Duisburg. Bei Trennungen beginnt oft ein Kampf ums Kind, den ein Elternteil verliert. Eine Duisburgerin berichtet, was es bedeutet, Kinder zu verlieren.

Ist die Liebe aus, muss bei einer Scheidung geregelt werden, wie die Kinder in Zukunft leben sollen. Oft erziehen Mütter und Väter die Kinder weiterhin gemeinsam, doch bei manchen Paaren beginnt nach der Trennung ein erbitterter Krieg, der im Kampf um die Gunst der Nachkommen ehemals Liebende zu Feinden werden lässt. Ein solches Tauziehen hat eine Duisburger Mutter erlebt.

„Meine Kinder wurden mir durch Manipulation entfremdet“, so ihr Vorwurf. Ihr Name ist der Redaktion bekannt, zum Wohle der drei Kinder wird dieser verschwiegen. Sie sollen im Konflikt nicht weiter zum Faustpfand emotional verletzter Eltern werden, nicht weitere Konflikte und Eskalationsstufen miterleben müssen.

Scheidung nach 21 Jahren – Kinder aus Rache entzogen?

21 Jahre lang war die Duisburgerin verheiratet. Redet sie über ihren Ex-Mann, so scheint sie in einer Hassspirale aus Vorwürfen gefangen. Sie beschreibt ihn rückblickend als „machtbesessen“. Jede Diskussion habe er gewonnen, sie, die finanziell abhängige Hausfrau, immer nur runtergemacht. Für die Kinder sei sie bei ihm geblieben. „Wenn er mich berührte, hat er mir den Atem genommen“, beschreibt sie rückblickend ihre Gefühlswelt.

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Vor zwei Jahren, und mit der Liebe zu einer anderen Frau im Rücken, zieht sie einen Schlussstrich. Eifersucht, Wut, Rachsucht hätten ihren Ex-Mann fortan angetrieben. Aus verletztem Stolz outet er die Mutter vor den Kindern als lesbisch. Mit den Worten „Der Startschuss ist gefallen: Das Rennen kann beginnen. Du weißt, dass ich bis zum Schluss laufe“ habe der Familienvater einen Wettkampf um die Kinder eingeläutet.

Nach der Trennung: Kontakt zu den Kindern verändert sich

Die älteste Tochter möchte sofort beim Vater leben, später folgen auf Wunsch auch die beiden Jüngsten. Die Mutter steht alleine da, auch weil der Vater das Aufenthaltsbestimmungsrecht erhält. Die Frau kämpft um jede Minute und jede Stunde Umgang, darf die Kinder etwa am Wochenende zu sich holen.

Doch die gemeinsame Zeit wird immer wieder vom elterlichen Konflikt und dem Ringen um die Kinder bestimmt. Mit der Zeit habe sich auch das Verhalten der Kinder geändert, berichtet die Mutter. Vereinbarungen werden gebrochen, Umarmungen werden weniger. „Sie haben mir kein Vertrauen mehr geschenkt.“

Eltern-Kind-Entfremdung: Meistens trifft es Väter

Die Schuld dafür sucht die 45-Jährige beim Vater, der aus egoistischen Motiven heraus die Kinder manipuliert haben soll. Ihr Sohn habe ihr einmal gesagt: „Papa will, dass ich dich hasse.“ So unfassbar der Vorwurf klingt – dieses Phänomen hat einen Namen: Wenn die Nähe des Kindes zu Mama oder Papa auf Betreiben des anderen Elternteils hin in Ablehnung umschlägt, ist von einer Eltern-Kind-Entfremdung die Rede.

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Meistens sind es Väter, die auf diese Weise den Kontakt zum Kind verlieren. Offizielle Zahlen darüber, wie viele Eltern unfreiwillig keinen Kontakt mehr zu ihrem Kind haben, gibt es nicht. Die vom Bundesfamilienministerium in Auftrag gegebene Studie „Getrennt gemeinsam erziehen“ kommt zu dem Ergebnis, dass Väter in 18 Prozent der Trennungsfamilien ohne Kontakt zum Kind sind, Mütter in drei Prozent der Fälle.

Jeder Scheidungskrieg hat zwei Seiten

Die meisten der befragten Trennungseltern gaben an, dass der Kontaktabbruch auf Betreiben des anderen Elternteils erfolgt sei und sie sich Kontakt zum Kind wünschten. Dagegen findet eine Mehrheit der Elternteile, die als einzige Kontakt zum Kind haben, dass der andere Elternteil am Kontaktabbruch erheblich beteiligt war.

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Es gibt also bei einem Scheidungskrieg immer zwei Seiten, so auch im Fall der Duisburger Mutter. Sie selbst gesteht sich ein, im Kontakt mit den Kindern Fehler gemacht zu haben. So hat sie etwa die Surfausrüstung ihres Mannes versteckt, nur um einen Urlaub mit den Kindern zu sabotieren.

Kinder übernehmen Werte und Einstellungen des betreuenden Elternteils

Ihr jüngster Sohn lebt mittlerweile bei ihr, zu seinem Vater möchte er keinen Kontakt mehr. Bei den Töchtern ist es umgekehrt. Sie haben jeweils das Feindbild des betreuenden Elternteils übernommen. Zu ihren Mädchen hat sie keinen Kontakt, sie verschickt auch keine Nachricht zum Geburtstag. „Aus Schutz“, sagt sie, um Konflikte zu umgehen. „Ich werde sie aber immer im Herzen tragen.“