden Verhandlungstage im Gerichtssaal.