Duisburg. In Duisburg werden ab sofort Quereinsteiger zum Lokführer ausgebildet. Eine Finanzierung kann etwa durch die Agentur für Arbeit erfolgen.

In Duisburg hat eine Eisenbahn-Fachschule für Lokführer und weitere bahnspezifische Berufe eröffnet. In elf Monaten können Quereinsteiger bei dem privaten Bildungsträger Dispo-Tf Education den Beruf des Lokführers oder Triebfahrzeugführers, wie der Berufsstand offiziell heißt, erlernen. Eine Finanzierung ist über Kostenträger, etwa die Agentur für Arbeit und das Jobcenter, möglich.

In NRW hat der Bildungsträger mit Schwerpunkt im Eisenbahnverkehrswesen schon Fachschulen in Dortmund, Köln und Mönchengladbach eröffnet – mit denen der Bedarf aber nicht gedeckt werden könne, begründet Geschäftsführer Dirk Vogel die Entscheidung für den neuen Standort an der Grabenstraße in Neudorf.

Eisenbahn-Fachschule für Lokführer in Duisburg: 80 Absolventen jährlich geplant

Duisburg sei ideal, da die Stadt „als europäischer Endpunkt der neuen Seidenstraße ein Drehkreuz im Eisenbahngüterverkehr“ darstellt. „Berufe, in denen wir ausbilden, werden hier besonders stark nachgefragt“, so Vogel. In regelmäßigen Turnussen sollen jährlich bis zu 80 Lokführer am Standort Duisburg ausgebildet werden.

Mit dem Angebot der Umschulung möchte das Unternehmen dem Fachkräftemangel entgegenwirken, denn Dispo-Tf ist ein Eisenbahnverkehrsunternehmen mit Sitz in Berlin, das eigene Tochterunternehmen für den Güter- und Personenverkehr betreibt. Als Partner von Dispo-Tf gelten etwa Duisport Rail und die Nordwestbahn.

Lokführer werden: Umschulung dauert elf Monate

Die Umschulung zum Triebfahrzeugführer dauert elf Monate, Inhalte werden in Theorie- und Praxisunterricht vermittelt. Vorausgesetzt werden ein Hauptschulabschluss (oder eine Berufsausbildung), ein Sprachtest sowie eine Tauglichkeitsuntersuchung.

Durch die komprimierte Vermittlung der Inhalte sei Eigenmotivation eine wichtige Voraussetzung. „Es ist eine schwere Ausbildung, die man nicht unterschätzen sollte“, mahnt Vogel. Von 15 Teilnehmern schaffen im Schnitt etwa acht bis neun den Abschluss.

Aufbauendes System – Rangierlokführer nach neun Monaten

Ein Vorteil: Die Inhalte sind aufbauend, erklärt Vogel. Nach drei Monaten haben die Teilnehmer den Beruf des Rangierbegleiters erlernt, nach neun Monaten den des Rangierlokführers, die etwa im Hafen- oder Werksverkehr bei Thyssenkrupp sowie den Hüttenwerken Krupp Mannesmann gesucht werden.

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Damit viele Teilnehmer aber das Endziel Lokführer erreichen, bietet der Bildungsträger über die Umschulungsdauer eine kostenlose pädagogische Begleitung sowie Nachhilfe an. Ein zusätzlich spezieller Sprachkurs macht die Umschüler mit dem Eisenbahner-Deutsch vertraut.

Fahrsimulator: Lernen auf virtuellen Schienen

Christian Brendemühl, Lokführer in Ausbildung, am Fahrsimulator.
Christian Brendemühl, Lokführer in Ausbildung, am Fahrsimulator. © FUNKE Foto Services | Tanja Pickartz

In den Schulungsräumen an der Grabenstraße werden die Teilnehmer zunächst auf virtuelle Schienen geführt, denn zentraler Punkt der Ausbildung sind Schulungen am Fahrsimulator, die von erfahrenen Trainern überwacht werden.

Am originalgetreuen Nachbau eines Führerstandes sitzt an diesem Tag Christian Brendemühl. „Das ist meine dritte Fahrt“, sagt der 35-Jährige. Den Quereinstieg auf Schienen hat er aufgrund der versprochenen Jobsicherheit in der Branche gewählt. „Ich komme eigentlich aus der Gastronomie.“

Die Software kann auf 200 Kilometern Strecke alle Betriebsabläufe darstellen. Alle Signale und Weichen können einzeln angesteuert werden. So können auch sicherheitskritische Verfahren wie Personen im Gleis geprobt werden, die im realen Betrieb nur selten vorkommen.

Lokführer werden: Finanzierung über Kostenträger möglich

In den meisten Fällen könne die Umschulung durch einen Kostenträger wie etwa die Agentur für Arbeit oder das Jobcenter finanziert werden. Auch eine Eigenfinanzierung in Höhe von 12.500 Euro ist möglich. Alle Teilnehmer, die bestehen, erhalten von dem Unternehmen eine Einstellungszusage bei einer Firma aus der Dispo-Tf-Unternehmensgruppe nach Tarifvertrag – 3000 Euro brutto, hinzu kommen Zuschläge etwa für Nachtfahrten oder Feiertage.

>>> Lokführer werden – Info-Veranstaltungen

■ Ausführliche Infos zum Ausbildungsangebot sowie zu Finanzierungsmöglichkeiten erhalten Interessenten auf der allwöchentlichen Infoveranstaltung. Diese findet immer mittwochs um 15.30 Uhr in der Fachschule an der Grabenstraße statt.

■ In der Corona-Zeit wird dringend um Voranmeldung gebeten. Dies ist möglich per E-Mail an bildung@dispo-tf.de oder telefonisch unter der kostenlosen Rufnummer 0800 5770138. Die Kursstarts für den nächsten Lokführer-Kurs sind für den 24. August und den 21. September geplant.

■ Neben dem Triebwagenführer bildet Dispo-Tf Education auch etwa Wagenmeister im Güterverkehr, Rangierlokführer, Arbeitszugführer oder Zugbegleiter aus. Die Ausbildungszeit beträgt je nach Lehrgang drei bis 12 Monate.