Essen. Das ARD-Drama „Weil du mir gehörst“ zeigt einen erschreckend intensiv inszenierten Sorgerechtsstreit. Nicht nur dank der Darsteller.
Innerhalb eines Jahres wandelt sich die ausgelassene Vertrautheit der achtjährigen Anni (Lisa Maria Trense) zu ihrem Vater Tom (Felix Klare) in ein „Ich hasse Dich, ich wünschte, Du wärest tot.“ Der Befund: Eltern-Kind-Entfremdung. Gezielt betrieben durch Mutter Julia (Julia Koschitz).
Mit „Weil du mir gehörst“ präsentiert die ARD ein Drama, das zum Quotenknüller vermutlich nicht taugt, das aber in seiner beklemmenden Auseinandersetzung mit dem gesellschaftsrelevanten Thema Kindeswohl den Fernsehalltag weit überstrahlt.
Das Ausmaß des unter dem Namen PAS (Parental Alienation Syndrome) bekannte „elterliche Entfremdungssyndrom“, das 1985 von dem Amerikaner Richard E. Gardner erstmals beschrieben wurde, ist statistisch nicht erfasst.
Doch unzweifelhaft erzählt die von Drehbuchautorin Katrin Bühlig akribisch recherchierte und von Regisseur Alexander Dierbach mit drei überragenden Hauptdarstellern erschreckend intensiv inszenierte Geschichte keinen extremen Einzelfall. Allenfalls könnte man die „Täterrolle“ tauschen.
„Weil du mir gehörst“ zeigt Eltern im Ausnahmezustand
Am Anfang stehen auf einer Elternseite verletzte Gefühle, Eifersucht, Wut, Rachsucht. Was passiert, wie und mit welchen verheerenden Folgen, wenn nach der Trennung ein Elternteil das Kind als Waffe im Krieg gegen den Ex-Partner einsetzt? Wenn das Kind aus egoistischen Motiven heraus systematisch so manipuliert wird, dass es schließlich das „Feindbild“ verinnerlicht, Vater oder Mutter aus seinem Leben verbannt?
Ein lässliches Kavaliersdelikt, das niemanden außerhalb der Familie angeht, ist diese bewusst herbeigeführte Entfremdung sicher nicht; Katrin Bühlig spricht von psychischer Kindesmisshandlung. Und die Zeit heilt nicht automatisch alle seelischen Wunden, die Schäden sind oft bleibend.
Die Ehe von Tom und Julia ist gescheitert. Nach anscheinend harmonischer Trennung teilen sich beide das Sorgerecht, das Umgangsrecht ist geregelt. Doch Julia neidet ihrem Ex zunehmend das Glück an der Seite einer neuen Partnerin, die zudem ein herzliches Verhältnis zu Töchterchen Anni entwickelt hat.
Sorgerechtsstreit: Juristische Maschinerie viel zu langsam
Immer häufiger boykottiert sie durch eigene Aktivitäten („Papa hat das wohl vergessen“) die Termine, an denen Tom die Kleine abholen will; sie unterschlägt seine Telefonanrufe („die Arbeit war wohl wichtiger“), wechselt den Wohnort, ohne eine Adresse zu hinterlassen, unterbindet jede Kommunikation zwischen Anni und Tom, den sie sogar der häuslichen Gewalt bezichtigt. Bei jedem Schritt gelingt es der geschickten Manipulatorin, Tom als Schuldigen dastehen zu lassen. Als der das Jugendamt einschaltet, sich eine Anwältin nimmt, eskalieren die Ereignisse. Klagen, Gegenklagen, Gutachter.
Die juristische Maschinerie, die in Gang gesetzt wird, ist viel zu langsam und unflexibel, um wirklich dem Wohl des Kindes dienen zu können. Die Hassspirale, in der Julia gefangen ist, hat Anni längst mitgerissen und alle positiven Erinnerungen an den Vater aus ihrem Gedächtnis gelöscht. Was ist jetzt überhaupt noch möglich?
- Mittwoch, 12. Februar, 20.15 Uhr, ARD: „Weil du mir gehörst“