Duisburg. Der 19-jähriger Tobias Ambold aus Duisburg ist 2020 der einzige Priesteramtskandidat aus dem Bistum Essen. Zölibat sieht er als Herausforderung.
Sein neuer Lebensabschnitt beginnt am 14. September. Dann zieht der 19 Jahre alte Tobias Ambold, ins Collegium Borromaeum am Münsteraner Domplatz zum Theologiestudium. Der Abiturient des Steinbart-Gymnasiums will Priester werden. Er ist 2020 der einzige neue Priesteramtskandidat für das Bistums Essen.
Zwischen Duisburg und Meinerzhagen existieren gut 40 Großpfarreien, davon vier in Duisburg. Sie müssen alle mit Seelsorgern besetzt werden. Doch der Nachwuchs fehlt der katholischen Kirche. Nun geht Tobias Ambold diesen mutigen Schritt, den seine Klassenkameraden nach seinen Angaben respektiert und diskutiert haben.
Priesteramtskandidat aus Duisburg sagt: „Ich bin normaler Student“
Ob es Sinn macht, seinen Beruf und sein Leben Jahre später mit dem Gehorsams- und Treue-Versprechen vor dem Bischof und zur Kirche zu verbinden, das ist keine Frage, die den jungen Duisburger jetzt beunruhigt. „Ich bin normaler Student, ich gehe einen Weg, der meine nächsten Jahre bestimmt“, sagt er. Aufsein Studium folgt dem Plan nach eine fast zweijährige Praxis- und Seminarzeit bis zur Weihe.
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Die Diözese Essen, für deren Ausbildung sich Tobias sich trotz seiner Herkunft aus Rheinhausen, das eigentlich zum Bistum Münster gehört, entschieden hat, hatte ihm vor einem Jahr dazu geraten, nicht direkt von der Schulbank ins Borromaeum zu gehen und sich mit der Entscheidung etwas Zeit zu lassen.
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Zeit in Tansania endet wegen Corona vorzeitig
„Mir ist klar, warum“, sagt der 19-Jährige heute. Seit August 2019 arbeitete er im afrikanischen Tansania mit Schulkindern. „Die rund acht Monate bis April 2020 haben mich aus dem sprichwörtlich wohlbehüteten Elternhaus herausgeführt. Ich habe in Afrika eine andere Lebensart und Menschen mit ihren Ideen kennengelernt, die anders ticken als wir in unserer Welt.“
Wegen der Auswirkungen der Corona-Pandemie endete Tobias Zeit in Tansania allerdings schon im Frühjahr und nicht, wie eigentlich geplant, erst in diesem Sommer. Jetzt freut er sich auf Münster, auf das Studium, und auf die Frauen und Männer im Collegium Borromaeum. Frauen im Studienkolleg der katholischen Kirche? Ingelore Engbrocks, stellvertretende Dezernentin für Berufe in Seelsorge und für seelsorgliche Ausbildung beim Ruhrbistum, erklärt das: „Auch Frauen können wie andere Studierende Studentenbuden im Borromaeum mieten. Die Zimmer werden ja für die vielen Theologie- und Priesteramtskandidaten früherer Zeiten nicht mehr gebraucht.“
Zölibat ist für Duisburger eine „Herausforderung“
2017 waren es 17 Priester-Studenten, um 1900 dagegen 50 bis 60. Und Anfang der 30er-Jahre 80 bis 100 Kandidaten, die am Münsteraner Domplatz ihre Ausbildung begonnen hatten. Dem Seminar ist laut der katholischen Kirche angesichts der kleinen Zahlen heute eine offene, weltnahe Ausbildung der künftigen Priester besonders wichtig. Das Borromaneum erklärt in seiner Beschreibung: „Wir legen großen Wert darauf, dass unsere künftigen Priester in ihrer Ausbildung mit anderen Christinnen und Christen gemeinsam unterwegs sind und sich mit Fragen des Lebens und des Glaubens auseinandersetzen. Alle sollten gemeinsam versuchen, Leben aus dem Glauben an Jesus Christus zu gestalten.“
Einer besonderen Frage auf seinem Weg ins Studium und zu seinem Ziel begegnet Ambold offen. „Dass ich mich verpflichte, auf nahe und intime Beziehungen zu einer Frau zu verzichten, ist eine Herausforderung. Mein Prozess, mich damit auseinanderzusetzen, hat früh begonnen. Dieser Verzicht bringt mich von meiner Entscheidung, Priester werden zu wollen, nicht ab.“ Wichtig sei, sich laufend damit auseinanderzusetzen, ergänzt er. Das wachse und „kann Stabilität geben“.
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Gewachsen ist sein Zukunfts-Entschluss mit gut 16 Jahren,nach seiner Firmung. „Ich habe in der Jugendarbeit und als Messdiener-Leiter nicht nur den Umgang mit Menschen gelernt. Ich habe erfahren, welche Verantwortung Seelsorger haben, dass Kirche menschlich bleibt und die Jugendarbeit nahe bei den Heranwachsenden ist. Im Dienst am Altar in der Messe habe ich mehr und mehr gespürt: Ich bin hier zuhause und darf auch bei Gott ankommen.“
Religionslehrer am Steinbart-Gymnasium begleitete Entschluss
Tobias Ambolds Entschluss Priester zu werden, begleitete auch sein Religionslehrer am Steinbart-Gymnasium offen und sensibel. Der Rheinhauser berichtet: „Zwischen 16 und 18 Jahren sind mir die Bibel und dort vor allem die Psalmen wichtig geworden.“ Dort lese man von den Nöten, Hoffnungen und von Lebensfreude der Menschen: „Sie schreien auch zu Gott, wenn sie Lebenswege und Unterstützung suchen.“
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Solche Unterstützung und Begleitung, wünscht er sich, für seinen Studentenalltag und seinen Weg in Münster. „Ich weiß, dass da viel passieren wird. Ich werde erleben, was das mit mir macht.“ Anders als die jüngste Vatikan-Erklärung zur Gemeindeleitung, die allein Priestern zukomme, setzt Tobias Ambold auf ein verantwortliches Miteinanderbefähigter Christen mit denen, die für den liturgischen Dienst Geweihten in Gemeinden geweiht sind. Er hat eine klare Meinung: „Ohne entscheidende Verantwortung von hauptberuflich tätigen Frauen und Männern mit engagierten Ehrenamtlichen könnten wir Christen doch jetzt schon mindestens jede zweite Kirche und Gemeinde zumachen.“