Duisburg. Rund zehn Jahre lang soll ein Duisburger (44) eine 23-Jährige aus Rumänien zur Prostitution gezwungen haben. Nun steht er vor dem Amtsgericht

Rund zehn Jahre lang, von 2007 bis 2017, soll ein Mann aus Rheinhausen (44) eine Frau zur Prostitution gezwungen und immer wieder misshandelt haben. Die Rumänin soll 2006 unter falschen Versprechungen ins Land gelockt worden sein. Zu Beginn des Prozesses vor dem Amtsgericht am König-Heinrich-Platz bestritt der Angeklagte jede Schuld.

Die Anklageschrift listet zahlreiche Gesetzesverstöße auf: Zwangsprostitution, Zuhälterei, mehrfache Körperverletzungen, Vergewaltigung und Bedrohung. Die damals 23-Jährige soll geglaubt haben, sie könne einen ganz normalen Job haben, als sie auf Vermittlung einer Bekannten nach Deutschland kam. Stattdessen landete sie in der Wohnung des Angeklagten und drei Tage später in einem Zimmer im Rotlichtviertel an der Vulkanstraße.

Duisburg: Angeklagter schildert eine harmonische Beziehung

Mehrfach soll sie ihre Absicht bekundet haben, mit der Prostitution aufzuhören. Eben so oft soll der Angeklagte dies mit brutalen Mitteln verhindert haben: Die Anklage zählt Schläge, Tritte und einen Wurf mit einem eisernen Hocker auf. Einmal soll der 44-Jährige die Frau sogar in den Kofferraum seines Autos gesperrt haben. Er öffnete ihn auf der Brücke der Solidarität wieder und soll damit gedroht haben, die Frau in den Rhein zu werfen.

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Der 44-Jährige bestritt die Vorwürfe zu Prozessbeginn. „Ich habe sie durch Bekannte kennen gelernt“, berichtete er. Die Frau sei bei ihm eingezogen und heiratete später seinen Nachbarn. „Wegen der Krankenversicherung“, erklärte der Angeklagte dem verdutzten Richter. Die Freundin des Nachbarn habe er geheiratet. „Aber nur auf dem Papier.“ Die Hauptbelastungszeugin sei auf eigene Rechnung und freiwillig im Sex-Gewerbe tätig gewesen, so der Angeklagte. „Es hat mich nicht gestört.“ Er habe aber auch kein Geld von der Frau bekommen, betont der 44-Jährige.

Hauptbelastungszeugin verlor bei ihrer Vernehmung die Nerven

Er habe mit der Hauptzeugin und deren Sohn ein harmonisches Familienleben geführt, sagt der Angeklagte. „Klar gab es mal Streit, aber keine Gewalt.“ Die Hauptbelastungszeugin erinnert sich anders: Sie berichtet von brutalen Übergriffen und davon dass der Angeklagte ungeniert ihre Einnahmen für sich verwandt habe. „Er hat mich sogar zu Schönheits-Operationen gezwungen“, berichtet die 37-Jährige mit Verweis auf mehrere Brustvergrößerungen. „Damit ich mehr verdiene.“

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Aus Scham habe sie ihrer Familie ihre wahre Lage auch dann verschwiegen, als sie einmal alleine die Heimat besucht habe. Doch in zahlreichen Details verwickelte sich die Zeugin in Widersprüche. Bohrende Nachfragen des Gerichts und des Verteidigers beantwortete sie am Ende ihrer fast dreistündigen Vernehmung mit einer Mischung aus Weinkrampf und Wutanfall: „Ich erinnere mich nicht mehr an alles. Ich hatte Angst. Sie werden das alle nie verstehen“, schrie sie.

An zwei weiteren Verhandlungstagen im August und September sollen Zeugen vernommen werden.